Grenchen
«Ich mag es, in andere Rollen zu schlüpfen»: 14-jähriger Schauspieler erhält Nachwuchsförderpreis

Der 14-jährige Miro Nardini erhält am Donnerstag den Nachwuchsförderpreis der Stadt Grenchen.

Andreas Toggweiler
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Miro Nardini (rechts) mit Lorenz Probst im Stück «Vater und Sohn».

Miro Nardini (rechts) mit Lorenz Probst im Stück «Vater und Sohn».

zVg

Der 14-jährige Sekundarschüler Miro Nardini ist schon in viele Rollen geschlüpft. Und zwar, weil es ihm einfach Spass macht, zur Abwechslung jemand anders zu sein. Eine Person, in die man sich hineindenken muss – oder darf. So schildert der Teenager seine Motivation und seine Freude am Theaterspielen. Der junge Schauspieler hat den Nachwuchsförderpreis 2020 im Rahmen der Grenchner Kulturpreise zugesprochen erhalten.

Seine erste Rolle war ein Krokodil

Angefangen habe alles schon im Kindergartenalter und in der ersten Klasse, schildert Miro. Nämlich, als er einen Schultheaterkurs der Grenchner Schauspielerin Sandra Sieber besuchte. «Damals machten wir vor allem spontanes Improvisationstheater», erinnert er sich. Als der Kurs eingestellt wurde, habe er ins Kindertheater Blitz von Iris Minder (heute Nadja Rothenbühler) gewechselt. Dort habe er seine erste einstudierte Rolle gespielt, im Theaterstück «Der Flaschengeist». «Es war ein Krokodil», berichtet Nardini schmunzelnd.

Danach hat er aber immer menschliche Personen gespielt, sei es im Rahmen von szenischen Führungen (z. B. über die Fünfzigerjahre im Stadtpark), im Kindertheater oder zuletzt auch an den Grenchner Freilichtspielen. Schon bald waren auch anspruchsvollere Rollen dabei. Als Neunjähriger mimte er beispielsweise den Verdingbub Ueli, er trat mit dem Kindertheater Blitz auf dem Freilichtspielplatz im Eichholz auf und hat auch schon in zwei Produktionen der «grossen» Freilichtspiele von Iris Minder mitgewirkt: 2014 in «Wiiberheer» und im vergangenen Jahr in «Romeo und Julia».

 Als Neunjähriger spielte er einen Verdingbub.

Als Neunjähriger spielte er einen Verdingbub.

zVg

Das Lernen des Textes fällt ihm nicht schwer

Das Lernen von Sprechrollen falle ihm nicht schwer, erklärt der älteste von vier Geschwistern. So mimte er 2018 als Zwölfjähriger bereits eine Hauptrolle im Zwei-Personen-Stück «Vater und Sohn» im Theateratelier Gänggi, zusammen mit dem erwachsenen Darsteller Lorenz Probst. Die beiden werden anlässlich der Preisübergabefeier am Donnerstag im Girardsaal einen Ausschnitt aus dem Stück spielen.

«Hast Du auch schauspielerische Vorbilder», so eine quasi unvermeidliche Frage in einem Künstlerinterview. Als Antwort nennt Miro den Namen Matt Leblanc, ein Darsteller aus der TV-Serie «Friends». «Seine Mimik in komischen Situationen imponierte mir immer wieder», meint er. Leblanc mimte in der Sitcom den (Möchtegern-) Nachwuchsschauspieler auf verzweifelter Suche nach Rollen. Er habe sowieso mehr Spass an lustigen Rollen, als wenn es allzu ernst und traurig werde, lässt Miro durchblicken.

Tom Muster macht seinen Weg

Im Jahr 2015 hat der junge Schauspieler Tom Muster den Nachwuchsförderpreis der Stadt Grenchen erhalten. Er machte sich unter anderem an den Freilichtspielen von Iris Minder einen Namen und als Uhrenarbeiter Adolf Gschwind in szenischen Führungen. Schwerere Kost war später seine Darstellung des letzten in der Schweiz hingerichteten Mörders.

Letzten Herbst anlässlich der Kulturnacht hat Muster in Grenchen von sich reden gemacht, mit Musical-Ausschnitten, die er zusammen mit Künstlerkollegen (darunter Viviana Cali) aufführte und damit das Publikum begeisterte. Muster absolviert zurzeit eine klassische Gesangsausbildung in Richtung Musical. Sandra Sieber, selber Schauspielerin und Mitverantwortliche für das Abo-Programm des Parktheaters, war von diesem Auftritt ebenfalls beeindruckt. «Wir haben das Ensemble gleich für das nächste Programm gebucht.» Die Show wird am 26. Februar 2021 im Parktheater zu sehen sein. (at.)

«Er hat eine gute Beobachtungsgabe»

Sandra Sieber, die frühe Mentorin von Miro Nardini, bewundert, «wie sehr er in seinen Rollen aufgehen kann», wie sie sagt. Miro habe eine gute Beobachtungsgabe und könne gut zuhören. «Doch das sind nur einige seiner vielen Talente – auch ausserhalb der Schauspielerei.»

Miro Nardini bestätigt, dass er auch andere Interessen hat als das Rollenspiel. Die Mittelschule liege für ihn drin und vielleicht anschliessend ein Ingenieurstudium, blickt er in die Zukunft. «Als Hobby möchte ich das Schauspielern auf alle Fälle weiterpflegen, egal welche Ausbildung ich sonst mache», hält er fest.

Da ist er jedenfalls in Grenchen, einer Hochburg des Laientheaters, bestens aufgehoben. Der Preis, den er von der Stadt erhalte, sei eine zusätzliche Ermutigung, dranzubleiben. «Ich freue mich sehr darüber und habe keineswegs damit gerechnet.»

Hinweis
Übergabe der Grenchner Kulturpreise 2020 am Donnerstag, 16. Januar, um 19 Uhr im Girardsaal des Zentrums Bachtelen. Der Anlass ist öffentlich.