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Die Allmend und das Schönegg sind heute vornehmlich Wohngebiete. Und diese begeistern die Bewohnerinnen und Bewohner wegen ihrer Lage am oberen Rand der Stadt. Doch diese Vorzüge gab es «in der Allmend oben» nicht immer.
Wer heute in der Allmend und in der Schönegg wohnt, kann nicht nur die Stadt Grenchen mit der Witi, der Aare und den umliegenden Gemeinden überblicken. Die Alpen vervollständigen das Panorama, wenn man von dieser erhöhten Lage in Richtung Stadt blickt. Dazu haben die Anwohnerinnen und Anwohner den Wald und den Jura direkt vor der Haustüre oder sie in nur wenigen Gehminuten erreicht, das schätzen etliche Bewohnerinnen und Bewohner wie etwa Stefan Haudenschild, der schon seit über 50 Jahren in der Allmend wohnt. «Nicht nur das: Wir haben es auch sehr gut mit den Nachbarn und eine gute Busverbindung», sagt er.
Die Allmend und Schönegg gelten wegen all dieser Vorzüge als Luxuswohngebiete von Grenchen. Je weiter oben man in Grenchen wohnt, umso schöner die Aussicht und umso wohlhabender der oder die Hausbesitzende, heisst es von ein paar Quartierbewohnern, wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt.
Der Begriff «Er wohnt auf der Allmend» ist heute nicht mehr üblich, früher umschrieb man damit jedoch, dass jemand oberhalb von Grenchen im Weide- und Waldgebiet wohnte. Wo genau liegen nun aber die Allmend und die Schönegg heute? Zu betonen ist, dass, wie bei Grenchner Quartieren üblich, die Grenzen nicht fest sind. Unter den befragten Anwohnerinnen und Anwohnern gibt es unterschiedliche Meinungen, was denn alles genau zur Allmend zählen soll, weil die Allmendstrasse in verschiedenen Verästelungen im oberen Teil von Grenchen von Bettlach im Osten bis weit nach Westen verläuft.
Dass die Strasse, die sich oben am Waldrand entlang zieht, «Allmend» heisst, kommt nicht von ungefähr. Als Allmend bezeichnete man früher ein Stück Gemeinschaftsland, das in einem Dorf von den Bewohnern gemeinsam landwirtschaftlich genutzt wurde. In Grenchen gab es mehrere Allmenden, unter anderem auch bei Staad. Für diesen Artikel wird die Allmend und die Schönegg wie folgt situiert: Sie grenzen im Süden an das Däderiz, im Westen ans Schmelzi und im Osten an das Studen- und Kastels-Quartier. Die östliche Grenze liegt beim Rebgässli und im Westen beim Grubenweg.
Die Allmend und die Schönegg sind fast reine Wohnquartiere. Gewerbe gibt es kaum. Früher sah dies noch anders aus: So gab es mehrere kleine Uhrenateliers. Auch die grosse Anlage an der Grenze der Allmendstrasse kurz bevor sie in die Schmelzistrasse übergeht, erinnert an die Zeit der Uhrenpatrons in Grenchen, genau wie die Arnold Baumgartnerstrasse, die das Areal der Baumgartner Frères umschliesst. 1982 musste man Liquidation anmelden. Heute gilt das Gebäude als Gewerbeareal, wo sich diverse Firmen eingemietet sind. Die Besitzerin, die Parimob AG mit Sitz in Bern schreibt auf Anfrage, dass sich Firmen aus verschiedenen Branchen eingemietet hätten, manche aus Gründen der Zwischennutzung, manche hingegen seien langjährige Mieter. Zu den Branchen und wie häufig es zu Wechseln kommt, dazu wollte die Parimob AG keine Angaben machen. Auch werde das Areal so bleiben, wie es ist, da Parimob im Moment auf andere Projekte und nicht auf die Entwicklung des Baumgartner-Areals setzt.
Es finden sich in der Allmend auch ein paar wenige Kleinbetriebe wie beispielsweise der Hobbybetrieb von Rolf Meier – eine Bierbrauerei – aber auch der Betrieb von Thomas Hagmann, der sich dem Kleinsystembau und Metallteilen widmet sowie die Stanzerei Planesa von Jürg Meier, bereits in dritter Generation. Ursprünglich ein Betrieb der Uhrenindustrie, ist man bei der Hochspannungstechnik gelandet und stellt beispielsweise Teile für die Kontakte von Zugkompositionen her.
Das Schönegg-Quartier steht heute ohne ein eigenes Zentrum da. Einzig das ehemalige Restaurant, in dem bis vor zwei Jahren noch die Jazz Matinées stattfanden, könnte als Zentrum des Quartiers gelten. Bis ins Jahr 1972 gab es nördlich des Restaurants einen Schiessstand, bei dem es ziemlich laut zu und herging. Kaum jemand störte sich ab dem Lärm, da das Land im oberen Teil Grenchens lange unbebaut blieb. Willy Kaufmann Junior, der in der Allmend aufgewachsen ist und heute in der Schützenmatt wohnt, erinnert sich: Vor allem Landwirte lebten auf der Allmend. Auch sein Vater betrieb einen Bauernhof bis 1980, gründete jedoch bereits fünfzehn Jahre früher das Umzugsunternehmen Kaufmann Transporte an der Rebgasse. «Man war eben oben in der Allmend ab vom Schuss, es rentierte nicht: Man musste zum Beispiel mit dem Traktor durch die ganze Stadt fahren zu seinem Stück Land.» Das sei mühsam gewesen.
Deswegen hätten die meisten Landwirte schliesslich ihren Betrieb in eine Nachbargemeinde verlegt. «In der Region der Allmend, in der wir wohnten, hatten wir in meiner Kindheit zudem kein Telefon. Man musste also weit laufen, um zu telefonieren.» Und auch Franz Schilt, der ehemalige Bürgergemeindepräsident von Grenchen, der mit wenigen Unterbrüchen seit 70Jahren die Uhrenstadt sein Zuhause nennt, erinnert sich an den unbebauten Norden Grenchens zurück. «Wir sind früher oft Ski gefahren und geschlittelt am Molerhügel bei der Bergstrasse.» Die Wohnungsnot in Grenchen ab den Fünfzigerjahren habe dann dazu geführt, dass man auch im Norden Grenchens immer mehr baute, da es dort noch Platz gab und man die Vorzüge dieser Lage entdeckte. In den Fünfzigerjahren wurden die ersten Häuser unterhalb des Restaurants Schönegg erbaut, ab den Sechzigerjahren seien auch Häuser oberhalb der Schönegg dazu gekommen, erinnert sich Schilt. Die Bevölkerung hat sich schliesslich am Schiesslärm gestört, sodass sich die Grenchner Schützen mit den Bettlacher zusammenschlossen (wo jetzt der gemeinsame Schiessstand steht), der Schiessstand Grenchen wurde abgebrochen.
Die Grenchner Quartiere
Die Stadt will Grenchen vermehrt als Wohnstandort vermarkten. Ein Grund, die Quartiere der Uhrenstadt etwas näher unter die Lupe zu nehmen und in einer Serie vorzustellen. Heute: die obersten Wohnlagen der Stadt in den Quartieren Schönegg und Allmend.