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Nächstes Jahr feiern die Freilichtspiele ihr 10-jähriges Jubiläum. Auch ein neues Stück steht auf dem Programm: «Ich will in meinem neuen Stück die Zeit thematisieren», sagt Theaterfrau und Regisseurin Iris Minder.
Im Atelier an der Kirchstrasse riecht es nach Kaffee. Auf einem Requisitenkorb in der Ecke steht eine Schachtel, darin rund 20 Textbücher mit dem Titel «Uhregrübler», über einem Bild von Dalis fliessender Uhr. Iris Minders neues Freilichtspiel ist eben in Mundart übersetzt worden.
Ein Thema, das mit Grenchen eng verknüpft ist
Im nächsten Jahr feiern die Freilichtspiele Grenchen ihr zehnjähriges Jubiläum. Zuviel will die Theaterfrau Iris Minder, Autorin und Regisseurin, über ihr neues Stück, das im Sommer 2013 zur Uraufführung kommt, noch nicht verraten: «Ich will in meinem neuen Stück die Zeit thematisieren», erklärt Iris Minder, «denn die Zeit spielt in Grenchens Geschichte eine zentrale Rolle und ich suchte ein Thema, das eng mit der Stadt verknüpft ist.»
Statt eines historischen Zugangs zum Thema, versucht Minder zu zeigen, was den Übergang von einer agraren zu einer industrialisierten Gesellschaft ausmacht und was in diesem Zusammenhang mit der Zeit geschehen ist. In Grenchen entstand die Uhrenindustrie, die Zeitmessung hielt Einzug ins tägliche Leben. Zeit bekam eine völlig neue Bedeutung. In früheren Zeiten dachte der Mensch zyklisch und man hatte viel Zeit.
Die Zeit als sinnbildliche Person
Mit der Industrialisierung wurde Zeit Mangelware, die Zeit verlief nicht mehr zyklisch, sondern linear. Mit diesen Themen spielt Minder und verpackt das Ganze in eine amüsante und zum Nachdenken anregende Geschichte mit spannenden Figuren: Die Zeit, eine allegorische Figur, singt und philosophiert über ihren Stellenwert und ihren Wandel. Zwei junge Darsteller – Mitglieder des Kindertheaters Blitz – erscheinen als Ideen und versuchen, Zeit zu Geld zu machen. Ein Ammann wird zum Direktor. Dorfbewohnerinnen und -bewohner sind dem Wandel ausgesetzt. Karriere, Wohlstand, Fortschritt halten Einzug ins Leben im Dorf, das sich langsam zur Stadt entwickelt.
Minder will weder moralisieren noch werten. «Ob alt oder neu, jedes hat für sich seine Qualitäten. Das Alte hat Qualitäten, die das Neue nicht hat, und umgekehrt. Mich interessiert einfach, wie sich die verschiedenen Formen der Zeit auf das Zwischenmenschliche auswirken.»
Eine Liveband gehört auch dazu
Beim letztjährigen Freilichtspiel «Ich glaub mich tritt ein Pferd» waren rund 30 Personen auf und hinter der Bühne beschäftigt. Für «Uhregrübler» werden etwas weniger Darsteller benötigt. Eine Liveband ist mit von der Partie und wird eigens für das Theater komponierte Musik spielen. Damian Meier wird mit dem Ensemble die Choreinsätze einstudieren. Die Proben beginnen im Januar. «Die Rollen sind aber schon jetzt verteilt, der Probenplan ist bekannt, nur hat noch keiner meiner Schauspielerinnen und Schauspieler das Stück gelesen. Sie erhalten es erst am 15. November, wenn wir uns zu einer ersten Sitzung treffen», so Minder.
Aus der Vergangenheit gelernt
Mit «Uhregrübler» kehrt Minder zu einer Form des Freilichtspiels zurück, die den Zuschauern nicht nur «Spass und Vergnügen» bietet. «Ich glaub mich tritt ein Pferd» war ein Versuch», erklärt sie. « Ich musste es einfach einmal ausprobieren, einen ‹Schenkelklopfer› zu inszenieren. Und ich habe festgestellt, nur Klamauk ist nicht mein Ding.»
Der Sommer letztes Jahr war spannend, aber auch kräfteraubend, sagt sie. «2011 war ein gutes bis sehr gutes Jahr. Das Stück war nicht einfach und mir war von Anfang an klar, dass es nicht allen Leuten gefällt». Zwar überwogen die positiven Rückmeldungen und finanziell stand man am Ende gut da. Die letzten Aufführungen waren alle ausgebucht. Aber dennoch gab es einige Besucherinnen und Besucher, denen das Theater im Theater nicht gefiel. «Viele Leute erwarten von einem Freilichttheater halt etwas anderes als ‹nume luschtig›. Eine weitere Schwierigkeit war vielleicht, dass sich im Stück viele verschiedene Geschichten wie ein Puzzle zu einem Ganzen formen, und damit ist die Gefahr gross, die Leute zu überfordern.»
Enormes Wetterglück
Das Wetter spielte auch eine Rolle: Fast während der ganzen Aufführungszeit war es kalt und es hat oft geregnet. «Nur», so Minder, «wir hatten enormes Glück: Zwei oder dreimal hat es bis kurz vor Vorstellungsbeginn geregnet, während wir spielten, blieb es trocken und nach der Vorstellung begann es wieder zu regnen.»
Das Experiment mit einer Nachmittagsvorstellung ging gründlich daneben: Nur die Hälfte aller Plätze war belegt. «Das werden wir sicherlich nicht noch einmal probieren», sagt Minder.
Zuwachs an Vereinsmitgliedern
Der Verein «Freunde Freilichtspiele Grenchen» konnte an der letzten Generalversammlung Erfreuliches vermelden: Man konnte einen Zuwachs an Vereinsmitgliedern verzeichnen, die mit ihren Mitgliederbeiträgen die Freilichtspiele finanziell und ideell unterstützen. «Viele Leute haben sich spontan nach einer Vorstellung angemeldet.»
Iris Minder, hat in diesem Jahr mehrere Projekte am Laufen (s. Kontext). Momentan steht sie in den Endproben zu ihrem neuen Stück «D Belle und ds Biischt», das am 20. Juli beim Schloss Landshut in Utzenstorf uraufgeführt wird.