Kommentar
Jetzt eine Welle der Solidarität für den Uhrencup

Der diesjährige Grenchner Uhrencup wurde von den Ausschreitungen am Rande des Spiels und der Strafanzeige gegen die Cup-Leitung überschattet. Nun ist Solidarität für die Veranstalter gefragt.

AndreasToggweiler
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Das Spiel Liverpool gegen Luzern am Uhrencup 2008.

Das Spiel Liverpool gegen Luzern am Uhrencup 2008.

Urs Byland

Wenn ein Geisterfahrer auf die Strasse des Erfolgs einbiegt, kann es gefährlich werden. Wer auf dem Highway korrekt unterwegs ist, braucht Nerven und ein gutes Reaktionsvermögen. Genau eine solche Situation ist jetzt beim Uhrencup eingetreten.

Organisatorisch ein Erfolg

Sozusagen auf dem letzten Zacken ist es gelungen, das älteste und bekannteste Fussballturnier der Schweiz nach einem Jahr Pause wieder zu beleben. Dies trotz widriger Umstände im Zusammenhang mit dem Bau des Velodrome.

Da haben die Verantwortlichen schon mal gute Nerven bewiesen. Organisatorisch ist der diesjährige Cup gut verlaufen. Das Velodrome bot dafür eine neue, eindrückliche Kulisse für die allseits gelobten Sponsorenanlässe, das sportliche Niveau der Matches war über weite Strecken ansprechend, die Stimmung im Stadion gut.

Grenchen ist Ausschreitungen nicht gewohnt

Unschöne Szenen am Rande einer Grossveranstaltung gehören heute leider zu Fussballspielen. In Grenchen kommt man noch nicht so gut zurecht damit, weil Ausschreitungen nicht alltäglich sind wie in den Städten der grossen Clubs. Der Umgang mit einer kleinen Gruppe hirnloser Fans beschäftigt aber auch dort schon lange und harrt landauf, landab einer Lösung. Insgesamt hätte also das Uhrencup-Team am Mittwoch seine wohlverdiente Ovo trinken können.

Anzeige richtete grossen Schaden an

Und dann das. Ein ehemaliger FC-Grenchen-Funktionär macht in einer Lokalzeitung und einem als nicht gerade objektiv bekannten Internet-Portal eine Anzeige gegen die Uhrencup-Leitung publik und verlangt die ganzen Einnahmen der Veranstaltung ein. Dies mit dem durchsichtigen Motiv, für den finanziell angeschlagenen Fussballclub Mittel abzuzügeln. Dabei werden unsägliche Vorwürfe erhoben, die zudem noch von eklatanter Unkenntnis des Obligationenrechtes (Firmenrecht) zeugen. Stunden später wird die Anzeige wieder zurückgezogen, mit dem lapidaren Hinweis, man habe falsche Informationen gehabt.

Doch der Schaden ist da und er ist erheblich. Die Uhrencup-Crew mit einem national bekannten Sportreporter im Hintergrund wird wider besseren Wissens in den Dunstkreis eines Strafverfahrens gestellt. Das ist zuerst einmal Missbrauch der Justiz und darf nicht einreissen. Wo kommen wir hin, wenn jeder jeden einklagen kann und dann noch durch den Schlick der Sensationspresse ziehen lässt? – Gut, wir sind in Grenchen. Hier gibt es missgünstige, rachsüchtige und geldgierige Menschen. Wie überall. Aber sie erhalten leider auch noch Plattformen, die ihnen nicht gebühren. So entstehen Zerrbilder. Und wer auf solche Rattenfänger abfährt – auch hier scheint Grenchen tendenziell vorbelastet – kolportiert bald Behauptungen als Tatsachen.

Wie soll es weiter gehen?

Ein kühler Kopf ist jetzt gefragt. Wie liegen die Kraftfelder? – Da ist mit dem FC Grenchen zunächst ein Fussballclub, dem das Wasser am Hals steht, der als Erfinder des Uhrencups erfolgreiche Zeiten gesehen hat, heute aber schlicht nicht mehr in der Lage wäre, ein solches Turnier durchzuführen. Auch wenn die derzeit Chargierten im Moment nicht direkt involviert scheinen, geht es nicht, wenn der vom GT um eine Stellungnahme angefragte Präsident, statt sich von der Sache klar und deutlich zu distanzieren, einfach auf ein anderes Vorstandsmitglied verweist.

Medien lassen sich einspannen

Dann sind da diejenigen Medien, die sich vor den Karren der Uhrencup-Neider spannen liessen. Die Unseriösen haben wir bereits erwähnt. Zu den Seriösen ist lediglich zu sagen, dass sie in einer westlichen Nachbarstadt erscheinen, die sich den Uhrencup schon seit geraumer Zeit unter den Nagel reissen möchte.

Solidarität ist gefragt

Was bleibt den Grenchnerinnen und Grenchnern? Nur eines: Der Uhrencup braucht jetzt eine breite Solidaritätswelle. Denn die Chefs des Turniers sind drauf und dran, den Bettel hinzuschmeissen, was man ihnen in der gegenwärtigen Situation nicht verübeln könnte. Zu viel Neid, zu viel Missgunst, zu viel Besserwisserei der Untätigen.

Schlager statt Fussball?

Aber Grenchen ohne Uhrencup, gerade jetzt, wo das Velodrome die Infrastruktur für das wichtige Drumherum sozusagen perfektioniert, wo die Stadt daran ist, sich als Kraftort des Sports zu positionieren, wo auch weitere Events der gleichen Organisatoren den Festivalkalender für Schlagerfans erweitern: Helene Fischer im Velodrome – wer weiss?

Nur Mut, Sascha Ruefer

Lieber Sascha Ruefer, liebes Uhrencup-Team, Ihr seid schon vielen «Geisterfahrern» ausgewichen, Ihr schafft auch diesen noch. Schlaft ein paar Mal aus und schaut dann das Video von der «Welle» im Stadion anlässlich des Uhrencups 2007 auf der Facebook-Seite des GT an. Über 10 000 Zuschauer jubeln zwei internationalen Top Teams zu. Ich bekomme heute noch Hühnerhaut, wenn ich es sehe.