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Das Bachtelen kann auf eine vielseitige und vielschichtige Geschichte zurückblicken. Genau diese wird nun im Kultur-Historischen Museum in Grenchen ausgestellt. Wir waren an der Vernissage von «Das Bachtelen – vielseitig engagiert».
Das Obergeschoss des Kultur-Historischen Museums war bis auf den letzten Platz besetzt: Über 60 Personen nahmen an der Vernissage der interessanten Ausstellung zur Geschichte des Bachtelen teil.
Charly Diethelm, Gesamtleiter des sonderpädagogischen Zentrums Bachtelen, sagte in seiner Ansprache, dass es nicht selbstverständlich sei, eine Ausstellung über den eigenen Wirkungsort, in Teilen gewissermassen über sich selber zu eröffnen.
Ihm sei das durch seine 15-jährige Tochter bewusst gemacht worden, als diese ihn trocken gefragt habe: «Papi, bist du nun schon so alt, dass du im Museum gezeigt wirst?»
Das Bachtelen, mit seiner 125 jährigen Geschichte und den 100 Jahren in Grenchen, könne nur erfasst werden, wenn man unterschiedliche Blickwinkel einnehme – und das sei dem Kultur-Historischen Museum ausgezeichnet gelungen.
«Unsere Arbeit ist im Bachtelen mitgeprägt von unserer Geschichte und kann wohl häufig auch nur richtig verstanden werden, wenn man unsere Geschichte kennt», so Diethelm. Auch wenn das Bachtelen heute ein leistungsstarkes und modernes Sonderpädagogisches Zentrum sei, seien die Wurzeln sichtbar und dieses Gut müsse bewahrt werden.
«Vor 125 Jahren haben wir Ursachen, die wir heute kaum mehr in diesem Ausmass kennen, wie Armut, Alkoholismus in den Familien und Verwahrlosung bei den Kindern.»
Auch wenn sich die Rahmenbedingungen im Vergleich zu damals stark verändert hätten, sei das Bachtelen wie damals damit beauftragt, Kindern und Jugendlichen, die am Rande stünden, ausgegrenzt seien, ihr Potenzial nicht zeigen könnten, eine Perspektive zu geben, ihnen Bildung zu ermöglichen und sie in der Gesellschaft zu integrieren.
Diethelm wies auch auf die bedeutende kulturelle und auch politische Bedeutung des Bachtelen hin, das als Zufluchtsort für berühmte politische Flüchtlinge diente. «Es ist nach wie vor unser Bemühen, die Erinnerung an die Zeit und die speziellen Badegäste, wie vor allem Giuseppe Mazzini, aufrecht zu erhalten.»
Und, wie damals zur besten Bäderzeit, organisiere die Mazzini-Stiftung regelmässig kulturelle Veranstaltungen im Bachtelen.
Stadtpräsident François Scheidegger wies in seiner Rede auf die enge Verbundenheit und die grosse Bedeutung des Bachtelen für die Stadt Grenchen hin. «Im Bachtelen wurden die Weichen für die Gründung der Grenchner Uhrenindustrie gestellt».
Ohne das Heilbad, das von der Familie Girard betrieben wurde, wäre Josef Girard nicht durch Gäste mit der Herstellung von Uhren bekannt geworden und Grenchen wäre nicht das geworden, was es heute sei: eine Industriestadt im Grünen.
Scheidegger betonte auch den hohen Stellenwert des Bachtelen in der heutigen Zeit als eine über die Region und den Kanton hinaus bekannte und anerkannte Institution und wies auf den nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor hin. Über 200 Personen seien hier beschäftigt.
Rainer W. Walter, langjähriger Lehrer im Bachtelen, Historiker und Schriftsteller, brachte in einem Essay dar, wie Grenchen gewissermassen zur ersten «europäischen» Stadt wurde, hätten sich doch Vordenker eines modernen, vereinten Europas regelmässig im Bachtelen getroffen.
Nach dem Grusswort, Erklärungen zum Entstehen der Ausstellung und dem Dank an die Beteiligten lud Museumsleiterin Angela Kummer die Gäste dazu ein, sich die Ausstellung im 4. Stock näher anzuschauen und zu erfahren.
Unter den Gästen auch Robert und Irene Girard, direkte Nachkommen des Gründers des Heilbads, Josef Girard.
Die Ausstellung zur Geschichte des Bachtelen läuft bis zum 21. Juni 2017 im Kultur-Historischen Museum.