Musik
Jetzt soll die Post erst recht abgehen

Der Grenchner Daniel Wisard – in der Region besser bekannt als DJ Horse – arbeitet seit 15 Jahren als Briefträger bei der Post. Nun macht er sich selbstständig. Per Ende März beendet er seinen Job, um sich ganz seiner Leidenschaft, dem Auflegen.

Lea Reimann
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DJ Horse alias Daniel Wisard bei sich zu Hause in seiner Grenchner Wohnung. Hanspeter Bärtschi

DJ Horse alias Daniel Wisard bei sich zu Hause in seiner Grenchner Wohnung. Hanspeter Bärtschi

Solothurner Zeitung

Der grosse Terminkalender in Wisards Wohnzimmer macht es deutlich: Seine Wochenenden sind bereits lange im Voraus verplant. Von Grenchner Grossanlässen wie der Mia und der Fasnacht über Engagements in Bars wie dem Baracoa oder der Foxybar bis hin zu Hochzeiten, Feuerwehranlässen oder Fussballturnieren, legt DJ Horse an verschiedensten Orten auf. Gleich über mehrere Tage eingeschrieben hat er sich das Lauberhornrennen, eines seiner persönlichen Highlights. «Letztes Wochenende habe ich dort schon zum vierten Mal aufgelegt und es war für mich wieder genial», schwärmt der Musikliebhaber.

Das 100-Prozent-Pensum als Briefträger und sein Job als DJ seien allerdings nicht immer einfach zu vereinen – vor allem, wenn er nach einem Event am Freitagabend die Post vom Samstag verteilen sollte. Ohne das Entgegenkommen seiner Kollegen, mit denen er hin und wieder einen Samstagdienst abtauschen konnte, hätte er öfters auf Auftritte am Freitag verzichten müssen. Deshalb wagt er nun den Schritt in die Selbstständigkeit. «Jetzt bin ich in einem Alter, in dem ich es noch probieren kann», sagt der 32-Jährige und lacht: «Entweder jetzt oder nie!»

Im Namen der Dose

Bereits seit 16 Jahren ist Daniel Wisard vom Auflegen begeistert. Angefangen habe er als Schulabgänger 1994, und zwar im Jugendcafé des Zwinglihauses. Ein Jahr später versuchte er sein Können in einem Jugendraum in Bettlach, in welchem er mit Kollegen zusammen Partys organisierte. «Da hatte jeder eine Aufgabe. Ich war halt einfach der DJ», erinnert er sich. Mittlerweile gehört er zum Standardprogramm vieler Anlässe in Grenchen und tritt regelmässig in Bars der Region auf.

Ebenfalls bereits in frühen Jahren entstanden ist sein DJ-Name, der entgegen der naheliegenden Vermutung kaum etwas mit Pferden, sondern vielmehr mit Energydrinks zu tun hat. «Ein Kollege sammelte diese Dosen damals», erinnert Wisard. Auf der Suche nach einem Namen seien sie dann auf das Getränk «Flying Horse» gestossen. Daraus wurde kurzerhand die Bezeichnung «DJ Flying Horse» und schliesslich die kürzere Variante «DJ Horse».

Den Riesenkoffer immer mit dabei

Mitte der Neunziger Jahre habe er mit dem Sammeln von CDs angefangen. Kistenweise Singles und ganze Koffer voller CDs türmen sich heute in seiner Wohnung. Die meisten kommen regelmässig zum Einsatz, denn Wisard legt noch ganz traditionell CDs auf. Damit tanze er allerdings schon etwas aus der Reihe, denn die meisten DJs würden heute mit einem Laptop arbeiten und haben ihre Musik darauf gespeichert. «Dieser Wandel ist enorm. Als ich angefangen habe, fragten die Leute immer ganz erstaunt: Du legst schon CDs auf, nicht Platten?»

Heute sei dies anders, lacht Wisard. Die erstaunte Frage vieler Leute laute nämlich: «Du arbeitest noch mit CDs, nicht mit dem Laptop?» Allein zu einem Event nehme er an die 700 CDs mit, damit er für Wünsche ausgerüstet sei und sich dem Publikum anpassen könne. Zum Repertoire gehören neben Rock und Pop auch Oldies, Schlagernummern und House. «Ich habe auch schon den Schacherseppli aufgelegt», schmunzelt er. Wichtig sei, dass es den Leuten gefalle. Er geniesse es, wenn getanzt und gelacht werde – egal zu welchem Musikstil. «Dann bin ich in meinem Element.»

Zu seinen persönlichen Favoriten gehören die Bands ABBA und Queen. Oft hebe er sich deren Lieder bis ganz zum Schluss auf. Eines der letzten Lieder sei nicht selten der ABBA-Klassiker: «The winner takes it all».