«Hui» und «Pfui» liegen oft eng bei einander. So machte das sehr warme Wetter einzelnen Branchen ziemlich zu schaffen. Sehr gut gelaufen ist die HESO dagegen offenbar bei Anbietern von Möbeln oder grösseren Geräten. Und die Skis liefen fast am besten
«Die Plicht haben wir hinter uns, jetzt kommt nur noch die Kür», kommentierte der Bellacher Möbelhändler Ruedi Messer schon am Freitagabend den HESO-Verlauf fast euphorisch – da war das angepeilte Umsatzziel bereits erreicht gewesen. Nicht so rühmen mag Rolf Affolter mit seinem Weingeschäft Vinothek: «Zehn Tage ist es warm geblieben, das hat sich schon ausgewirkt. Alle kamen erst abends, um Wein zu degustieren. Es ist ja klar, dass tagsüber die Leute ein Bier, Mineralwasser oder eine Glace bevorzugten.» Auf die Sortenwahl habe sich dagegen die Wärme nicht ausgewirkt, so Affolter, im einen oder anderen Fall wurde jedoch am Stand ein Glas kühler Weisswein dem «Roten» vorgezogen.
Elisabeth Schori, die am Vinothek-Stand ebenfalls die Gäste betreute, meinte auf die Frage nach dem eigentlichen HESO-Hit, der «Primitivo di Mandurla» sei am gefragtesten gewesen. Viel Resonanz habe aber auch das südafrikanische Gewächs «The chocolate block» im höherpreisigen Segment gefunden.
Viele Skis verkauft
Eine überraschende Feststellung macht Sonja Fluri, Geschäftsführerin des Solothurner Geschäfts Universal Sport: «Wir haben noch nie so viele Skis verkauft. Dies vor allem dank den sehr guten Preisen.» Überraschend vor allem deshalb, weil die Nachfrage nach den präsentierten Wintersportartikeln keinen Rückenwind von Petrus erhalten hatte – ganz im Gegenteil. «Doch die Leute suchen eben die Neuheiten an der HESO», ist Sonja Fluri überzeugt.
HESO-OK-Präsident Roger Saudan ist mit dem Verlauf der diesjährigen Herbstmesse «an sich zufrieden, denn im Vorjahr hatten wir die wohl beste HESO aller Zeiten».
Aufgrund von 140 Aussteller-Feedbacks waren 78 Prozent der Aussteller mit den erzielten Resultaten gut bis sehr gut zufrieden - letztes Jahr waren es noch 83 Prozent gewesen. Nur 5 Prozent waren mit dem Messeverlauf gar nicht zufrieden. Einen guten bis sehr guten Gesamteindruck der HESO hatten jedoch wiederum wie im Vorjahr 96 Prozent der Aussteller. Diese schätzen, dass in den letzten zehn Tagen etwa gleich viele Besucher wie 2010 den Weg vors Baseltor gefunden haben, und die dies trotz der sehr warmen «SOSO» (Sommermesse Solothurn). Allerdings gabs dieses Jahr keine Bettagspause, und vor allem der erste Sonntag brachte eine grosse Frequenz.
«Sehr gut angekommen ist auch die Sonderschau Hightech - Medtech und die Leute waren fasziniert von der Arbeit der Rettungstruppen und des Spitalpersonals, das in einem Fall einen verunglückten HESO-Besucher gleich ins Bürgerspital transportierte», so Saudan.
Sorgen bereiten dem OK-Chef die Jugendlichen, die an den Wochenenden mit viel auswärts gekauftem Alkohol auf dem HESO-Areal auftauchen und teilweise sehr aggressiv sind. So war es in der Nacht auf den Samstag nach 2 Uhr zu einer grösseren Schlägerei gekommen, was das OK veranlasst hatte, nochmals das Securitas-Personal aufzustocken. «Doch wurden die Sicherheitsleute von den Jugendlichen oft angepöbelt, sodass dann die Polizei gefordert war.» Saudan betont aber auch, dass es sich bei diesen Jugendlichen nicht um jenes Publikum handelt, dass im Schanzengraben die verschiedenen Partyzelte besucht. «Sie gehen draussen auf und ab und wollen nur provozieren.» (ww)
«Es war zu warm», betonte auch Niklaus Rust, obwohl seine Spaghetteria dank der Terrasse zum Schanzengraben hin auch über Aussenplätze verfügte. «Aber die ersten vier Tage waren klar schlechter als im Vorjahr. Ab Mitte Woche war es dann gut», so Rust, übrigens ein HESO-Wirt der ersten Stunde. Auch wenn die Herbstmesse 2011 für ihn nur «oberer Durchschnitt» gewesen war, so schätzte er doch, dass «es keine Störfaktoren gab und nur angenehme Leute bei uns einkehrten.»
«Wir haben kein Geld»
«Am Anfang war es sehr verhalten. Und man merkt doch, dass es in der Region kriselt», erklärte Toni Löffel, Inhaber der Solothurner Drogerie Zeller. «Viele sind sehr offen und ehrlich, sie sagten gleich: Wir haben kein Geld. Oder es gebe sonst einen Engpass, wegen einer Operation oder anderem.»
Die angebotenen Winterschuhe – wen wunderts – stiessen auf wenig Resonanz, «am besten gingen noch Sandalen.» Deshalb sei er mit dem HESO-Verlauf nicht so zufrieden, auch wenn er «auf anständigem Niveau» jammere. Toni Löffel hatte auch den Eindruck, «deutlich weniger Leute» gesehen zu haben. «Sie waren draussen, und bei den meisten kommt ohnehin das Flanieren vor dem Konsumieren.»
«Man muss präsent sein»
Einen Aussenstand hatte die auf Pellet-Öfen spezialisierte Balsthaler Mittelland Beteiligungen AG. «Es ist natürlich schon angenehmer bei solchem Wetter, auch wenn wir die Öfen bei uns hätten», lachte Christine Lörtscher, die in der Firma für den Verkauf und das Marketing zuständig ist.
Wie erfolgreich man gearbeitet hat, sei erst etwa in einem halben Jahr bekannt. «Wir waren jetzt schon einige Male am gleichen Platz, und für uns geht es an der HESO vor allem darum, neue Kunden zu finden, an die man sonst nicht herankommt. Man muss einfach präsent sein», erklärte Christine Lörtscher ihre Geschäftsmaxime an der Herbstmesse.
Und zwei ganz Zufriedene
Erstmals an der HESO dabei war Christoph Grogg aus Koppigen mit seinem Elektrofachgeschäft. «Wir haben sehr gut gearbeitet, ich war sogar überrascht. Doch wollen wir uns hier an der Messe den Solothurner Markt erschliessen.» Grogg hat auch keinen Aufwand gescheut und im Vorfeld der HESO 15000 kleine Kataloge per Post versenden lassen.
Zwar sei die Rabattschlacht an der HESO manchmal auch frustrierend – «da reden sie mit Dir eine halbe Stunde und dann kaufen sie vorne beim Fust» – aber was immer noch zähle, seien ein gutes Auftreten und der Service. «Doch die Leute sind sehr gut informiert, und dazu kommt auch das Internet», steht Grogg wie viele andere Händler auch unter Margendruck. Doch nächstes Jahr werde er wieder an der HESO dabei sein, «ich bin jeweils auch an der BEA, doch hier hat es unter Woche oft mehr Leute als in Bern.»
«Das war die beste HESO seit meinem Wiedereinstieg vor fünf Jahren», stellte Olivier F. Ziegler in der Halle 7 fest. Das Geschäft mit den angebotenen Bodenbelägen sei sehr gut gelaufen, «wir konnten schon die ganze Woche ausmessen und offerieren.» Aufgefallen waren Ziegler aber auch «sehr viele interessierte Leute, neue Besucher, die zu neuen Kunden geworden sind.»
Sehr zufrieden ist der Teppich-Fachmann auch mit dem Standort gleich beim Zugang zu der früher in der Solothurner Gewerbewelt eher ge- und verschmähten Halle 7. «Das hat sich geändert. Denn heute sind wir hier in einer richtigen Gewerbler-Halle.» Übrigens: Drogist Toni Löffel ist nur wenige Schritte von Zieglers Stand entfernt in der gleichen Halle positioniert – doch die HESO hat halt so manche Optik.