Ein halbes Jahr nach der Bluttat im Luxory brechen die Betreiber ihr Schweigen: Discos, Szenenpartys und Konzerte seien nie ihr Hauptgeschäft gewesen, betonen Erdogan Yumak und Ismet Saydam.
In erster Linie lebe das Lokal von der Durchführung grosser und schöner Hochzeiten, von Banketten und Firmenanlässen. Bis zu 1000 Personen fasst der Hauptsaal. 20 bis 25 Hochzeiten werden jährlich veranstaltet, auf Wunsch wird von der Limousine bis zum Catering alles organisiert.
«Partys haben wir nur selten durchgeführt. Wir wollten den Jugendlichen damit etwas für den Ausgang bieten und Nachwuchs-Musikern einen Auftritt ermöglichen», sagt Ismet Saydam. Derart tragische Ereignisse habe man zuvor nie gehabt. Dass Liegenschaftsbesitzer und Vermieter Ernst Müller nach dem Vorfall öffentlich erklärte, dass er keine Szenenpartys mehr dulden werde, hatte Konsequenzen: Plötzlich dachte Alles, das Luxory werde geschlossen, kaum einer hatte verstanden, dass alle anderen Anlässe weiterhin durchgeführt werden.
Schon am Tag, nachdem die Polizei die Spurensuche am Tatort abgeschlossen hatte, wurde im Luxory die nächste Heirat zelebriert. Dennoch mussten sechs Hochzeiten annulliert werden. «Wir hatten nebst dem moralischen auch einen hohen finanziellen Schaden», sagt Erdogan Yumak. Er sei froh, dass Gras über die Sache gewachsen ist. «Tagelang wurden wir vom Fernsehen belagert. Der Vorfall machte uns schwer zu schaffen und wir bedauern ausserordentlich, was geschehen ist. »
«Das kann überall passieren»
Ernst Müller betont auf Anfrage, dass er nie etwas gegen das Luxory selbst gehabt habe. Die Hochzeitsveranstaltungen habe er im Gegenteil immer sehr begrüsst. «Was im April vorgefallen ist, hätte überall passieren können, die Klubbetreiber trifft keine Schuld», meint der Liegenschaftsbesitzer. Froh ist er, dass es seit dem Vorfall ruhiger geworden ist. Auch Robert Gerber, Kommandant der Stadtpolizei, sagt: «Unsere Patrouillen kontrollieren das gesamte Howeg-Areal regelmässig, und wir stellen fest, dass dort Ruhe ist.»
Und wenn es doch zu Meldungen kommt, dann offenbar nicht unbedingt des Luxory wegen - gerade die Rümliszene sorgt nach wie vor für Unmut bei anderen Mietern und Anwohnern. Geschäftsführer Erdogan Yumak will denn da auch mehr Probleme sehen als im eigenen Laden. «Hier unten gibts schon Probleme, aber nicht wegen uns.» Mehr Polizeikontrollen wären nicht falsch, ist er überzeugt.
Schon bald wieder Musikpartys
Überzeugt davon, dass die Bluttat ein unglücklicher Einzelfall war, wollen die Klubbetreiber nun bald wieder Partys veranstalten. «Es wurde nie etwas anderes vereinbart», sagt Erdogan Yumak. «Allein aus Pietätsgründen und aus Respekt haben wir vorübergehend keine Partys mehr durchgeführt.» Es gebe keinen triftigen Grund, diesen Bereich für immer aufzugeben. «Wir waren sehr betroffen und wir sind es immer noch. Aber wir wollen weitermachen, denn Grenchen braucht ein angemessenes Angebot für die Jugend.»
Nächstes Jahr sollen deshalb im Luxory nebst den Hochzeiten auch wieder Szenenpartys und Konzerte stattfinden. Erste Termine stehen schon fest. Aller Tragik zum Trotz: Der Schock scheint einigermassen überwunden, und der Ort des Schreckens inzwischen wieder zu einem Ort der Freude geworden zu sein.