Renaturierung in Grenchen
Hochwasserprojekt beim Bachtelenbach nach elf Jahren erfolgreich abgeschlossen

Der alte Einlass in den unterirdischen Bachlauf wurde letztes Jahr durch einen grösseren Einlass ergänzt. Der neue Bypass am Grenchner Bach hat den Härtetest bestanden. Die Keller der Pavillons blieben – trotz starkem Regen – trocken.

Daniela Deck
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Von links: Tobias Würsch, Leiter Stadtgrün Grenchen, Karl Diethelm, Gesamtleiter Sonderpädagogisches Zentrum Bachtelen, Marcel Probst, Leiter Finanzen und Infrastruktur im Bachtelen, Gustav Keune, Leiter Sonderpädagogisches Zentrum und Projektverantwortlicher vonseiten Bachtelen.

Von links: Tobias Würsch, Leiter Stadtgrün Grenchen, Karl Diethelm, Gesamtleiter Sonderpädagogisches Zentrum Bachtelen, Marcel Probst, Leiter Finanzen und Infrastruktur im Bachtelen, Gustav Keune, Leiter Sonderpädagogisches Zentrum und Projektverantwortlicher vonseiten Bachtelen.

Hansjoerg Sahli

Was lange währt, wird endlich gut. So lässt sich die Renaturierung des Bachtelenbachs am besten beschreiben. Nach elfjährigem Hin und Her kam das Hochwasserschutzprojekt zustande – gerade noch vor dem Dauerregen.

Zuhinterst im Bachtelentäli hat der Bach nun reichlich Platz. Wo früher das Fussballfeld des Sonderpädagogischen Zentrums lag, breitet sich nun eine Trockenlandschaft mit Mäandern (Bachschleifen), Kiesbänken, kleinen Hügeln und Kratern aus, auf der bereits einzelne Mohnblumen spriessen. Von der Renaturierung profitieren alle: Für die Kinder ist dieses Gelände ein Naturspielplatz. Kleintiere und seltene Pflanzen finden am Sonnenhang ein Refugium, und für das Bachwasser ist die offene Fläche eine Schwemmlandschaft, die es im Lauf der Jahre frei gestalten kann.

Geflutete Keller

Als der Hochwasserschutz am Dählenbach vor elf Jahren politisch zur Sprache kam, fand das Vorhaben im «Bachtelen» offene Türen. Nach ausgiebigen Regenfällen überflutete der Bach immer wieder den Fussballplatz und füllte die Keller der Wohngruppenpavillons weiter unten am Hang mit Wasser und Schlamm.

«Der Fussballplatz war sowieso in einem schlechten Zustand. Deshalb haben wir ihn weiter nach Osten verlegt, um dem Bach Platz zu machen», erklärt Karl Diethelm, Gesamtleiter des Sonderpädagogischen Zentrums. «Wir wollten den Hochwasserschutz mit einem offenen Naturspielplatz verbinden.» Das Biotop, das früher dort am Hang lag, eingeklemmt zwischen Bäumen, sei von den Kindern beim Spielen gemieden worden. Es habe düster gewirkt.

Baustrasse gab den Ausschlag

Dann begann das Warten. Denn ein gemeinsames Hochwasserschutzprojekt für alle gefährdeten Bachabschnitte kam nicht zustande. Es sei am Widerstand von Anrainern und am Hin und Her zwischen Stadt und Kanton gescheitert. «Wir hatten das Projekt innerlich schon begraben», erzählt Diethelm weiter. Doch dann entschied sich die Leitung des Bachtelen, in Verbindung mit dem Bau des neuen Gebäudes Kapla nochmals bei der Stadt anzuklopfen, und diesmal klappte es. Die provisorische Baustellenzufahrt öffnete schweren Maschinen nämlich den Zugang zum Bach. «Ab Projektstart war die Zusammenarbeit mit der Baudirektion hervorragend», lobt Diethelm.

Unter der Federführung von Stadtgrün Grenchen wurde der alte Einlass in den unterirdischen Bachlauf letztes Jahr durch einen grösseren Einlass ergänzt. «Dieser wirkt bei Hochwasser wie ein Bypass», erklärt der Leiter Stadtgrün, Tobias Würsch. Rund drei Monate hätten die Gelände- und Maurerarbeiten gedauert.

Schulkinder halfen mit

Bei den Feinarbeiten dieses Jahr durften die Schüler der Sonderschule für Sprache und Kommunikation helfen. In einer Projektwoche vor den Frühlingsferien häuften sie zehn Tonnen Steine zu Trockenmauern auf, kleideten Krater mit Lehm aus, damit dort das Regenwasser nicht gleich versickert, und steckten Weidenzweige, die nun im Kiesboden zu kleinen Bäumen werden. Nach getaner Arbeit weihten sie die Feuerstelle am Bach ein. «Ich war überrascht, wie gut die Arbeit mit den Kindern klappt. Jedes war mit Feuereifer bei der Sache», freut sich Würsch über das gelungene Projekt.

Der Bach hat nun viel mehr Platz.

Der Bach hat nun viel mehr Platz.

Hansjoerg Sahli

Die Frühlingsferien kamen und anschliessend der Regen. Der neue Bypass am Bach hat den Härtetest bestanden. Die Keller der Pavillons blieben trocken. Im Mai 2015 seien sie zum letzten Mal unter Wasser gestanden, sagt Gesamtleiter Diethelm.

Für Kräuter und Blumen in der renaturierten Landschaft sorgt Grasschnitt von einer so genannten Spenderfläche auf dem Friedhof. Tobias Würsch erklärt: «Gekaufte Saatmischungen enthalten schweizweit dasselbe. Die Wiese auf dem Friedhof, die schon vor Jahren angelegt wurde, enthält die Pflanzen, die hierher gehören, die typisch sind für den Jurasüdfuss. Indem wir den Grasschnitt mit den reifen Samen über die Trockenlandschaft verteilen, wachsen diese Pflanzen nach und nach auch hier am Bach.»