Leckte sich Grenchen im Vorjahr noch die Wunden wegen des wenig schmeichelhaften Dok-Films des Schweizer Fernsehens, setzen sich die Uhrenstädter dieses Jahr wiederholt gut ins Bild.
Im Juni zeigte Bruno Meier, langjähriger Kantons- und Gemeinderat, Vater des Jugendzentrums Lindenhaus und des Ferienpasses, was Grenchen zwischen der Kapelle Allerheiligen im Norden bis hin zum Velodrome im Süden alles zu bieten hat.
Nur zwei Monate später konnte die Grenchner Delegation der Kartenspieler beweisen, dass wir nicht nur etwas von Uhren verstehen. Im Differenzler-Turnier verblüffte sie die versammelte helvetische Jassgemeinde mit ihrer Nervenstärke und ihrem taktischen Geschick. Am Samstagabend vor einer Woche flimmerte zur besten Sendezeit «Jetzt oder nie – lebe deinen Traum» über den Bildschirm. Schon der erste Beitrag zeigte, wie Christopher in der European Flight Academy im Flughafen Grenchen das Rüstzeug für seinen Traumberuf holen will. Als angehender Linienpilot flog Christopher mit dem Trainingsflugzeug Diamond DA42 «unserem» Jura entlang. Die später im Film gezeigten Übungsflüge mit einem leeren Swiss-Passagierflugzeug dürften der Umweltaktivistin Greta Thunberg weniger gefallen haben.
Dafür würde sich die junge Preisträgerin des Alternativen Nobelpreises sicher über die vier Powerfrauen freuen, die im Rahmen des «Talisker Whiskey Atlantic Challenge» klimaneutral den Atlantischen Ozean in einem Ruderboot überqueren wollen. Mitten drin im Quartett entdecken wir Carla Lemm, die in Grenchen lebende, sympathische Innenarchitektin aus Davos.
Die vier Frauen nennen sich «SwissOceanDancers» und wollen mit ihrem Ruderboot «Heidi» in einem der härtesten Rennen der Welt die 5000 Kilometer von den Kanarischen Inseln nach Antigua bewältigen. Auf Anfrage erklärt Carla Lemm, die Aufnahmen zum Film seien im Februar gemacht worden. Seither hätte das Team hart an sich gearbeitet, unzählige Ruderstunden absolviert und verschiedene Situationen durchgespielt, die sich auf der Fahrt ereignen könnten.
In neun Wochen fällt der Startschuss. Zwei Wochen vorher werden die Wagemutigen anreisen und die Zeit bis zum Start des Rennens zur Vorbereitung und für letzte Trainings im Meer nutzen. Danach werden sie je nach Tempo während 40 bis 90 Tagen auf sich alleine gestellt sein und sich alle zwei Stunden beim Rudern ablösen. Kein Begleitschiff wird sich in unmittelbarer Nähe aufhalten und auch das TV-Team wird fehlen. Die Bilder für den zweiten Teil der Reportage werden die Sportlerinnen drehen, die gerade nicht am Rudern oder Schlafen sind.
Wenn ich an die meterhohen Wellen im Meer, an den Schlafmangel und an die zu erwartenden Salzwunden denke oder wenn ich mir vorstelle, wie Öltanker und Kreuzfahrtschiffe den Weg der Ruderinnen kreuzen werden, kommt mir meine in der Rekrutenschule bestandene Überlebenswoche wie ein Ponyhof vor.
Wie die Geschichte ausgehen wird, werden wir im April des nächsten Jahres im Schweizer Fernsehen verfolgen können. Wir drücken Carla und ihren Freundinnen bereits heute die Daumen, dass sie die körperlichen und mentalen Herausforderungen erfolgreich meistern werden.
Grenchner und Grenchnerinnen stehen mit besonderen Leistungen immer wieder positiv im nationalen Scheinwerferlicht. Daran müssen wir denken, sollte wieder einmal etwas Negatives auf uns niederprasseln.
Ach ja, wie sieht es mit Ihrem Traum aus?
Leben Sie ihn, denn es gilt: Jetzt oder nie!