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An der Vernissage zu «Von der Wacht zur Feuerwehr» wurde im Kultur-Historischen Museum Grenchen die Brandbekämpfung unter die Lupe genommen.
«Die Bekämpfung von Bränden ist so alt, wie der Mensch das Feuer beherrscht – oder eben auch nicht» sagte Aron Müller im Rahmen der neuen Gastausstellung «Von der Wacht zur Feuerwehr» im Dachgeschoss des Kultur-Historischen Museums. Zu deren Auftakt fand eine gut besuchte Vernissage mit Kurzvorträgen statt. Müller nahm die Zuhörenden mit auf eine Reise durch die Geschichte der Feuerwehr. In eine Zeit, lange bevor hochmoderne Ausrüstung zum Einsatz kam.
Aufgrund der beschränkten Einsatzmittel war die Hauptaufgabe lange nicht das Löschen des Feuers, sondern das Verhindern dessen Übergreifens auf andere Gebäude. Überdies gehörten zeitweise Musketen und Karabiner zum Zubehör eines Feuerwehrmannes. «Bei einem Brand hatte die Feuerwehr die Aufgabe gehabt, die Stadteingänge zu bewachen und den Brandplatz vor Plünderern zu schützen», erklärte Müller.
Auch die Uhrenstadt wurde vor verheerenden Feuersbrünsten nicht verschont. Im sogenannten Jahrzehnt der Brände (1862–1868) gab es in Grenchen eine regelrechte Feuerserie. Darunter fällt etwa der Grossbrand von 1864, als 24 Häuser und neun Speicher vom Feuer verschluckt wurden. Beim Ereignis vier Jahre später fiel schliesslich gar der Kirchturm den Flammen zum Opfer und acht Familien verloren ihr gesamtes Hab und Gut.
Glücklicherweise wurde 1809 die Brandschutzversicherung eingeführt. Zuvor waren Geschädigte von der Unterstützung durch Verwandte und Bekannte abhängig. Eine weitere Möglichkeit der Hilfeleistung war, dass die Regierung einen Spendenaufruf in der Bevölkerung startete oder den Betroffenen einen «Bettelbrief» ausstellte, was ihnen offiziell erlaubte, um Geld zu flehen. Apropos Obrigkeit. Diese nahmen grössere Brände gerne auch zum Anlass, um das Stadtbild anzupassen. Speziell nach dem Brand von 1868 nutzten sie die Gunst der Stunde, um unter anderem die Kirchstrasse zu verbreitern und so den neueren Verkehrsmitteln anzupassen.
Seit 1908 besitzt die Stadt Grenchen ein Feuerwehrreglement. Gemäss diesem dienten zu jener Zeit stattliche 237 Feuerwehrmänner in der Uhrenstadt. Einige Bezeichnungen im Reglement muten heutzutage auf den ersten Blick seltsam an. Beispielsweise die Funktion des Feuerläufers. «Wenn es irgendwo im Umkreis von 1,5 Stunden brannte, dann hatten diese Männer die Aufgabe, zum Brandort zu marschieren oder zu rennen» klärt Müller auf. Auf diese Weise wurde unter den Gemeinden bereits früher ein solidarisches Hilfsnetzwerk aufgebaut. So läuteten die Feuerglocken auch in Solothurn oder Biel, als es in den 1860er-Jahren in Grenchen brannte. Heute verfügt die Grenchner Feuerwehr über 98 Aktive. Rein von Feuerwehrmännern kann in der Moderne nicht mehr die Rede sein, denn rund 14 Prozent der Dienstleistenden sind mittlerweile Frauen, wie Kommandant Thomas Maritz stolz verkündete. Auch machen effektive Einsätze am offenen Feuer inzwischen nur noch einen kleinen Teil der Arbeiten der Feuerwehr aus. Der Hauptteil entfällt auf die Bereiche Elektrizität sowie übrige technische Ursachen. «Heute wäre «Technische Hilfsorganisation» eigentlich der passendere Name für uns», sagt Maritz.
Ein unerfreulicher Trend, der sich erst letzte Woche im Zusammenhang mit der Eusebiuskirche wieder zeigte: Brandstiftung macht gut acht Prozent der jährlich 3800 Ereignisse im Kanton aus – Tendenz leicht steigend. Immerhin, so Maritz, liege die Brandermittlungsquote bei gut 96 Prozent, und auch
die Ermittlung der Täterschaft führe, dank modernster Mittel, immer häufiger zum Erfolg.