Bettlach
Hier steht eine als Kirche und Gemeindezentrum nutzbare Skulptur

Die St. Klemenzkirche in Bettlach ist eine der wichtigsten und markantesten Bauten der Nachkriegsarchitektur im Kanton Solothurn. Die Kantonale Denkmalpflege hat nun die umfassende Renovation des Bauwerks in ihrem neuesten Jahresbericht dokumentiert.

Andreas Toggweiler
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Die St. Klemenzkirche in Bettlach steht unter Denkmalschutz.

Die St. Klemenzkirche in Bettlach steht unter Denkmalschutz.

Oliver Menge

Diese Behauptung sei gewagt: Ein Bauwerk wie die 1969 fertiggestellte Klemenzkirche könnte wohl heute so nicht mehr errichtet werden. Hochkonjunktur, speziell in der Uhrenindustrie am Jurasüdfuss und die Aufbruchstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils brachten den richtigen Schwung und die Selbstsicherheit für ein aussergewöhnliches, im ländlichen Umfeld fast kühn anmutendes Bauwerk. Der Entwurf des Architekten und Bildhauers Walter Maria Förderer ist denn auch gleichsam eine als Kirche und Gemeindezentrum nutzbare Skulptur aus Sichtbeton.

Ein Star-Architekt

Die Klemenzkirche (500 Plätze) mit Pfarrsaal (200) wurde zwischen 2010 und 2013 umfassend restauriert. Benno Mutter und Stefan Rudolf haben im Jahresbericht die Eigenarten des Bauwerks und die Herausforderungen bei der Restaurierung über mehrere Seiten und mit zahlreichen Illustrationen erläutert. So ist auch etwas über den Architekten zu erfahren, der bis 1976 baute und danach weiter als Bildhauer tätig war sowie als Architekturtheoretiker und Professor für Gestaltung (bis 1993). Das Büro, in dem Förderer bis 1964 arbeitete, hat auch die Kirche Breitenbach und die Hochschule St. Gallen entworfen.

1963 schrieben die Bettlacher einen Architekturwettbewerb aus für einen Ersatz der Kirche aus dem Jahr 1886. Das neoromanische Gebäude bot 300 Personen Platz, was offenbar schon in den 50er-Jahren nicht mehr genügte. (Heute würde es wohl wieder genug Platz bieten). Die alte Kirche wurde 1966 abgebrochen, am 11 Juni desselben Jahres erfolgte der Spatenstich zum Neubau.

Modernes Gesamtkunstwerk

Die Kirche wurde zum modernen Gesamtkunstwerk, die verschachtelten Betonkuben, Wandöffnungen etc. vermittelten zusammen mit den Eichenmöbeln und Applikationen, der Beleuchtung und dem Lichteinfall von aussen ein spektakuläres Raumerlebnis. Bei der Ausschmückung kontrastierten gegenstandslose Werke mit Barockfiguren. Der Kreuzweg stammt vom Grenchner Peter Wullimann. Er hat ihn selber vor zehn Jahren restauriert.

Wie so oft erwies sich auch hier markante Architektur als wartungsintensiv. Es gab mehrere Sanierungen, unter anderem eine Abdichtung des Daches mit Eternit. In den Achtziger-Jahren, nach der Schwimmbad-Katastrophe von Uster, wurde auch die angehängte Betondecke untersucht und als sicher erfunden. Im Rahmen der nun umfassenden Restaurierung des gesamten Gebäudes wurde diese aber trotzdem verstärkt.

Verschiedene Arten der Sichtbetonsanierung wurden evaluiert und mit den Architekten und Experten der Eidgenössischen Denkmalpflegekommission besprochen. Ein Ziel war unter anderem, dass die vorhandene Struktur der Betonschalungen erhalten bleibt.

Im Inneren wurde ein Teil der Möbel ersetzt und die Akustik mittels Textilien verbessert. Auch alle Leuchten wurden auf LED-Licht umgerüstet. Verschiedene Lichtstimmungen können jetzt auf Knopfdruck abgerufen werden. In einer zweiten Phase wurde auch innen der Sichtbeton gereinigt. Totalrevidiert wurde ebenfalls die Orgel (wir berichteten).

Quelle: Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn 2014, S. 101–110.