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Das neue Aareschiff läuft im Barkenhafen Nidau erfolgreich vom Stapel. Einen richtigen Namen hat es noch nicht. Das würde Unglück bringen.
Auf dem Bielersee schwimmt seit Dienstagnachmittag ein neues Schiff: Um 14.45 Uhr lief im Barkenhafen Nidau das mit dem Arbeitstitel MS 300 benannte Schiff vom Stapel. Unter den rund 100 Zaungästen, die die Einwasserung mitverfolgten, befanden sich auch Erich Fehr und Peter Moser. Fehr ist Verwaltungsratspräsident der Bielersee Schifffahrt (BSG), Moser Verwaltungsrat. «Seit Jahren haben wir von dem Schiff geredet. Jetzt ist es da. Und es ist richtig wunderschön», kommentierte Fehr vor dem ersten Wasserkontakt der MS 300.
Den richtigen Namen des von Mitarbeitern der österreichischen Werft Öswag in Linz gebauten Schiffes wollte Fehr gestern nicht verraten: «In der Seefahrt bringt es Unglück, wenn man den Namen vor der Jungfernfahrt bekannt gibt.»
Von den zahlreichen Medienvertretern rege nachgefragt war gestern auch Thomas Erne, Geschäftsführer der BSG: «Der Stapellauf ist für mich ein sehr emotionaler Moment. Ich freue mich riesig, auch für die Werftmitarbeiter und für meine BSG-Mannschaft.»
Im Schlepptau
Nach der Einwasserung nahm die MS Berna das neue Schiff in Empfang. Diese konnte aus eigener Kraft noch keine Fahrt aufnehmen, sondern musste von der «Berna» in den Hafen nach Biel geschleppt werden. Laut Fehr dürfen die zwei Hauptmotoren mit einer Antriebsleistung von je 350 PS nur in Anwesenheit eines Vertreters der Lieferfirma erstmals in Betrieb genommen werden. «Sonst entfällt die Garantie.»
Die Kiellegung der MS 300 in Linz erfolgte im Mai. Ende September wurde der in zehn Tranchen aufgeteilte Rumpf mit Lastwagen nach Nidau transportiert. Auf der provisorischen Schiffswerft – ein beheiztes Zelt – baute seither rund ein Dutzend Werftmitarbeiter das 48 Meter lange Schiff wieder zusammen. Der Innenausbau ist jedoch noch nicht fertig. Diese letzten Arbeiten erfolgen nun ch im Hafen Biel. Weiter stehen Testfahrten bevor.
Fehlende Beflaggung
Die Schiffstaufe findet laut Thomas Erne am 3. April über Mittag im Bieler Hafen statt. «Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen.» Die anschliessende Jungfernfahrt ist allerdings nur geladenen Gästen vorbehalten. Aber am 4. und 5. April sind spezielle Fahrten fürs Publikum vorgesehen. Erne weiter: «Am Karfreitag, 6. April, werden wir erstmals fahrplanmässig von Biel nach Solothurn fahren.» Mit der MS 300 verfüge die BSG wieder über drei Aareschiffe. Die alte MS Büren wurde laut Erne bereits verkauft.
Gestern freuten sich fast alle Anwesenden. Nicht ganz zufrieden zeigte sich hingegen Eduard Weber. Der 82-jährige Nidauer arbeitete 44-Jahre lang bei der Bielersee Schifffahrt. «Das Schiff gefällt mir. Aber vom Stapellauf bin ich enttäuscht. Wenn ein neues Schiff in den See läuft, so müsste dieses beflaggt sein und die anderen Schiffe sollten es mit einem Hornstoss begrüssen.» Dieses Seemannsritual sei wohl nicht mehr Mode. Den Hornstoss holte die MS Berna nach: drei Mal gab der Kapitän bei der Hafeneinfahrt Signal.