Grenchen
Ist die Gärtnerei «Blumen-Epp» noch gefragt?

Bernhard und Ottilia Epp suchen eine Nachfolgelösung für ihr Geschäft. Bisherige Interessenten wollten aber nicht die Gärtnerei übernehmen, sondern das Ganze bodeneben machen und überbauen.

Oliver Menge
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Ottilia und Bernhard Epp in ihrer Gärtnerei an der Bachtelenstrasse.

Ottilia und Bernhard Epp in ihrer Gärtnerei an der Bachtelenstrasse.

Oliver Menge

Direkt vis-à-vis vom Eingang zum Friedhof findet man «Blumen-Epp», ein traditionelles Blumengeschäft mit Gärtnerei und Wohnhaus.

Dort steht nun eine Änderung bevor. Bernhard und Ottilia Epp, welche vor 30 Jahren in Bellach einen Blumenladen eröffnet und vor 25 Jahren die Gärtnerei beim Friedhof Grenchen übernommen haben, möchten nun den ganzen Komplex von rund 2000 Quadratmetern verkaufen. Bestehend aus der Gärtnerei mit Treibhäusern, mitten in der Bauland Zone W3, dem Fleurop-Blumenladen und dem Wohnhaus mit drei Mietwohnungen.

«Uns fällt das alles andere als leicht», sagt Bernhard Epp, der in Kürze seinen 68. Geburtstag feiert. Aber gesundheitliche Gründe nach einem Unfall und das Alter zwängen ihn dazu, kürzer zu treten. Auch seine Frau Ottilia wird 66 und wäre eigentlich schon pensioniert.

Friedhof ist das Standbein

Nur ist das mit dem Verkauf so eine Sache: Epps hatten sich zum Verkauf entschlossen, als klar wurde, dass keines ihrer Kinder den Betrieb in Grenchen übernehmen wollte. Ihre Tochter führt bereits den Blumenladen in Bellach, dieser bleibt in jedem Fall bestehen. Sie war aber nicht an der grossen Gärtnerei in Grenchen interessiert. Also suchten Epps per Inserat und über eine Liegenschaftsverwaltung mögliche Interessenten: «Wir wollten jemanden finden, der unser Geschäft weiterführt. Unser Hauptgeschäftszweig ist die Grabpflege, wir haben zum Teil langjährige Verträge mit Kunden, Erbgemeinschaften oder Auswärtigen, für die wir Gräber das ganze Jahr über unterhalten, bepflanzen und pflegen.» Diese Verträge sollten von einem Nachfolger übernommen und weitergeführt werden.»

Das sei übrigens eine sichere Einnahmequelle in einem sonst hart umkämpften Markt, erklärt Epp. Und idealerweise würde ein Käufer auch das langjährige Personal – drei Floristinnen und eine Gärtnerin sind fest angestellt – übernehmen. «Nur so könnten wir die Kontinuität gewährleisten, die unsere Stammkundschaft auch erwartet.»

Blumenladen möglichst erhalten

Zahlungskräftige Interessenten habe es schon gegeben, sagt Bernhard Epp. «Aber nur solche, die das Ganze hier bodeneben machen und überbauen wollen.» Das sei erst einmal nicht in ihrem Interesse gewesen, aus den genannten Gründen. Mittlerweile seien sie aber kompromissbereiter geworden. Trotzdem hoffen sie immer noch, auf ein Weiterbestehen des Blumenladens, ebenso der Übernahme des Personals und der Weiterführung der Grabpflege.

Die Situation sei auch für die Mitarbeitenden nicht einfach. Sie seien verunsichert. «Ich habe ihnen versichert, dass wir jetzt sicherlich niemandem die Kündigung aussprechen. Sie wissen aber, dass die Anlage zum Verkauf steht und momentan alle Optionen offen sind.»

Starke Konzentration

Als Epps vor 25 Jahren die Gärtnerei beim Friedhof übernahmen, gab es in Grenchen sieben Blumenläden. Heute sind es noch deren drei. Epps hatten nach der Übernahme die grosse Verkaufshalle und neue Treibhäuser gebaut und hohe Investitionen getätigt. Der Markt funktionierte und Epps konnten mit ihrer Spezialität, dem Grabschmuck und der Grabpflege punkten. Zudem war und ist Blumen-Epp der einzige Fleurop-Blumenladen weit und breit in der Region Grenchen.

Grabpflege und Grabschmuck sind auch heute noch die wichtigste Einnahmequelle.

Hohe Energiekosten

Selber zu produzieren lohne sich eigentlich fast nicht mehr, sagt Bernhard Epp: Die Kosten für die Energie seien zu hoch. Es sei günstiger, bei den grossen, europäischen Blumenlieferanten einzukaufen. Nur tun dies auch Grossverteiler, wie Epp erklärt: «Dort läuft es dann oft darauf aus, dass diese Konzerne die Lieferanten unter Druck setzen. Sie kaufen grosse Mengen, manchmal gleich den ganzen Stock, und drücken so den Preis». Für kleinere Blumenläden, die keiner Kette angeschlossen seien, eine schwierige Situation.

Von Massenware abheben

Denn gerade Blumen, die im Trend lägen, wie zum Beispiel Orchideen, die europaweit nur von drei Grossgärtnereien produziert würden, könne man niemals zu einem so günstigen Preis verkaufen, wie das den Grossverteilern möglich sei. Andererseits liegen die Stärken eines Fachgeschäfts bei der Individualität, einem kleinen aber speziellen Sortiment und guter Beratung. «Dass wir unser Angebot von der Massenware abheben können, ist unsere tägliche Herausforderung».