Ein ältere Herr versorgt die Dorfjugend mit Hochprozentigem. Darunter befinden sich auch Kinder unter 16 Jahren. Das sorgt im Gemeinderat für rote Köpfte. Und: Der Mann ist auch bei der Polizei kein Unbekannter.
Es gibt in Lommiswil einen «Wohltäter», der unter manchen Dorfbewohnern besonderes Ansehen geniesst. Doch seine Absichten sind keineswegs edler Natur. Und womöglich sind sie auch illegal. Denn die Nutzniesser des gönnerhaften Tuns, nämlich der Abgabe von Alkoholika, sind Jugendliche. Und dem Vernehmen nach befinden sich darunter auch Kinder unter 16 Jahren. Seit Jahren ist das Haus des älteren Mannes für den Lommiswiler Nachwuchs eine wichtige Adresse, wenns um Trinkgelage in privatem Rahmen geht. Klingeln die durstigen Jugendlichen an der Haustür, werden sie von dem Mann hereingelassen. Und in seinem Keller solls an Hochprozentigem nicht mangeln. Den Mann scheint es selbst zu erheitern, wenn sich die Jugendlichen in einen Rausch trinken.
Noch fehlen die Beweise
Viele im Dorf wissen um die Existenz der fragwürdigen Schänke. Kürzlich wurde der Fall im Gemeinderat diskutiert. «Wir vermuten seit längerem, dass dort etwas nicht stimmt», sagt Gemeindepräsidentin Erika Pfeiffer. Sie habe vor einem Jahr aus dem privaten Umfeld davon erfahren. Bereits vor einigen Jahren hatte der damalige Ressortleiter Gesundheit und Soziales im Gemeinderat, Renato Güggi, mit dem Mann gesprochen. «Ich hatte den Herrn damals aufgefordert, er solle aufhören mit der Abgabe von Alkohol an die Jugendlichen.» Doch dieser machte munter weiter. Auch ein Besuch der Polizei schien ihn nicht weiter zu beeindrucken. Jetzt handelt der Gemeinderat und zeigt den Mann an. «Wir vermuten stark, dass auch Kinder unter 16 Jahren dort ein- und ausgehen», sagt Pfeiffer. Und weil sich der Mann dann strafbar machen würde, müsste sich die Polizei dem Fall annehmen (siehe Kontext).
«Verbotenes kann reizvoll sein»
Höre man sich bei den Jugendlichen im Dorf um, ist nichts zu erfahren. Niemand will der Spielverderber sein. Zudem lockt der Reiz des Illegalen. «Verbotenes kann durchaus reizvoll sein für junge Menschen», sagt René Henz vom Verein Perspektive in Solothurn. Henz befasst sich mit Suchtprävention und bietet der Gemeinde auf Wunsch Unterstützung an. Allerdings nicht in Form einer Intervention, sondern als Berater. Dabei zeigt er Lösungsmöglichkeiten für Jugendliche mit Suchtproblemen und deren Angehörige auf. Ebenfalls erarbeitet die «Perspektive» zusammen mit Gemeinden Leitbilder, und gemeinsam mit der Jugendpolizei des Kantons Solothurn hält sie Vorträge zum Thema «Grenzen setzen». Dabei wird aufgezeigt, wo sich Jugendliche in Grenzbereichen bewegen, und ab wann diese überschritten werden – auch in Zusammenhang mit Alkohol.