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Nicole Hirt (GLP) ist aus der Grenchner FDP-Gemeinderatsfraktion ausgetreten. Sie stimmte in Bildungsfragen oft mit der SVP. Sie werde jetzt eine eigene Fraktion bilden, erklärt sie.
Die Entwicklung hat sich in den letzten Monaten abgezeichnet: Die Tage von Nicole Hirt (GLP) in der FDP-Gemeinderatsfraktion sind gezählt. Immer öfter stimmte die grünliberale Gemeinderätin in Bildungsfragen mit der SVP-Fraktion. Diese fährt in der familienergänzenden Kinderbetreuung eine harte Linie: Vorkindergarten & Co lockten nur die untersten Bevölkerungsschichten in die Uhrenstadt und deshalb seien diese Angebote so knapp als möglich zu halten. Immer öfter sang Nicole Hirt in diesen Dossiers im Gemeinderat ebenfalls in dieser Tonart. Und stimmte auch mit der SVP gegen die eigene Fraktion.
Am Montagabend war es dann soweit. Hirt teilte der FDP-Fraktion per Whatsapp mit, dass sie per sofort aus der Fraktion austrete. Dies, nachdem sie an der Fraktionssitzung noch als (notabene befürwortende) Referentin zum Dossier Schulsozialarbeit vorgesehen war. Hirt räumt auf Anfrage ein, dass sie an der besagten Sitzung die Unterlagen noch nicht genügend studiert hatte. «Das Aktenstudium danach hat mir gezeigt, dass ich diese Vorlage so nicht vertreten kann», erklärt sie. «Die Fallzahlen der Schulsozialarbeit sind mir zu wenig aussagekräftig. Die Statistik erscheint mir wie bei den Ein- und Austritten eines Spitals. Es ist damit noch überhaupt nichts über die Komplexität der Fälle gesagt.»
Dieses Gefühl, nicht verstanden zu werden, habe sie übrigens in letzter Zeit wiederholt gehabt und sie sei froh, habe sie den Bruch jetzt vollzogen. «Ich habe immer öfters den Eindruck gehabt, dass meine 15-jährige Schulerfahrung als Pädagogin in dieser Fraktion nicht gefragt war», meint die Lehrerin.
«Mit der SVP hat das ganze nichts zu tun», betont Hirt weiter. «Ich stimme immer wieder mal mit jemandem überein, in bildungspolitischen Fragen halt oft mit der SVP.» Als Kantonsrätin ist sie als Grünliberale Teil der (CVP/EVP/glp)-Fraktion und der Bildungskommission.
Die CVP-Fraktion, zu der Hirt bis zu den letzten Gemeinderatswahlen gehörte, wollte damals den Alleingang wagen und so fand die GLP-Frau vor zweieinhalb Jahren bei der FDP Unterschlupf. «Ich bin jetzt nicht fraktionslos unterwegs, sondern eine eigene Fraktion. Das hat es mit Theo Heiri (CVP) auch schon mal gegeben», sagt Hirt zur Zukunft.
FDP-Fraktionschef Robert Gerber scheint die Entwicklung mehr oder weniger gelassen hinzunehmen. Er zeigt sich jedenfalls auch nicht überrascht. Der Schritt sei allein von Hirt ausgegangen und er habe insofern Verständnis dafür, dass man als Vertreterin einer Kleinpartei sein Profil schärfen müsse.
Anderseits habe sich Hirt mit einem Vollpensum als Lehrerin, als Kantonsrätin, Gemeinderätin und Pro Natura-Präsidentin selber ein gerüttelt Mass an Arbeit aufgeladen. Die Gefahr, dass zu wenig Zeit für seriöses Aktenstudium bestehe, sei damit immanent.