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Das neue Stadion des Turnvereins Grenchen nimmt langsam Formen an – nur die Finanzen sind nicht dort, wo man sie gerne hätte. Es wird noch immer ein neuer Hauptsponsor und Namensgeber gesucht.
Im Turnerstadion fuhren gestern Mittwoch keine Baumaschinen herum. Doch das war eine Ausnahme, denn in den vergangenen Wochen wurden tonnenweise Material hin- und herverschoben. Schuld am zwischenzeitlichen Stillstand war der Regen der vergangenen Tage, wie Elias Meier, der Vorsitzende der Geschäftsleitung des Turnverein Grenchen erklärt: «Der Boden ist sehr lehmhaltig und das Wasser versickert schlecht, weshalb man nicht mit schweren Maschinen auffahren kann, solange der Boden nicht einigermassen abgetrocknet ist.»
Die Arbeiten haben bereits im Februar begonnen, als die Volontäre, die Freiwilligengruppe des TVG, damit begannen, das alte Gebäude auszuhöhlen. Leitungen wurden zersägt, das Mobiliar entsorgt, die Dachziegel von Hand entfernt, die Küche demontiert. Eine auf Abbruch spezialisierte Firma besorgte dann den Rest und innerhalb kurzer Zeit war nur noch ein Loch zu sehen.
Ursprünglich wollte man am 23. März mit dem Neubau des Stadions und der Gebäude beginnen, doch wie so vielen anderen machte die Coronakrise auch dem TVG einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Bagger konnten erst einen Monat später, Ende April, auffahren. Zwei Wochen mit Regen warf die Arbeiten im Zeitplan nochmals zurück. Erst dann wurden der Rasen und die Tragschicht entfernt und die alte Bahn sowie der Allwetterplatz zurückgebaut. Danach begann man mit der Ausnivellierung des Geländes, das von Nord nach Süd ein Gefälle von über einem Meter aufwies. «Um die erforderte Genauigkeit zu erreichen, wurden GPS-gesteuerte Bagger eingesetzt. Aber jetzt ist die Bahn ausnivelliert und man rennt in Richtung Badi nicht mehr den Hang hinunter», sagt Meier schmunzelnd.
In den letzten Tagen wurde der Untergrund der Bahn mit einer speziellen Kalkschicht stabilisiert und das Fundament aus Kies aufgebracht. «Dabei handelt es sich um Kies, das sogar im Labor geprüft wird», sagt Meier. Darauf kommt eine weitere Schicht aus noch feinerem Kies, so wie das auch beim Bau des Kunstrasenfelds geschieht. Bei dem mit der Realisierung beauftragten Bau- und Planungsbüro handelt es sich auch um dasselbe, das die beiden Kunstrasenfelder auf dem Wembley realisiert: Die auf Sportstätten spezialisierte Firma Frutiger AG Analysa aus Gümligen, die damit für gleich zwei Grossbaustellen in Grenchen verantwortlich zeichnet. Doch im Gegensatz zum durchlässigen Kunstrasenfeld kommt im Bereich der Bahn ein Teerbelag auf das Fundament und auf diesen der rote Kunststoffbelag. «Die Bahn ist also wasserundurchlässig und die Tragschicht sorgt für eine Stabilität, die über Jahrzehnte gewährleistet ist.»
Wie bereits erwähnt, ist der Boden lehmhaltig und das Wasser versickert schlecht – ein in der Witi verbreitetes Phänomen. Das bedingt, dass man das ganze Stadion grossflächig entwässern muss. Sowohl die Ent- wie die Bewässerungsrohre wurden in den Boden eingezogen. Denn auch das neue Turnerstadion ist mit einer Bewässerungsanlage ausgerüstet, ähnlich der Anlage im Stadion Brühl, die diese Zeitung letzte Woche vorgestellt hat. Damit die Kanalisation bei einem heftigen Regen nicht überläuft, wird unter der Kugelstossanlage ein Rückhaltebecken von rund 1000 Kubikmeter, also 100'000 Liter Fassungsvermögen gebaut. Die Dimension der Entwässerung ist nun auch sehr viel grösser ausgefallen, als ursprünglich geplant, was die Kosten erheblich verteuert, wie Meier erklärt.
Apropos Kosten: Bei der Sportausstattung liegt man 50'000 Franken unter Budget, ebenso beim Tiefbau und beim Sportrasen, wo man dank geschickter Verhandlungen nochmals 50'000 Franken einsparen konnte. Die grösste Einsparung habe man allerdings zwei einzelnen Personen zu verdanken: Die Gebrüder Marcel und Daniel Bolliger von der Firma Bolliger & Co. seien in Sachen Altlastenbeseitigung Experten. «Weder der Kanton noch die Stadt konnten bei unserer Aschenbahn von 1940 genau beurteilen, was da zu tun sei. Die Brüder Bolliger kamen eines Tages vorbei und boten uns ihre Hilfe an. Jetzt sind alle Altlasten, also die Schlacke unter der alten Aschenbahn, umweltfreundlich beseitigt und statt der budgetierten halben Million oder mehr, haben wir weniger als die Hälfte dafür bezahlt und somit über 250'000 Fr. eingespart.»
Damit ist man aber noch nicht alle Sorgen los, wie Elias Meier erläutert: «Die Generalversammlung hat zwar beschlossen, dass 95 Prozent des Geldes da sein muss, um einen Auftrag zu erteilen. Aber daran halten wir uns bewusst nicht. Denn wir wollen nicht die Reserven angreifen, also erteilen wir Aufträge erst, wenn 105 Prozent der fälligen Summe zur Verfügung stehen.» Momentan fehlen zwischen 200'000 und 300'000 Franken für Garderobenhäuschen und Beleuchtung. Auch Klubhaus und weitere Hochbauten sind noch nicht finanziert. «Wir können zwar mit den 1,5 Millionen von Dr. Buser arbeiten. Aber wir suchen immer noch einen neuen Hauptsponsor und Namensgeber für das Stadion, um Buser die Hälfte seines Beitrags wie vereinbart zurückzahlen zu können. Wir suchen auch noch weitere Sponsoren und das ist in Coronazeiten nicht ganz einfach», sagt Meier. So habe man zum Beispiel mit CSL Behring geliebäugelt. «Die sind aber beim Stadion Wankdorf als Sponsor eingestiegen.» Es kämen nur noch «Grosse» in Frage, oder Private, die eine persönliche Beziehung zu einer Sportart hätten, sich mit der Jugendförderung identifizieren würden, so wie der neue Brillantsponsor Martin Vögtli, kantonaler Rekordhalter im Speerwerfen.
«Klar ist, wenn wir die Reserven aufbrauchen würden, könnten wir das Notwendige vielleicht stemmen, aber das ist nicht im Sinn der Sache», sagt Meier. Aber auch die Vermietung von Werbeflächen im Stadion sei ein Problem, denn kaum ein von der Coronakrise gebeuteltes KMU sei bereit, langfristige Werbeverträge abzuschliessen. Dies wiederum aber würde für eine Bank die notwendigen Sicherheiten für einen Kredit bieten. «Wir sind zwar mit zwei, drei Firmen in Verhandlung wegen längerfristiger Werbeverträge, aber das reicht leider nicht für alles.»
Bei der Stadt anzuklopfen, komme nicht in Frage, schliesslich steuere diese bereits eine Million an das neue Stadion bei. Man sei jetzt daran, Corona-Hilfsgelder von Bund und Kanton zu beantragen.