Einkaufs-Serie
«Im Laden stehen und auf Kunden warten, das genügt nicht»

Wegen der Konkurrenz und dem Internet muss sich die Grenchner Drogerie Arnold immer wieder neu erfinden. Mit Erfolg: Der diplomierte Drogist führt die Dropa-Drogerie am Marktplatz schon seit 2002.

Andreas Toggweiler
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Drogist Markus Arnold mit seiner neuen Geschäftsführerin Stephanie Sterki.

Drogist Markus Arnold mit seiner neuen Geschäftsführerin Stephanie Sterki.

Oliver Menge

«Der Detailhandel muss sich immer wieder aktuellen Entwicklungen in der Branche und neuen Kundenbedürfnissen anpassen.» Das ist die Überzeugung von Markus Arnold, und er ist gut gefahren damit. Der diplomierte Drogist führt die Dropa-Drogerie am Marktplatz schon seit 2002.

Damals hat er das Geschäft von Markus Frei übernommen, der vorher schon jahrzehntelang im zentral gelegenen Lokal im Sorag-Hochhaus ansässig war. «Ich habe mir damals vorgenommen, die Stärken meines Vorgängers weiterzupflegen», erzählt Arnold. Das heisst, auch Arnold setzt nebst dem umfassenden Drogeriesortiment primär auf Naturheilmittel sowie naturnahe Lebensmittel und Körperpflegeprodukte, etliche auch aus eigener Produktion.

Serie Einkaufen in Grenchen

Das Thema Gewerbe und Einkaufen im Grenchner Stadtzentrum ist ein Politikum. Ob der Diskussion über die leeren Schaufenster geht rasch vergessen, dass es noch etliche Fachgeschäfte gibt, die sich seit Jahren behaupten. Einige haben wir besucht und mit ihnen über ihre Erfolgsrezepte, aber auch die aktuellen Herausforderungen gesprochen. Fazit: Der Detailhandel in Grenchens Zentrum lebt, wie wir in unserer Serie zeigen. Bereits erschienen: die drei Grenchner Bäckereien, Foto Ryf, Team Papeterie, Schwab Metallwaren, Boutique Olivia, Bijouterie Maegli und Créasphère. (rrg)

Sortiment laufend erweitert

«Auch wir haben unsere Hochs und Tiefs erlebt», sagt der Chef von inzwischen neun Angestellten, darunter drei Lernenden. So beispielsweise, wenn ein Konkurrenzgeschäft eröffnet wurde oder durch das Internet. Statt zu jammern und den Kopf in den Sand zu stecken, hat der Drogist solche «Gelegenheiten» benutzt, um das Sortiment zu erweitern: Exklusive Kosmetikmarken wie Estée Lauder oder Clinique sind dazugekommen, Gesundheitsschuhe, Gehhilfen oder eben eine Ausweitung des naturbasierten Sortiments, Spagyrische Essenzen oder Homöopathie. «Im Laden stehen und auf Kunden warten, das genügt nicht», ist Arnold überzeugt.

Als ausgebildeter Bioresonanz-Therapeut hat sich Arnold eine ganzheitliche Sicht des Menschen angeeignet. «Nicht immer ist es nötig, bei gewissen Beschwerden oder Unpässlichkeiten gleich mit der Chemiekeule loszuschlagen», meint Arnold. Im Gespräch mit Kunden sowie mit Tests versucht man zuerst, die Ursachen der Probleme zu ergründen. «Manchmal kann schon die Veränderung der Ernährungsgewohnheiten viel bewirken.» Entsprechend hat die Drogerie diverse Produktlinien mit naturnah produzierten Nahrungsmitteln (auch aus der Region) im Sortiment. Sie könnte durchaus auch als das Grenchner Reformhaus durchgehen.

Stichwort Diversifikation: Vor einigen Monaten hat Arnold den Exklusivvertrieb von Produkten des Labels «Hildegard von Bingen» in der Schweiz von einer Drogerie in Basel übernommen. Die Produkte richten sich nach den Rezepten und Ratschlägen der visionären Klosterheiligen aus dem 11. Jahrhundert. «Sie hat schon vor tausend Jahren medizinische Zusammenhänge erkannt, sodass man heute nur darüber staunen kann», erklärt Arnold.

Wissen aus alter Zeit

Dieses Wissen ist in umfangreichen Schriften festgehalten und ihre Rezepte werden von verschiedenen Produzenten angewendet und dann unter dem «Hildegard» Label vermarktet. In den Produkten werden so unterschiedliche Dinge wie Dinkel, Speisekastanien (Maroni), Bertram (ein Kraut) oder Galgant (Ingwer-Sorte) verwendet – oder sogar Goldstaub. «Er bleibt mehrere Wochen im Verdauungstrakt und hilft bei der Entgiftung», erklärt Arnold, der neuerdings auch selber Biscuits mit Goldstaub-Glasur herstellt.

Sehr erfolgreich sei auch eine Kohlsalbe nach dem Rezept von Pater Thomas Häberle, die anstelle von Kohlwickeln verwendet werden kann. «Ich möchte eigentlich noch viel mehr solche Produkte unter dem Label der internationalen Hildegard-Gesellschaft selber herstellen, doch der damit verbundene Papierkrieg für die Lebensmittel- bzw. Heilmittelbehörden ist immens», erklärt Arnold.

Neue Geschäftsführerin

Doch auch diese Situation liess ihn erfinderisch werden. Am 1. Juli hat er die diplomierte Drogistin Stephanie Sterki angestellt, welche den Chef als Geschäftsleiterin des Betriebs entlasten soll. «Ich habe damit mehr Zeit für strategische Aufgaben wie Entwicklung und Lancierung neuer Produkte.»

Rationell gearbeitet wird allerdings bei ihm schon länger. Nach der Geschäftsübernahme wurde das ganze Warenlager vom 1. Stock ins Parterre gezügelt. Dank der Mitgliedschaft als Franchisenehmer in der Drogeriekette dropa kann er auch von verschiedenen Backoffice-Dienstleistungen und Einkaufsvorteilen des Verbundes mit 27 Drogerien und 40 Franchisepartnern profitieren.

Markus Arnold ist Vizepräsident des Grenchner Gewerbeverbands und gilt dort als einer der Vordenker. Man kennt ihn als verantwortlichen Organisator des beliebten Weihnachtsmarktes, den er neuerdings mit Silvan Granig zusammen leitet. Mit der Installation eines Führungsduos seien die Lasten verteilt und auch für unvorhersehbare Situationen vorgesorgt, erklärt Arnold. Auch die Infrastruktur sei gesichert mit der Übernahme der hölzernen Verkaufshäuschen des ehemaligen Bucheggberger Weihnachtsmarktes.

Bettlachstrasse: Klares Nein

Als GVG-Verantwortlicher macht sich Arnold natürlich auch Gedanken über die Einkaufssituation in Grenchen generell. «Zur aktuell virulenten Frage der Sperrung der Bettlachstrasse habe ich eine klare Meinung, und die ist nein», erklärt er. Das Gewerbe im Stadtzentrum sei auf eine gute Verkehrserschliessung angewiesen und jedes Zurückdrängen des motorisierten Verkehrs wirke sich auf die Umsatzzahlen aus. «In einer Zeit, in der es das Gewerbe wegen Internetkäufen und Einkaufstourismus ohnehin schwer hat, verträgt es nicht noch mehr Einschränkungen.»

Doch auch den Gewerbetreibenden selber möchte er etwas ins Stammbuch schreiben. «Etwas mehr Solidarität untereinander würde allen guttun. Wer in Grenchen ein Geschäft hat, sollte auch in Grenchner Geschäften einkaufen.» Und damit meint er nicht unbedingt die Discounterketten ...