Wir nehmen Sie mit auf einem Rundgang durch die aktuelle Kunstausstellung in Grenchen zum Motto «Im Flug der Zeit» im Kultur-Historischen Museum. Viel Spass!
«Natürlich können wir keine echten Flugzeuge ausstellen, dafür fehlt uns der Platz» scherzt Angela Kummer, die Museumsleiterin des Kultur-Historischen Museums. Aber dennoch hängen schon im ersten Raum zwei imposante Modellflugzeuge, getreue Nachbildungen zweier Originale, die sich im Besitz der Museumsgesellschaft befinden.
Die laufende Ausstellung «Im Flug der Zeit» ist eng verknüpft mit dem 80-Jahr Jubiläum des Flughafen Grenchen. Sie soll laut Kummer die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen Fliegerei und der hier ansässigen Industrie, sowohl in der Vergangenheit, wie auch der Gegenwart thematisch aufarbeiten. Die regionale Wirtschaft war massgeblich an der Entstehung und Entwicklung des Flughafens beteiligt und hat noch immer grossen Einfluss.
Ausstellung für Laien
«Dabei kann natürlich nicht jeder Aspekt berücksichtigt werden», sagt Kummer, dafür fehle schlichtweg der Platz. Aber in der Zusammenarbeit mit dem Flughafen und den vielen Begleitveranstaltungen, die dort und anderswo zum Thema stattfinden, entsteht ein grosses Ganzes. «Die echten Flugzeuge ‹erfährt› man auf dem Airport, hier wollen wir die historischen Zusammenhänge mit der regionalen Wirtschaft etwas vertiefen.»
Die Ausstellung richtet sich in erster Linie an Laien, weniger an Flugzeugkenner oder -historiker. Den Besuchern des Museums sollen in der Ausstellung der historische Hintergrund des Flughafens und die bei der Gründung und Anfangsgeschichte des Flughafens involvierten Grenchner Industriellen nähergebracht werden.
Ausstellung zum Anfassen
«Die Ausstellung ist eine Mitmach-Ausstellung. Wir haben sehr viel Wert auf Interaktivität gelegt», sagt Kummer. Für die Kinder – aber auch für die Erwachsenen – steht ein «Fliegerquiz» bereit. Auf einem kleinen Fragebogen können zu den einzelnen Ausstellungsgegenständen Fragen beantwortet werden. Bereits im ersten Raum findet sich zum Beispiel eine alte Fliegeruniform aus Leder, die zum Anfassen ist. Die Fliegermütze und die Fliegerbrille dürfen angezogen werden.
Wie fühlt man sich, wenn man Mütze und Brille aufsetzt? In einem Fach liegt ein antiker Fallschirm aus Seide. Auch dieser darf angefasst werden und man kann das Gefühl auf dem Fragebogen beschreiben. Die Kinder dürfen an einem Zeichen- und Maltisch ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ihr Traumflugzeug malen.
Wie prägt der Flughafen das Stadtbild?
Nebst den interaktiven Elementen werden im Erdgeschoss auch diejenigen Unternehmen und Klubs kurz vorgestellt, welche aktuell im Flughafen aktiv sind, und auf einem Computer kann man auf der Homepage des Flughafens selber weiterrecherchieren.
Im 1. Stock wird mithilfe von Bildstationen gezeigt, wie der Flughafen das Stadtbild und das Leben der hier lebenden und arbeitenden Menschen geprägt und verändert hat. «Wir zeigen in einer eher zweidimensionalen Zeitachse mit historischen Texten und Bildern die Entstehung des Flugbetriebs, die Höhepunkte und Tiefpunkte des Flughafens Grenchen und seine wichtigsten Flugpioniere, wie zum Beispiel den Uhrenindustriellen Schild, ohne den es den Flughafen nie gegeben hätte», erklärt Angela Kummer. Auch weniger bekannte Aspekte, wie die Tatsache, dass sogar auf dem Grenchenberg eine Zeit lang ein Flugbetrieb aufgebaut wurde, werden beleuchtet.
Es gibt eine Kino-Ecke
Während der Weltwirtschaftskrise wurden viele Uhrmacher in der Region arbeitslos und fanden Arbeit in neuen Firmen, die sich mit der Herstellung von Gleitern befassten – finanziert von Uhrenindustriellen, die so ihren Mitarbeitern neue Perspektiven bieten konnten.
Auch hier gibt es einen interaktiven Teil: In einem Memory-Spiel kann jeder sein Wissen testen, ob gross oder klein. In einer Kino-Ecke werden Kurzfilme zu den Flugpionieren und zur Faszination Fliegen gezeigt, unter anderem auch ein Ausschnitt aus einem der wohl berühmtesten Filme von Heinz Rühmann, «Quax, der Bruchpilot». Rühmann selber hat übrigens sein Flugbrevet nach dem 2. Weltkrieg in Grenchen erneuert, wie manch anderer deutscher Pilot auch – in Deutschland war das damals geradezu unmöglich.
Wirtschaft und Flughafen
Mehrere noch heute tätige Firmen haben einen engen Bezug zum Flughafen, wie zum Beispiel die Firma Breitling, die über eigene Flugzeuge verfügt und deren Starfighter den Kreisel beim Flughafen ziert. Breitling hat dem Museum eine Reihe historischer Fliegeruhren zur Verfügung gestellt, ist sie doch eine der ortsansässigen Firmen, die seit den 30er-Jahren Bordchronografen für Flugzeuge und Chronographen für Piloten herstellt. «Die Auswahl der präsentierten Stücke passt ausgezeichnet in unser Ausstellungskonzept», sagt Kummer.
Aber auch andere Firmen wie Farner, Mecaplex, Fortis und Mathys Bettlach, welche seit jeher einen engen Bezug zur Fliegerei haben, sind hier vertreten. Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Reihe von Begleitanlässen, wie zum Beispiel der «Lesung im Hangar» Ende Juli. Im September wird Iris Minder zudem szenische Führungen durchführen. «Ein Besuch bei uns lohnt sich immer», sagt die Museumsleiterin stolz.
Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag geschlossen; Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag 14 bis17 Uhr. Für Gruppen jederzeit auf Anmeldung. Am 1. 8. ist das Museum geschlossen.