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Das 100-Jahr-Jubiläum des Grenchenbergtunnels wurde gebührend und mit Respekt gefeiert. Dabei sprach man nicht nur von der heutigen Bedeutung des Tunnels, sondern blickte auch zurück auf die Eröffnung, die damals nicht so freudig gefeiert wurde.
Als vor 100 Jahren der Grenchenbergtunnel nach nur vier Jahren Bauzeit eröffnet wurde, herrschte nicht nur eitel Freude. Einerseits überschattete der 1. Weltkrieg mit seinen Ereignissen die Berichterstattung, andererseits hatten beim Bau 12 Arbeiter ihr Leben verloren. Und just einen Tag zuvor hatte sich in der Kammfabrik Mümliswil eine heftige Explosion ereignet, bei der über 32 Arbeiter ums Leben kamen.
Man würdigte in Grenchen zwar das Bauwerk, aber so richtige Feierstimmung wollte vor 100 Jahren nicht aufkommen. Im Gegenteil: Die Stadtväter sagten alle Festivitäten ab und Grenchen war die erste Gemeinde, die Mümliswil mit einem namhaften Betrag zu Hilfe eilte.
Am Donnerstag, beim offiziellen Festakt war das anders. Zwar wurde der Anlass nur mit geladenen Gästen gefeiert, denn Teil des Programms war eine Fahrt durch den Tunnel mit dem «blauen Pfeil», einem nostalgischen Zug der BLS aus dem Jahr 1938 mit beschränkter Platzzahl.
Unter den Gästen Alt-Bundesrat Samuel Schmid, Kantonsratspräsident Ernst Zingg, Bürgergemeindepräsident Franz Schilt, die beiden Stadtpräsidenten von Grenchen und Moutier, François Scheidegger und Maxime Zuber, verschiedene Nationalräte, Kantonsräte und Gemeinderäte Grenchens und der umliegenden Gemeinden, Vertreter Italiens und Vertreter der BLS, welche die Strecke betreibt.
Stadtpräsident François Scheidegger und Landammann Roland Heim gedachten in ihren Reden der Toten und Tausenden Verletzten, die der Bau des Grenchenbergtunnels zwischen Moutier und Grenchen gefordert hatte. Den Ingenieuren und den Arbeitern, hauptsächlich aus Italien, gebühre der Dank, denn sie hätten ihren Teil dazu beigetragen, dass sich Grenchen vom Bauerndorf zur Technologiestadt im Grünen habe entwickeln können, so Scheidegger.
Für Grenchen sei dies ein bedeutendes Jubiläum. «Die Grenchenbergstrecke als beliebteste Zugstrecke in den Jura ist und bleibt ein wichtiges Puzzle-Teil der wirtschaftlichen Attraktivität Grenchens. Der Grenchenbergtunnel brachte – und bringt immer noch – zahlreiche Fachkräfte zu unseren Betrieben.» Ihm als Stadtpräsident sei es wichtig, dass man die guten Beziehungen zu Moutier weiter pflege und ausbaue.
Landammann Roland Heim konstatierte, dass die Vorväter, welche das Eisenbahnnetz planten, «wirklich weit vorausblickende Pioniere waren, Menschen, die keine Umstände scheuten und etwas wagten, und dies trotz weltpolitischer Probleme, welche damals auch einen grossen Einfluss auf die Schweizer Einwohner, auf die Politik und Wirtschaft hatten».
Der Landammann überbrachte die Grüsse der Solothurner Regierung und die besten Wünsche zur Feier. «Es ist uns bewusst, dass der Grenchenbergtunnel unvermindert grosse Bedeutung hat für die Region Grenchen und damit für den Kanton Solothurn.» Für den Regierungsrat sei klar, dass es jeden der sich auf Solothurner Boden befindenden drei juraquerenden Tunnel brauche, und er werde sich entsprechend für den Erhalt dieser drei Linien einsetzen.
Nach einem Rundgang durch die Ausstellung im Kultur-Historischen Museum und einer kurzen Visite des für das Jubiläum mit Infotafeln versehenen Jubiläumswegs, bestiegen die Ehrengäste den «Blauen Pfeil» und durchquerten den Berg durch das 8,58 Kilometer lange «Geburtstagskind». In Moutier wurden sie von vielen welschen Gästen und Francis Koller, dem Leiter des Musée de la Tour automatique empfangen.
Dieser äusserte sich sehr positiv zur Zusammenarbeit der beiden Museen, dem Kultur-Historischen Museum in Grenchen und seinem Museum, die gemeinsam die beiden Ausstellungen und zwei Bücher zum Jubiläum realisiert haben. Er erzählte von der vergeblichen Suche nach einem angeblich 1912 vergrabenen, hohlen Stein, einer Zeitkapsel, der diverse Dokumente und Zeitungen enthalten sollte. Weil man trotz intensiver Suche nichts gefunden hat, will man nach der Finissage der Ausstellung eine neue Zeitkapsel vergraben.
Moutiers Stadtpräsident Maxime Zuber erinnerte an den Wandel, den Moutier durch den Tunnelbau erfahren hat. Nicht nur wirtschaftlich habe man profitiert und tue das noch immer. Mit der Anbindung an Grenchen und ans Mittelland habe Moutier an Bedeutung gewonnen, als Zugang zum Jura und als Verbindungsort zweier Regionen. Auch die italienischen Tunnelarbeiter und ihre Familien hätten ein Erbe hinterlassen: den südländischen Charme spüre man noch immer.
«Normalerweise prägt die Topografie der Umgebung die Bewohner, also müsste man hier eigentlich eher engstirnigen und verschrobenen Menschen begegnen. Aber dem ist eben nicht so», erklärte Zuber. Viele dieser Familien, die damals in der Italienersiedlung «Tripoli« lebten, hätten hier Wurzeln geschlagen.
Andreas Willich, Leiter Personalverkehr der BLS dankte den beiden Gemeinden für das Jubiläumsfest. Mit einem Apéro zu Klängen der «Fanfare de Grandsval» wurde das Jubiläum beendet.