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Daniel Allemann war seit fünf Jahren Weibel der Stadt Grenchen. Nun wird er pensioniert. Der Job des Stadtweibels verschwindet mit seiner Pensionierung schleichend.
Wer im Stadthaus einen praktischen Wunsch hatte, der meldete sich zuerst einmal bei Daniel Allemann. Ich war das «Mädchen für alles», berichtet der 64-Jährige (er hat am Mittwoch Geburtstag), der Ende Mai pensioniert wird. Doch es wird ein Abschied in Raten.
Im Stundenlohn und auf Abruf wird Allemann weiterhin in und um das Hôtel de Ville tätig sein. Denn so mir nichts dir nichts kann das Stadthaus nicht von heute auf morgen auf die vielen Handreichungen des Allrounders verzichten, auch wenn seine Stelle im Rahmen des städtischen Sparprogramms «Effi de Ville» nicht mehr besetzt wird – vorerst.
Vom Füllen des Kühlschranks über Kurierfahrten bis zur defekten Glühbirne wechseln: Seine Dienste waren für alle kleinen und manchmal grösseren Jobs gefragt, für die sich sonst keiner zuständig fühlte. «Im Winter gehörte dann auch schon mal das Schneeschaufeln dazu», berichtet Allemann.
Er ist in Grenchen aufgewachsen, hat eine Lehre als Mechaniker bei der Ebosa gemacht und sattelte später um auf den Versicherungs-Aussendienst. Ein Job, in dem er während rund 30 Jahren tätig war.
Bis er vor fünf Jahren noch einmal etwas ganz anderes machen wollte und als «Weibel» bei der Stadt anheuerte. Mit der traditionellen Weibeltätigkeit in Uniform hatte das Ganze aber nichts mehr zu tun. Zwar habe er den Stadtpräsidenten an Anlässe wie Geburtstage begleitet. «Aber eine Uniform gibts schon länger nicht mehr und ich habe auch nie Zahlungsbefehle zugestellt und solche Sachen», erklärt Allemann.
Eine der wichtigen Aufgaben war demgegenüber der ganze Postdienst im Stadthaus und das Bereitstellen der Unterlagen für den Gemeinderat und die GRK. «Das war manchmal noch recht knifflig, dass alle dann die richtigen Dokumente innerhalb der rechten Frist bekamen und niemand ein Papier, das nicht für seine Augen bestimmt war», erzählt er. «Manchmal ging es um Minuten, damit es fürs Kopieren und den Postversand noch reichte.»
Diese Tätigkeit rund um den Versand der Gemeinderats- und GRK-Unterlagen wird Allemann denn auch bis auf Weiteres noch für die Stadt ausführen. Als «Herr der Kopierapparate» wird er also noch öfter an seinem Arbeitsplatz im Untergeschoss des «de ville» anzutreffen sein.
Für die anderen wichtigen und weniger wichtigen «Kleinigkeiten» muss die Stadt jetzt andere Lösungen finden. Wer wird jetzt für die Technik an den Gemeinderatssitzungen schauen und die Eingangskontrolle an der Gemeindeversammlung? «Es müssen natürlich diverse Sachen neu organisiert werden», erläutert Ratssekretärin Anne-Catherine Schneeberger. Bei den Ratssitzungen werde sie selber gefordert sein, bei der Gemeindeversammlung werde Allemann weiterhin mithelfen.
Das Füllen des Kühlschrankes wird geoutsorced, Kurierfahrten werden wieder von den entsprechenden Abteilungen gemacht, ebenso von ihnen ins Stadthaus vergebene Kopieraufgaben. Wenn sich Allemann einst ganz zurückzieht, werde man wieder eine Stelle schaffen müssen, wenn auch mit geringerem Pensum.