Programm
Im Grenchner Kleintheater startet die Saison stumm

Am 21. September startet das Kleintheater in Grenchen gleich mit einem Highlight.

Oliver Menge
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Kleintheater Grenchen: Präsidentin Marisa Thöni (links) und Finanzverantwortliche Sabine Hofer.

Kleintheater Grenchen: Präsidentin Marisa Thöni (links) und Finanzverantwortliche Sabine Hofer.

Oliver Menge

«Ohne Rolf» – das ist Kommunikation ohne (gesprochene) Worte. Mit ihrem vierten Programm seit 1999 sprengen die beiden Plakatkünstler die Grenzen zwischen Kabarett, Theater und Literatur – denn die Kommunikation findet ausschliesslich auf Plakaten statt, mithilfe derer die beiden miteinander kommunizieren. Schnell, witzig, tiefgründig. Stumm, aber mit punktgenauer Präzision und einer Leichtigkeit in der Sprache, die ihresgleichen sucht.

Man darf sich auf den Auftritt der Gewinner des Deutschen Kabarettpreises und des Deutschen Kleinkunstpreises am 21. September freuen. «Wir starten die Saison ganz bewusst mit diesem Highlight», erklärt Marisa Thöni, die Präsidentin des Kleintheaters. «Mit ‹Ohne Rolf› holen wir eventuell auch Leute ab, die nicht zu unserem eigentlichen Stammpublikum gehören.»

Zwei gute Saisons liegen zurück

Das Kleintheater, gegründet 1975, wird vom Verein Kleintheater Grenchen getragen, der 1978 gegründet wurde. Letztes Jahr war Jubiläumsjahr. Man feierte das 40-Jahr-Jubiläum mit einem grossen Fest. «Das Fest lief eigentlich besser als erwartet», sagt Sabine Hofer, als CFO verantwortlich für die Finanzen des Vereins. «Die Einnahmen waren höher als erwartet und wir mussten nicht so viel drauflegen, wie wir dachten.» Überhaupt könne man auf eine erfolgreiche vergangene Saison zurückblicken, das hohe Niveau des Vorjahres habe gehalten werden können, sagt Marisa Thöni.

Das Kleintheater wird nach wie vor von der Stadt mit einem Beitrag von 16 000 Franken pro Saison unterstützt, vom Kanton kommt kein Geld. Mit den Ticketeinnahmen können in etwa die Nebenkosten gedeckt werden.

Tickets gibts neu auf der Homepage

Die neue Saison wartet nicht nur mit einem abwechslungsreichen Programm auf (siehe unten), sondern auch mit einigen Neuerungen. «Letztes Jahr, quasi als Jubiläumsgeschenk, lancierten wir unsere neue Homepage», meint Sabine Hofer. «In diesem Jahr kommt ein neues Online-Ticketing-System dazu.» Das Kleintheater arbeitet zu diesem Zweck mit dem Anbieter «Ticketpark» zusammen. Konkret kann man jetzt sein Ticket direkt über die Homepage des Kleintheaters kaufen. Nicht nur das: Selbst den Sitzplatz kann man dort auswählen und reservieren. Die platzgenaue Buchung erfolgt ohne Login oder Registration. Alle Zahlungsarten sind gebührenfrei und die Tickets lassen sich sogar individuell an Freunde verschicken. «Aber selbstverständlich kann man, so wie bisher, die Tickets auch im Büro der BGU am Postplatz kaufen und dort am Schalter den gewünschten Platz reservieren.»

Im achtköpfigen Vorstand gab es einen Wechsel: Für den zurückgetretenen Günter Fenten rutscht Karin Decker nach.

Neue Strömungen beherrschen die Szene

Die meisten Programme, die auf der Bühne in der Aula des Schulhauses V gezeigt werden, haben Mitglieder des Vorstands an der Künstlerbörse in Thun gesehen – zumindest ausschnittsweise. Oder dann wurden sie von Agenturen direkt zu Vorstellungen von Künstlern eingeladen, welche diese unter ihren Fittichen haben. Marisa Thöni stellt fest, dass sich die Art der angebotenen Kleinkunst in den letzten fünf Jahren verändert hat: «Slam Poetry ist definitiv in die Kleinkunst gerutscht und besetzt dort einen grossen Teil.» Andere Bühnenkünstler, die noch vor ein paar Jahren mit Laser- und Lichtshows oder elektronischen Klangelementen gearbeitet hätten, seien wie vom Erdboden verschwunden. Die Szene aber bleibe kreativ, so ihre Einschätzung. Und im Kleintheater Grenchen ist man darum bemüht, diese Kreativität dem Publikum auch näher zu bringen.

Kleintheater 2019/2020

Ohne Rolf – Seitenwechsel Die beiden Künstler machen tatsächlich «erlesene Komik»: Ohne Worte kommunizieren sie nur mit Text auf Plakaten – eine geniale Idee, die seit 1999 bereits in ihrem vierten Programm umgesetzt wird (Sa, 21. September).

Kulturnacht mit Vocal Solicant – voice, not noise. Am 28. September nimmt das Kleintheater an der Kulturnacht teil. Vocal Solicant besteht aus fünf Männern aus der Region Solothurn, die seit über 20 Jahren gemeinsam Acapella-Musik machen. Für alle Liebhaber des kultivierten Gesangs, mit Urs Affolter, Tenor; Markus Arnold, Tenor; Ralph Lehmann, Bariton; Beat Bosshard, Bass-Bariton; Markus Tschopp, Bass. 19.30-20.00 Uhr und 21.00-21.30 Uhr. Der Eintritt ist im Ticket für die Kulturnacht inbegriffen.

Sen-Trio – «der Apfel ist schuld» am 26. Oktober: Ein lustvoller Abend mit Texten und Liedern zum Thema Sünde. Sündigen können alle, Gott sei Dank. Und wer sündigt, wird bestraft oder kommt ungeschoren davon. . Die Sängerin, der Pianist und der Poet haben Kurzgeschichten, Gedichte und Musik mit eigenen und fremden Kompositionen und Texten zu einem packenden Programm zusammengestellt. Ein geheimnisvolles Märchen spannt den Bogen .

Bernd Kohlhepp – Mit dem Faust aufs Auge am 22. November: Herr Kohlhepp gibt Goethes «Faust». Kein Stück zählt mehr allgemeingültige Zitate, keines wird öfter gespielt – und kein Stück hat höheren Nährwert. Wie erkennt man, was «die Welt im Innersten zusammen hält», wenn diese Welt hauptsächlich aus Facebook, Twitter und WhatsApp besteht? Daher schwebt Herrn Kohlhepp eine Art faustische Bildungsoffensive vor …

Remo Zumstein und Michael Kuster – Lyrik und Panik am 14. Dezember: Remo Zumstein ist einer der Überflieger der Schweizer Spoken-Word-Zunft, seines Zeichens Poetry-Slam-Schweizermeister 2016. Er performt in Berndeutsch und berndeutschem Hochdeutsch mit Abstechern in Fremdsprachen. Seine Reim-Kaskaden sind eine erquickliche Mischung aus Komik und Poesie. Für die musikalischen Untermalungen ist Gitarrist Michael Kuster zuständig.

Mattermania – verhimmelheilandtonneret am 17. Januar 2020: Frisch und unbekümmert spielen und singen sich Mänu, Mättu und Simu querbeet durch Matters Nachlass. Mit viel Gestik, Gesang und einfach-genialen Requisiten erweisen die drei dem legendären Berner Troubadour die Ehre und lassen Perlen aufleben. Das Trio begeisterte bereits letztes Jahr anlässlich des Grenchner Fests.

Stefan Waghubinger – Jetzt hätten die guten Tage kommen können, am 1. März, bereits um 17 Uhr: Stefan Waghubinger hat es ganz nach oben geschafft. Auf dem Dachboden der Garage seiner Eltern sucht er eine leere Schachtel und findet den, der er mal war, den, der er mal werden wollte und den, der er ist. Es wird also eng zwischen zerbrechlichen Wünschen und zerbrochenen Blumentöpfen. Glänzende Unterhaltung trotz verstaubter Oberflächen. Aber Vorsicht, zwischen den morschen Brettern geht es in die Tiefe.

Theater Fleisch + Pappe – Unter Artgenossen 21. März 2020: ein überdimensionales Puppenspiel , auf die sich Sabine Hofer und Marisa Thöni speziell freuen. «Wir haben Ausschnitte gesehen und das hat unsere Neugier geweckt.» In scheinbarer Eintracht teilen sich Künstlerkatze Laetitia, Altpunker Hund Lutz, die verwitwete Kröte Berger und ihre Pflegetochter Gänschen Milenka das Stadthaus von Immobilienhändler Hase Bernhard. Als eine geheimnisvolle Dame die Bel Etage bezieht, löst sie einen Wirbelwind an Ereignissen aus. (om)