Interview
«Immer wieder Standing Ovations» für Romeo und Julia auf dem Dorfe

Für Theaterregisseurin Iris Minder war das diesjährige Freilichttheater «ein einziges Highlight».

Andreas Toggweiler
Drucken
Freilichtspiel Romeo & Julia von Iris Minder
18 Bilder
Hier weitere Impressionen vom Freilichtspiel Romeo & Julia von Iris Minder
Iris Minder, Theaterautorin und Regisseurin von «Romeo und Julia auf dem Dorfe».

Freilichtspiel Romeo & Julia von Iris Minder

Hanspeter Bärtschi

Nach 15 Vorstellungen ging am Wochenende die Saison des Freilicht-Theaters im Eichholz zu Ende. Regisseurin Iris Minder zieht Bilanz ihrer Version von «Romeo und Julia auf dem Dorfe» nach Gottfried Keller, ihrer 9. Inszenierung im Rahmen der Freilichtspiele Grenchen. Sie zeigt sich in jeder Hinsicht zufrieden, lässt aber zurzeit offen, ob es auch noch eine 10. Ausgabe geben wird.

Eine weitere Freilicht-Theatersaison geht zu Ende – sind Sie mit dieser Spielzeit zufrieden?

Iris Minder: Mehr als zufrieden. Nicht nur wegen der riesigen Anerkennung durchs Publikum, das uns bei fast jeder Vorstellung mit Standing Ovations beglückte. Für mich persönlich ist es grossartig, und ich bin zutiefst dankbar, dass ich diese Produktion verwirklichen kontte. Dazu gehören sehr viele «Bausteine»: ein gut harmonierendes und leidenschaftliches Spielerteam, engagierte Bühnenbauer, ruhige und souveräne Organisatorinnen, ein gelungenes Plakat, professioneller Techniker und natürlich Wetterglück. Dies alles hat zum grossen Erfolg beigetragen.

Wie waren die Vorstellungen verkauft? Ist die Rechnung aufgegangen?

Die definitive Buchhaltung liegt noch nicht vor. Die Vorstellungen waren gut besucht – wir sind sehr zufrieden. Wir hatten in diesem Jahr zwei Vorstellungen mehr angeboten, was dazu führte, dass sich die Zuschauer mehr verteilten. Wir hoffen jedoch, dass wir gegenüber der letzten Spielzeit etwas mehr Zuschauer verzeichnen können.

Was waren aus Ihrer Sicht die Highlights?

Für mich ist diese ganze Produktion ein Highlight. Es stimmte einfach alles. Etliche Zuschauer haben sogar mehrere Vorstellungen besucht.

Gab es auch Schwächen oder Probleme, welche man in der Spielzeit meistern musste?

Schwächen und Probleme gibt es immer. Zum Glück, denn so kann man sich noch entwickeln. Wir werden im OK im August eine kritische Rückschau halten und alles analysieren. Da es auf diese Saison hin ein neues OK gab, ist ein Debriefing angesagt. Bereits heute lässt sich aber sagen, dass die neuen OK-Mitglieder einen tollen Job gemacht haben. Beim Spiel selbst gab es in diesem Jahr ein paar Besetzungsprobleme. Drei Spielerinnen mussten kurz vor oder während der Proben ihre Rollen aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen abgeben und ich musste umbesetzen. Zum Glück gelang dies problemlos. Ein weiterer Schreckensmoment war der Totalausfall des Schaltpultes in der zweiten Vorstellung. Mit einem Extra-Effort unseres Technikers liess sich auch diese Herausforderung meistern.

Ich bin noch nicht sicher, ob ich das 10. Freilichtspiel im Jahr 2021 noch schaffe.

(Quelle: Iris Minder, Theaterautorin und Regisseurin )

Wie wars mit dem Wetter? Konnten nach der Verschiebung der Premiere alle Aufführungen stattfinden?

Wir konnten immer spielen. An einem Samstag hatten wir den Mut zu spielen, obwohl eine Wetterwarnung Stufe 3 (von 4) herausgegeben wurde. Unser Meteorologe Beni hatte den Mut, uns am Morgen mitzuteilen, es stehe 50 zu 50Prozent, dass es am Abend heftig gewittert oder trocken bleibt. Wir waren dann so waghalsig und haben uns auf die 50Prozent «trocken» verlassen. Und es hat sich ausgezahlt: Es war ein herrlicher Abend!

Wie geht es weiter mit den Freilichtspielen?

Im August findet ein Debriefing mit den Ressortleitern statt. Danach wird Bilanz gezogen und diskutiert, ob und in welcher Form es mit den Freilichtspielen weitergeht. Im Moment bin ich persönlich noch nicht sicher, ob ich das 10. Freilichtspiel im Jahr 2021 überhaupt noch schaffe. Ich muss jetzt erst mal Atem holen und werde mich dann im August an unserer Besprechung entsprechend einbringen.

Was sind die nächsten Projekte?

Ich werde ein paar Tage in Klausur gehen, um das neue Szenenspiel, das im Sommer 2020 im Park des Wasserschlosses Landshut stattfinden wird, zu schreiben. Übrigens: Einige Mitglieder aus dem Grenchner-Ensemble werden in dieser Produktion zu sehen sein. Im August starte ich mit einer neuen Produktion mit dem Theater «Jawohl», dann könnte ich mir vorstellen, wieder ein Silvesterprogramm auf meine Gänggi-Bühne zu bringen. Wie es nach 2020 weitergeht, weiss ich noch nicht. Alles ist möglich: weitere Projekte oder mit allem aufhören.