Die Grünen Grenchen erkundeten den Zustand des Grenchner Waldes. Auf dem Rundgang zeigte Stadtförster Patrik Mosimann auf, welche Bäume mit welchen Schwierigkeiten zu kämpfen haben und wieso es dem Grenchner Wald trotzdem besser geht als vielen anderen Wäldern.
Seit 20 Jahren bewirtschaftet und pflegt Stadtförster Patrik Mosimann in Grenchen auf tausend Hektaren einen Dauerwald oder Naturwald. Das bedeutet, dass mit punktuellen Eingriffen gearbeitet wird anstatt mit grossflächigen Rodungen. Die natürliche Waldentwicklung wird unterstützt und Schatten und Windruhe am Boden werden besonders gefördert. Diese halten die Feuchtigkeit länger im Boden und werden deshalb je länger desto wichtiger.
Da der Wald in einer Wasserschutzzone liegt, werden gar keine Gifte eingesetzt. Das alles ist ein grosser Vorteil: der Grenchner Wald ist kräftiger und kann sich leichter neuen Herausforderungen anpassen als andere Wälder. «Während der Hardwald in Basel bereits komplett für Besucher gesperrt werden musste und in Deutschland ganze Waldflächen gerodet wurden, ist der Grenchner Wald immer noch sehr schön», schreiben die Grünen Grenchen in einer Medienmitteilung.
Das hänge auch damit zusammen, dass die kranken und toten Bäume ständig und rasch aus dem Wald entfernt würden. Vor allem ältere und besonders imposante Bäume mussten in den letzten Jahren gefällt werden. «Man konnte direkt zuschauen, wie einer nach dem anderen gestorben ist», sagt Patrik Mosimann. Heute schon ist klar, dass sich die meisten heimischen Bäume im Wald nicht halten können, wenn Hitze und Trockenheit so bleiben wie in den letzten Jahren oder sich noch verschärfen.
Fichten, Tannen und Buchen sind ganz besonders akut durch den Hitze- und Trockenheitsstress bedroht. Denn unter schlechteren Bedingungen können sie sich gegen Pilze, Krankheiten, Schädlinge und Rindenrisse durch Sonnenbrand kaum wehren:
Mit zunehmender Hitze, Trockenheit und Stürmen ist es möglich, dass sich noch unproblematische Krankheiten und Schädlinge aufgrund der geschwächten Abwehr der Bäume grossflächig ausbreiten. Es gibt deshalb keine «sicheren Bäume», auf die man setzen könnte. Das Rezept, das im Grenchner Wald angewendet wird, ist Baumartenvielfalt. Der Wald soll möglichst breit aufgebaut werden um möglichst wenig anfällig zu sein auf die möglichen Stressfaktoren und zukünftigen Probleme.
Ein grosses Thema ist auch der Holzpreis. Obwohl die Schweiz gut 9 Mio. m3 Holz im Jahr kauft und im Schweizer Wald nur etwa 5 Mio. m3 anfallen, gibt es eine Marktübersättigung durch Holzimport aus dem günstigeren Ausland. Die Waldbewirtschaftung, die immer anspruchsvoller und komplexer wird, ist unrentabel.
Nur China und Österreich nehmen den Schweizer Anbietern aktuell grosse Mengen Holz ab. In Österreich wird durch Schädlinge unbrauchbar gemachtes Holz in grossen Biomasseanlagen weiterverwertet. «Leider gibt es im Kanton aktuell kein Pilotprojekt für Biogaserzeugung mit Holz», schreiben die Grünen Grenchen. Dies obwohl auch die Schweizer Gaswirtschaft das Ziel verfolge, bis 2030 den Anteil von erneuerbarem Gas im Wärmemarkt auf 30% zu steigern. Besonders wichtig sei es, den einheimischen Rohstoff Holz einzusetzen, wo es möglich sei, beispielswiese auch in Gebäuden und Heizungen. In Zukunft wird enorm viel davon anfallen.
Eine unnötige Zusatzbelastung für Wald und Waldbewirtschafter stellt laut den Grünen Grenchen zunehmender Vandalismus und Littering dar. «Hier kann jede und jeder leicht etwas zur Verbesserung der Situation beitragen. Wir hoffen, dass der Wald in 20 Jahren noch so kräftig und schön ist, wie heute und uns viel Raum für Erholung, Fitness, Lernerfahrungen und ausgelassenes Zusammensein lässt.» (mgt)