Sommerserie
Im kleinen Sommerparadies neben den Gleisen gibt es immer was zu tun

Hans-Rudolf Marti war lange als Stationsvorstand bei der Bahn tätig. Den Garten seiner Vorstands-Wohnung an der Güterstrasse in Grenchen hat er behalten. Hier geniessen er und seine Frau Annamarie nun ihren Schrebergarten.

Andreas Toggweiler
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Erntezeit: Hans-Rudolf und Annamarie Marti erfreuen sich an Gemüse, Beeren und Blumen.

Erntezeit: Hans-Rudolf und Annamarie Marti erfreuen sich an Gemüse, Beeren und Blumen.

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«Es wächst schön, aber das Wasser wird allmählich knapp», sagt Hans-Rudolf Marti (78). Der Hobbygärtner ist gerade mit der Himbeerernte beschäftigt, als wir ihn zusammen mit seiner Frau Annamarie (75) in seinem Schrebergarten an der Güterstrasse antreffen. «Zurzeit ist es zwar fast besser, wenn man die Arbeiten am Morgen früh macht, wegen der Hitze», merkt Marti an.

Immer was zu tun

Die durstigen Pflanzen benötigen Wasser, das Unkraut, Ungeziefer und Schnecken müssen bekämpft sein. Doch der Lohn sind frische Karotten, Bohnen, Salat, Tomaten, Johannisbeeren und Himbeeren aus eigener Produktion. Und natürlich die Blumen, für die Annamarie Marti zuständig ist. «Ich schaue, dass immer wieder etwas am Blühen ist.»

Der kleine Pflanzplätz von 80 Quadratmetern zwischen SBB-Park+Ride und dem Schuppen der Brockenstube gehört zu einer verschwindenden Spezies. «Früher gehörte zur Bahnhofvorstand-Wohnung oft auch ein Garten», erläutert Hans-Rudolf Marti (78), der jahrzehntelang bei der Bahn als
Stationsvorstand amtete. Bei den SBB zu arbeiten, bedeutete auch immer wieder umziehen: Solothurn West, Mägenwil, Bellach, Hägendorf, Olten Hammer und zuletzt Grenchen Süd waren Martis Stationen.

Als ab 1995 die Bahnhof-Chefs nicht mehr in der Station wohnen mussten, zügelte man in eine schöne Eigentumswohnung an der Moosstrasse. Den Garten aber behielt man in Miete. Auf dem schmalen Landstück ist noch eine weitere Parzelle vermietet. «Das ist ideal für uns, denn wir können uns gegenseitig in den Ferien aushelfen.»

Kein Wasseranschluss

Ein Handicap hat der Schrebergarten allerdings: Es gibt keinen Wasseranschluss. So sammelt man eben Regenwasser, das die Pflanzen ohnehin besser mögen. Doch es kann in längeren Trockenperioden knapp werden. «Dann muss ich halt zu Hause ein paar Kanister füllen und mit dem Auto rüberbringen.» Normalerweise pendelt man aber mit dem Velo zwischen Moos- und Güterstrasse hin und her.

Das kleine Paradies besteht auf Zeit. Seit längerem sind Pläne bekannt, dass das Areal neu genutzt werden soll. In einer ersten Phase soll nun der Güterschuppen beim Bahnhof dran glauben und der SBB Parkplatz Richtung Westen vergrössert werden.

Bleiben – bis auf weiteres

«Was die Zukunft unserer Parzelle betrifft weiss man noch nichts Konkretes», sagt Marti. Aus einem Schreiben der SBB gehe hervor, dass auf dem Platz nebenan Baugeräte abgestellt werden, die für den Parkplatz-Umbau benötigt werden. Dieser soll nach Angaben der SBB von August bis November über die Bühne gehen.

Der Zugang zum «Pflanzplätz» sei aber sichergestellt. Daraus kann man immerhin folgern, dass noch nicht gleich Schluss ist. «Wir werden unseren Garten weiter pflegen, solange man uns lässt und es unsere Gesundheit erlaubt», sagen Annemarie und Hans-Rudolf Marti.