Grenchen
Investor plant Einkaufszentrum mitten in der Stadt

Standortaufwertung: Investor Espace Real Estate will zwischen der Marktstrasse und der ETA eine Überbauung mit Warenhaus, Wohnungen und Dienstleistern bauen.

Patrick Furrer
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Momentan ist es bloss ein ödes und leeres Landstück. Doch in den nächsten zwei bis drei Jahren soll genau hier, nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt, eine Grossüberbauung mit einem Warenhaus mit 2000 bis 4000 Quadratmetern Ladenfläche gebaut werden. Zudem sind auf mehreren Geschossen 40 bis 70 Wohneinheiten geplant. Und zu guter Letzt entsteht das zweite, grosse Parkhaus für die Innenstadt (siehe Box).

Die Espace Real Estate AG arbeitet derzeit an den Projektstudien. Gemäss Geschäftsführer Theodor Kocher sind ein Investitionsvolumen von 30 bis 40 Millionen Franken und eine ungefähre Bruttogeschossfläche von 10 000 Quadratmetern für die Grossüberbauung mit Warenhaus und öffentlichem Parking denkbar. «Grenchen ist kein vollwertiger Einkaufsstandort mehr», weiss Theodor Kocher. Auch das Verschwinden der EPA trug massiv zur Schwächung bei. Claude Barbey von der städtischen Baudirektion sieht Potenzial im Bauprojekt: «Wird es realisiert, was ich als realistisch betrachte, wäre das eine grosse Sache für Grenchen und könnte einiges ankurbeln.»

Mehrfachnutzung ist zwingend

Vor zwei Jahren hat die Immobiliengesellschaft Espace Real Estate das 4000-Quadratmeter-Grundstück zwischen Marktstrasse und Schild-Rust-Strasse erworben, indem sie mit der Theodor Schild AG fusionierte. «Von Beginn an haben wir uns überlegt, was wir mit dem Grundstück machen wollen», sagt Geschäftsführer Theodor Kocher.

Die Stadt habe ein klares Bedürfnis, den Branchenmix zu stärken, für die Espace wiederum stehe fest, dass man den Wohnanteil möglichst gross halten will. Eine Gemischt- oder Mehrfachnutzung sei aber noch aus einem ganz anderen Grund zwingend, nämlich aufgrund der Wirtschaftlichkeit. «Mit ungefähr 10 000 Quadratmetern Nutzfläche handelt es sich um eine Grössenordnung, für die eine einheitliche Nutzung in keinem Verhältnis zum Bedarf stehen würde. Wenn wir nur Wohnungen bauen würden, wäre es schwierig, weil nicht alle Geschosse dafür ausreichend attraktiv wären. Dasselbe gilt für den Detailhandel: Dafür wäre die geplante mögliche Fläche eindeutig zu gross. Sie könnte mehrere Warenhäuser aufnehmen.»

Einkaufszentrum mit Detailhandel?

Die Lage des Grundstücks ist zentral und aus Sicht der Baudirektion ideal, wie Stadtbaumeister Claude Barbey erklärt. Für den Investor birgt sie aufgrund der Arrondierung und städtebaulicher Aspekte aber auch hohe Anforderungen. Ein Beispiel dafür ist das 35 Meter hohe Sorag-Hochhaus, das Anfang der 50er-Jahre gebaut wurde. «Das sehr hohe Gebäude beschattet einen Teil des Grundstücks stark», sagt Theodor Kocher, «und Wohnungen im Schatten lassen sich nicht vermieten.»

Deshalb ist bereits jetzt klar, dass die gesamte Parterrefläche für die Läden einerseits, und für Praxen verschiedener Dienstleistungsunternehmen andererseits zur Verfügung stehen soll. Nach Fertigstellung der Projektstudie werden mögliche Interessenten für die Gewerbefläche angefragt, um den genauen Bedarf abzuklären. Primär wird auf ein Warenhaus abgezielt, möglich wäre allenfalls auch ein Einkaufszentrum mit verschiedenen Detailhändlern, was allerdings weniger Fläche benötigen würde.

Klar ist: Die Überbauung soll für Fussgänger sowohl von der Marktstrasse wie vom Marktplatz her erschlossen werden, wofür bauliche Eingriffe nötig sind. Die Verkehrserschliessung ist von Norden her, ab der Schild-Rust-Strasse geplant.

Tally Weijl - oder wer?

«Bisher hatte Grenchen kaum für Händler adäquate und interessante Flächen zu bieten», sagt Wirtschaftsförderer René Goetz. Der Bau bringe Chancen, dass der Branchenmix gestärkt werden kann, ist er überzeugt. Das belebe die Innenstadt und sorge für mehr Frequenz. Bleibt die Frage, welche Firmen für das Warenhaus oder Einkaufszentrum infrage kommen, und wer genügend Potenzial in Grenchen sieht. Die Wirtschaftsförderung habe noch keine spezifischen Firmen im Auge, auch wenn es Wünsche gebe, erklärt René Goetz.

Eine mögliche Interessentin könnte das Trendmodegeschäft für Frauen, Tally Weijl, sein, grundsätzlich würde man Detailhändler aus dem Bereich «Young Fashion» (Mode für Junge) begrüssen. Aktuell sei diese Frage aber noch nicht abschliessend beantwortet, und man halte sich alles offen. Sicher ist: Das Angebot soll diejenigen von Migros und Coop ergänzen und grösstenteils aus Non-Food-Artikeln bestehen. Aktuell arbeiten Stadt, Wirtschaftsförderung und Espace Real Estate an einem Werbe- und Akquisitionspapier, mit dem es demnächst auf Interessentensuche gehen soll.