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Seit September ist der neue Grenchner Stadtbaumeister Aquil Briggen im Amt. Im Interview nimmt er Stellung zu seinem neuen Job, zu seinem Führungsstil und zu anstehenden Projekten in Grenchen.
Wie haben sie Ihre ersten Monate als Stadtbaumeister erlebt?
Aquil Briggen: Sehr positiv. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen. Die Arbeit ist vielseitiger als gedacht, aber das macht es auch spannender. Es kam noch nie Langeweile auf und es ist auch keine solche absehbar (lacht). Insbesondere die ersten Tage waren sehr intensiv, da ich bereits am zweiten Arbeitstag, das Budget der Baudirektion in der GRK vertreten, manchmal auch verteidigen musste. Ich musste mich vorgängig innerst kürzester Zeit bei den Beteiligten über die Bedürfnisse informieren und entscheiden, was dringend und was wünschbar ist. Das schönste für mich ist aber, dass ich auf ein fachlich sehr versiertes und zuverlässiges Mitarbeiterteam zählen darf, das hat mir den Einstieg schon erleichtert.
Ihr Personal hatte ja in den letzten Jahren mehrere Chefs, die rasch wechselten. War das für Sie irgendwie spürbar? Gibt es Verunsicherung?
Wenn überhaupt eine Verunsicherung mir persönlich gegenüber da war, war sie nur von sehr kurzer Dauer. So jedenfalls ist mein Empfinden darüber. Die Personalwechsel sind jedoch schon spürbar. Insbesondere bei einzelnen Sachgeschäften, wo halt der Wissensstand verloren ging und wieder erarbeitet werden muss. Das ist aber meistens kein Problem, denn in der Regel sind die Geschäfte ja dokumentiert und die Dossiers systematisch abgelegt. Etwas Mehrarbeit bedeutet es aber schon.
Die Baudirektion wurde ja in letzter Zeit ziemlich reorganisiert. Planen Sie weitere Änderungen?
Eine Veränderung, welche bereits vor meiner Zeit aufgegleist wurde und ich dann zusammen mit Architekt und Vizestadtpräsident Remo Bill umsetzte, war die personelle Aufstockung des Hochbau-Bereichs mit einem Architekten. Da ich als Ingenieur eher mit Tiefbaufragen beschäftigt war, haben wir mit Tonio Licini, Architekt ETH, die gewünschten Fachkompetenzen wieder an Bord. Weitere Reorganisationen sind momentan keine geplant.
Was sind Ihre Führungsmaximen als Chef?
Wenn ich jemandem eine Aufgabe delegiere, delegiere ich ihm wenn irgendwie möglich auch die dazugehörende grösstmögliche Entscheidungskompetenz. Des Weiteren versuche ich, kein Kontrollfreak zu sein und immer eine offene Tür zu haben. Ein hartes Einschreiten war noch nicht nötig, gehört aber auch zu meinem Repertoire, das ich auf Baustellen gelegentlich anwenden musste.
Zur Stadt Grenchen: Was sind die grössten baulichen Herausforderungen?
Momentane Grossprojekte sind die Ortsplanungsrevision, der Bahnhofsplatz Bahnhof Süd, ein Gemeindesportanlagenkonzept im Verbund mit einem Sportstättenkonzept, das Aggloprogramm und die situative Ausrichtung der Prioritäten auf den frisch verabschiedeten «Kompass» (das neue Leitbild der Stadt, Anm. d. Red.). Das ist beispielsweise bei Landgeschäften der Fall. Die Stadt Grenchen hat eine grossartige Baukultur, welche es zu pflegen gilt ohne dabei Neues zu verhindern. Herausforderungen sind aber auch Ansprüche auf bauliche Massnahmen, um gesellschaftliche Probleme zu lösen. Diese stehen dann meistens diametral zur gewachsenen Baukultur.
Wie meinen Sie das?
Ein Beispiel: Wenn jemand den Bau von Pollern fordert, um wildes Parkieren zu verhindern, wäre ich wohl in den meisten Fällen dagegen. Solche Probleme lassen sich meiner Meinung nach mit dem Bussenzettel lösen.
Wenn Sie das Sportstättenkonzept erwähnen: Fussballvertreter beginnen wieder von einem Kunstrasen zu reden. Was meinen Sie dazu?
Davon habe ich auch gehört. Da ist noch gar nichts spruchreif. Zuerst kommt sicher einmal eine Renovation des Brühlstadions und auch für die Altlasten im Boden des Leichtathletikstadions möchte ich mithelfen, eine Lösung zu finden - auch wenn es dort um ein privates Projekt geht.
Geht der Wohnbau-Boom in Grenchen weiter?
Gemäss den eingehenden Baugesuchen wird an der Stadt Grenchen fleissig weitergebaut. Dies nicht nur bei den Wohnungen, sondern auch in der Industrie. Auf weiterreichende Prognosen möchte ich mich aber nicht einlassen, da gibt es genug Spezialisten die Ihnen hierzu Ja, Nein oder Ja aber sagen und alles ausgezeichnet begründen werden.
Wie arbeiten Sie als Windpark-Gegner mit dem Stapi als SWG-Präsident zusammen?
Die Zusammenarbeit zwischen ihm und mir ist die Zusammenarbeit zwischen dem Stadtbaumeister und dem Stadtpräsidenten. Diese Zusammenarbeit funktioniert sehr gut und wir treffen uns wöchentlich. Ich wüsste nichts Negatives zu berichten. Im Übrigen pflege ich auch mit den operativen Stellen der SWG ein sehr gutes Verhältnis. An der letzten Sitzung des Lenkungsausschusses des Windparks wurde mein Zähneknirschen jedenfalls höflich überhört ... (lacht).