Nationalfeiertag
Ist Grenchen am 1. August unterbeflaggt?

In Grenchen hängen am Nationalfeiertag nicht viele Fahnen. Auch die Stadt lässt die meisten Flaggen im Magazin. Das soll sich jetzt ändern.

Andreas Toggweiler
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Immerhin: Die Kirchstrasse/Bahnhofstrasse ist als einzige wichtige Verkehrsachse Grenchens am 1. August beflaggt..

Immerhin: Die Kirchstrasse/Bahnhofstrasse ist als einzige wichtige Verkehrsachse Grenchens am 1. August beflaggt..

Hanspeter Bärtschi

Wer am Nationalfeiertag durchs Land fährt, dem fällt auf, dass sich viele Dörfer und Städte zum Teil sehr ausgiebig mit Heraldik schmücken. Da hängen zumindest auf den Hauptstrassen an jedem Kandelaber Schweizer-, Kantons und Gemeindeflaggen, dass es eine Pracht ist. Wer da keine heimatlichen Gefühle bekommt, der ist selber Schuld. Zudem ist es auch interessant, zu sehen, was alles so für Gemeindewappen existieren.

Wer hingegen am 1. August durch Grenchen fährt, der sucht zumindest auf den Hauptachsen vergeblich nach irgendwelchen Insignien weltlicher Macht: kein Schweizerkreuz an der Bielstrasse, keine Grenchner Pflugschar an der Solothurnstrasse und keine Kantonsfahne an der Schlachthausstrasse. Die Flughafenstrasse und die Leimenstrasse, wo mitunter mia-Fahnen hängen, präsentieren sich ebenfalls farblos. Fehlanzeige auch auf der Kapellstrasse, der meistbefahrenen Gemeindestrasse.

Nur im Zentrum beflaggt

Nun ist es zwar nicht so, dass überhaupt keine Fahnen herausgehängt werden. Auf der Achse Bahnhofstrasse/Kirchstrasse (zumindest bis zur Höhe Bürgerhaus) ist die Stadt beflaggt auch die Lindenstrasse und die Umgebung der Bundesfeier im Stadtpark prangt in rot-weiss und das Hôtel de ville wurde auch nicht vergessen.

Dennoch erscheinen die paar Flaggen im Zentrum doch ein wenig zurückhaltend, wenn man die Fahnenpracht in gewissen Dörfern in Betracht zieht. Selbst der Marktplatz ist (wie gewohnt) kahl, abgesehen von ein paar blauen Fahnen, die Werbung für das Rock am Märetplatz machen.

Kommt noch dazu, dass auch in Grenchner Privatliegenschaften eher mit Fahnentuch gegeizt wird. Die Einwohner springen hier nicht für die Stadt in die Bresche. Bei 33 Prozent Ausländeranteil hat längst nicht mehr jeder ein Schweizerfähnli fürs Graniumkistli in der Schublade. Immerhin: die Europafahnen vor der Raiffeisenbank bzw. der Garage Hegelbach wehen jahraus, jahrein, was ja auch schon ein anständiges kosmopolitisches Statement ist.

Dass andere Ortschaften sich kräftig herausputzen, Grenchen dagegen am 1. August knausrig beflaggt, ist inzwischen auch schon Stadtpräsident François Scheidegger aufgefallen, wie er bei einer entsprechenden Anfrage sagt. Mehr dazu weiss der Stapi allerdings nicht – ausser: «Es isch immer eso gsi».

Was nicht heisse, dass es immer so bleiben müsse. Finanzielle Ursachen habe es jedenfalls nicht, versichert Scheidegger und er glaube auch nicht, dass der Werkhof zu wenig Fahnen habe. Jedenfalls werde er sich mal erkundigen, woran das liege und die Sache gegebenenfalls überdenken.

Auch sonst scheint mit einem Beflaggungskonzept in der Stadt nicht allzu weit her. Als die Swatch Group erstmals ihre Generalversammlung im Velodrome durchführte, wurde die Leimenstrasse und die Flughafenstrasse beflaggt. Bei den beiden weiteren GVs war dann nichts mehr zu sehen.

Flaggen nur auf Bestellung

Sandra Joye, Organisatorin der Bundesfeier, hat sich nach einem allfälligen Fahnenkonzept erkundigt. «Ein solche existiert für Grenchen offenbar nicht», kommt sie nach entsprechenden Abklärungen zum Schluss. Die Stadt beauftrage den Werkhof jeweils je nach Veranstaltung mit der Beflaggung von entsprechenden Teilen der Stadt. «Ich kann mir gut vorstellen, dass man künftig auch grössere Teile der Stadt am Nationalfeiertag beflaggt», meint die Projektleiterin beim Standortmarketing, Kultur und Sport. Sie werde dies mit den entscheidungsberechtigten Personen besprechen.

Gerhard Kirchhofer, Leiter des Werkhofes, bestätigt, dass die Stadt jeweils die Beflaggung der Stadt bei bestimmten Anlässen bestellt. «Der Auftraggeber bestimmt auch, welche Strassen beflaggt werden müssen und wir stellen danach eine interne Rechnung nach Aufwand.» Flaggen für die Kandelaber seien etwa 110 Stück in den Magazinen des Werkhofes vorrätig.

Auch Fahnen für Gebäude und Säle gibt es. Warum an der Swatch-GV keine Fahnen mehr hängen, kann Kirchhofer nicht sagen. «In den letzten zwei Jahren wurden keine bestellt.» Am Ende dürfte es darauf herauslaufen, dass die Stadt einem externen Veranstalter Rechnung stellen müsste.