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An der Jungbürgerfeier wurde deutlich, dass die Jugendlichen politisch interessiert sind und Kritik am Wahlkampf üben. Niemand wollte sich jedoch darauf festlegen, welcher der beiden Kontrahenten am Ende gewählt wird.
Nachdem in den vergangenen Jahren das Interesse nicht besonders gross war, fanden sich dieses Wochenende viele junge Grenchnerinnen und Grenchner ein, um an ihrer Jungbürgerfeier dabei zu sein. Zuerst ging es nach Lyss zum Gokartfahren und anschliessend nach Grenchen in die Hornusserhütte, wo der offizielle Festakt abgehalten wurde.
Basisdemokratie via Facebook
«Ich bin selbst überrascht, dass so viele anwesend sind», sagt Organisator Jürg Allemann, «aber nach der letztjährigen Jungbürgerfeier mussten wir über die Bücher gehen, um zu sehen, was schiefgelaufen ist.» Man entschloss sich deshalb, beim Gestalten dieses besonderen Ereignisses die Jugendlichen miteinzubeziehen.
«Bis jetzt wurde immer ein Organisator bestimmt, der dann im Sinne der Jugendlichen die Feier organisiert hat», erklärt Jürg Allemann. «Aber ich bin 42 Jahre alt, ich kann doch nicht mit Bestimmtheit sagen, was sich die Jugendlichen vorstellen.» Wie in der Politik sollte man deshalb einen basisdemokratischen Prozess in Gang setzen und die Jungen selbst zur Mithilfe bewegen.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wurde eigens dafür eine Facebook-Seite eingerichtet, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu fragen, was sie sich für ihre Jungbürgerfeier wünschen und wo sie aktiv mitmachen wollen. Was von diesen auch positiv aufgenommen und genutzt wurde. So wurde beispielsweise das Dessertbuffet von den Jungbürgern selbst zusammengestellt.
«Meilenstein im Leben»
Auch Stadtpräsident Boris Banga war vor Ort, um seine Worte an die frischgebackenen Volljährigen zu richten. «Der 18. Geburtstag wird von vielen herbeigesehnt. Er ist ein Meilenstein im Leben und ein Freudentag, an dem man volljährig wird und endlich tun und lassen kann, was man will.» Der Stadtpräsident forderte die Jungen aber auch auf, ihre Pflichten wahrzunehmen. Wie zum Beispiel das Stimm-und Wahlrecht. Aber auch, dass der Einzelne nicht nur an sich, sondern auch an die Gesellschaft denken soll.
«Unsere Gesellschaft basiert auf Solidarität. Und diese kann man leben, indem man beispielsweise bei Ungerechtigkeiten eingreift.» Im Anschluss an seine Ansprache verlas Banga die Gelöbnisformel, welche die Jungbürgerinnen und Jungbürger mit einem Händedruck gelobten, einzuhalten. Auf die Politik angesprochen, meinte der Grossteil der Jugendlichen, dass sie zwar im Sinn hätten, «regelmässig wählen und stimmen zu gehen»; aber auch, dass die Politik an sich bis jetzt noch nicht so richtig ihr Interesse geweckt hätte.
Deutliche Kritik am Wahlkampf
Hingegen wurde der hart geführte Wahlkampf ums Grenchner Stadtpräsidium von allen wahrgenommen – und ihre Meinungen dazu waren ziemlich eindeutig. «Der ganze Wahlkampf ist mittlerweile einfach lächerlich geworden», sagte etwa eine junge Grenchnerin. Besonders missfällt den jungen Erwachsenen die Art und Weise wie der Wahlkampf geführt wird.
So wird beanstandet, dass von beiden Seiten her mit harten Bandagen gekämpft wird und dabei die Sachlichkeit im Wahlkampfgetöse untergegangen ist. «Die Kandidaten stacheln sich inzwischen nur noch gegenseitig auf», meint eine weitere Jungbürgerin. «Dabei geht es ziemlich hetzerisch vonstatten.»
Man war sich fast einstimmig einig, dass sich in Grenchen etwas verändern muss, inklusive der Art des Politisierens. Welcher der beiden Kontrahenten, Boris Banga oder François Scheidegger, dafür besser geeignet wäre, darauf wollte sich niemand festlegen. «Die ganze Sache ist zwar ein riesiges Theater, aber letztlich soll derjenige gewinnen, der es am meisten verdient hat», meinte Jungbürger Sven Grossmann abschliessend.