Trotz kaltem und nassem Wetter liefen die Geschäfte an der diesjährigen Velobörse Grenchen gut. Neben Zweirädern mit echtem Nostalgiewert fanden sich sogar auch fabrikneue Modelle. Für Diskussionsstoff unter den Kaufmotivierten sorgten allerdings die Preise an der Börse.
«Es darf keine Hörner vorne beim Lenker haben und rosa soll es auch nicht mehr sein, das ist doof.» Die siebenjährige Vera aus Grenchen weiss ganz genau, was sie will. Sie ist zusammen mit ihrem Papi schon extrafrüh gekommen, um ihr zu klein gewordenes Velo an der Velobörse in Grenchen zu verkaufen und dafür hoffentlich ein neues mit nach Hause zu nehmen.
Von Klassik bis Moderne
Wie sie trotzten auch viele andere an diesem Samstag den kalten Temperaturen und kamen auf den Marktplatz, um von dem vielfältigen Angebot zu profitieren. Und sie wurden nicht enttäuscht: Wie man es von der Veranstaltung nicht anders kannte, war auch dieses Jahr für jeden Bedarf etwas Passendes zu finden. Neben Zweirädern mit echtem Nostalgiewert fanden sich solche, die so klein waren, dass man sich fragte, ob der- oder diejenige, die es ergatterte, überhaupt schon gehen konnte. Die etwas älteren, vor allem bei den Jungen sehr gefragten Klassiker gab es zuhauf, doch auch wer etwas Moderneres suchte, kam nicht zu kurz: Sogar fabrikneue Modelle wurden angeboten.
Und nicht nur die motorlosen Einplätzer selber wollten verkauft werden: Familie Huber aus Bettlach wollte die Gelegenheit nutzen, um ihre beiden Hundeanhänger zu verkaufen: «Selber brauchen wir nichts heute, aber wir kommen sowieso jedes Jahr vorbei, um das Angebot zu bestaunen und weil man hier so viele Leute trifft.»
Velo nicht aus den Augen lassen
Um 8.15 Uhr sollte es offiziell losgehen mit der Annahme der Velos. Doch bereits vor 8 Uhr herrschte reger Betrieb im Grenchner Stadtzentrum. Manche kamen gar mit Minibussen voller Fahrräder, die sie an der Börse verkaufen wollten. Schnell füllten sich die Veloständer und erste Kaufentscheide wurden schon getroffen, bevor überhaupt ein Preisschild am Lenker hing. Die fleissigen Helfer des Verkehrsclub der Schweiz (VCS) und der IG Velo Grenchen kontrollierten bei der Annahme jedes Fahrrad auf seine Funktionstüchtigkeit.
Was es hier zu kaufen gab, war also definitiv in gutem Zustand. Wer bereits etwas nach seinem Geschmack entdeckt hatte, stellte sich sogleich zu seinem Wunschobjekt und liess es nicht mehr aus den Augen, bis der Verkauf endlich losging. «Da muss man schon aufpassen, sonst ist es sofort weg!», meinte eine Kundin, die neben einem Kindervelo ausharrte. «Für den Enkel zum Geburtstag.» Eine halbe Stunde bevor der Verkauf um 9.15 Uhr schliesslich eröffnet wurde, standen etliche bereits vor der Kasse und freuten sich über ihre neue Errungenschaft.
Preise zu hoch
Für Diskussionsstoff unter den Kaufmotivierten sorgten allerdings die Preise an der Börse. «Zum Teil sind die Preise für die gebrauchten Velos so hoch, dass ich im Geschäft dafür auch ein neues Fahrrad kaufen könnte. Das finde ich für eine Velobörse nicht richtig», meinte eine Kundin aus Lengnau. Man müsse jedoch auch sehen, dass der Verkäufer für sein Fahrzeug natürlich auch einen Betrag erhalten möchte, der in seinen Augen gerecht ist. Die Organisatoren sind sich einig: «Einen guten Kompromiss zu finden, ist manchmal nicht einfach.»
Am Ende hatten dennoch die meisten Modelle einen neuen Besitzer gefunden. Es wurden jedoch nicht ganz so viele Verkäufe abgeschlossen wie im vorigen Jahr, das kalte Wetter war schuld. Dass die Velobörse auch durchaus einige «Gefahren» birgt, musste eine Zweiradbegeisterte aus Grenchen erkennen: «Ich habe mir erst letzten Monat ein Velo gekauft und wollte hier eigentlich nur mein altes verkaufen, doch ich habe mich in dieses Damenvelo hier verliebt und musste es einfach kaufen.»