Historie
Hexenglauben gab es auch in Bettlach

Hexenverfolgungen brachten zwischen 1350 und 1750 viel Leid und Schmerz über Europa. Auch in Bettlach gab es mehrere Fälle, bei welchen angebliche Hexen auf dem Scheiterhaufen endeten.

Anton Ris
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Überstanden die Angeklagten die Folter nicht ohne Geständnis, endeten sie auf dem Scheiterhaufen. zvg

Überstanden die Angeklagten die Folter nicht ohne Geständnis, endeten sie auf dem Scheiterhaufen. zvg

Solothurner Zeitung

Der Hexen- und Zauberglaube ist uralt. Seine Wurzeln hat er im griechisch-römischen und im germanischen Altertum. Gefördert hat ihn auch die Kirche: Im Jahr 1484 legte Papst Innozenz VIII. in seiner «Hexenbulle» fest, die Hexenverfolgung sei heilige Pflicht.

Auch Luthers eigene Dämonenfurcht hat bei den Neugläubigen das Ihre dazu beigetragen. Man war überzeugt, dass es möglich ist, mit dem Teufel in Verbindung zu treten und ihn zur Schädigung von Menschen und Tieren zu veranlassen.

Teuflische Folterungen

Um einer Hexe oder einem Hexenmeister ein Geständnis abzuringen, wurden teuflische Foltermethoden eingesetzt. Überstanden die Gequälten die an ihnen ausgeübten Grausamkeiten und Torturen, ohne etwas zu gestehen, wurden sie wieder auf freien Fuss gesetzt. An Leib und Seele zerstört, kehrten sie heim, wo die Angehörigen für den Rest des Lebens für sie sorgen mussten.

Zu Pferd nach Solothurn

Im Jahre 1592 verlor eine Bettlacherin beinahe ihr Leben auf dem Scheiterhaufen: Anna hiess die Frau von Urs Toni Leimer, die zwar gut und arbeitsam, aber stets sehr neugierig war. Man sah oft, wie sie bei anderen Leuten zum Fenster hineinschaute. Als in einem Haus plötzlich die Ziegen erkrankten und zudem ein kräftiges Gewitter aufzog, vermutete man, dass die Frau mit dem Teufel verbündet und somit eine Hexe sei. Sie wurde
bei der Obrigkeit angeklagt, gefangen genommen und auf einem Pferd nach Solothurn überführt. Während ein paar Tagen hielt man die Bettlacherin gefangen und folterte sie auf brutale Art. Sie aber ertrug die Schmerzen tapfer, ohne etwas zuzugeben.

So wurde Anna wieder heimgeschickt und erhielt als Entschädigung für die ausgestandenen Qualen drei Mäss Korn (18 Liter). Als die Dorfbewohner die Frau noch immer nicht
in Ruhe liessen, drohte die Regierung, sie würde diese ins Gefängnis stecken. Da kehrte die Ruhe im Dorf endlich wieder ein.

«Lutherischer Ketzer»

Im Oktober 1749 heirateten die Bettlacher Klemenz Kummer und Anna Stampfli. Wie damals üblich, führte man die Mitgift der Braut auf einem geschmückten Wagen zum Haus des Bräutigams, damit jedermann sehen konnte, dass diese nicht unvermögend ist. Am Hochzeitstag erlebte das Brautpaar aber eine böse Überraschung: Da Anna Stampfli als Hexe verdächtigt wurde, hatten Unbekannte des Nachts den Weg ent-lang Besen verkehrt eingesteckt und vor dem Haus ein Fuder Mist deponiert. Das war ein Zeichen, dass man ihr Hexerei oder andere unerklär-liche Fähigkeiten zutraute. Das Vorkommnis wurde untersucht, der Braut konnte jedoch nichts nachgewiesen werden.

Schlimm erging es 1795 dem Schulmeister Simon Meyer, der während etlicher Monate in Bettlach unterrichtet hatte: Er war aus Mett bei Biel zugezogen. Im Dorf war man mit seiner Arbeit zufrieden, obwohl er früher in Bern wegen Diebstählen und Bigamie bestraft worden war. Bald wurde er aber in einen Hexenprozess verwickelt, da er acht Frauen, die als Hexen in Nidau verbrannt worden waren, zum Tanz aufgespielt hatte. Man verurteilte ihn zum Feuertod.

Bei seiner Hinrichtung soll ebenfalls ein Grenchner dabei gewesen sein, da der Lehrer auch dort unterrichtet hatte. Meyer bat diesen, sich daheim seiner Familie anzunehmen, und bemerkte, in Grenchen hätte man ihn als «lutherischen Ketzer» verschrien, es gäbe aber dort noch andere und grössere Ketzer, als er einer sei.

Quellen: Baschwitz, Hexenprozesse, 1963; Leimer, Dorfbuch Bettlach, 1981.