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In Grenchen sorgt ein anonymes Rundschreiben mit fiesen Anschuldigungen gegen einen aktiven Politiker für Unruhe. Dieser reagiert (vorerst noch) gelassen.
Letzte Woche wurde in Grenchen ein anonymes Schreiben gestreut, das SVP-Fraktionschef Heinz Müller massiv anschwärzt. Er wohne «seit über zwei Jahren nicht mehr in Grenchen» und nehme nicht mehr regelmässig an den Gemeinderatssitzungen teil. «Wieso tolerieren Sie das?», wurde unter anderem auch die Redaktion gefragt. «Ist wohl auch klar», woher die Vorwürfe kommen, reagiert Müller auf Anfrage. Anonyme Schreiben landen bei ihm normalerweise im Kübel. Im vorliegenden Fall entschliesst sich Müller, ausnahmsweise doch Stellung zu beziehen. «Hier ist Heinz Müller, wohnhaft in Grenchen», meldet sich der SVP-Fraktionschef mehr belustigt als betroffen am Telefon. «Meine Firma hat Sitz in Grenchen, ich wohne unter der Woche in Grenchen und zahle auch hier meine Steuern», betont Müller. Er informiert zudem offen über anstehende familiäre Veränderungen, die hier nicht Gegenstand der Berichterstattung sein können.
Geschäftlich oft im Ausland
Ein Blick in die Protokolle der neuen Legislatur zeigt: Müller war an 7 von bisher 12 Gemeinderatssitzungen dabei. Er ist damit nicht der am häufigsten Abwesende. Es stimme, dass er an einigen Sitzungen fehlte, räumt Müller ein. «Dies hängt damit zusammen, dass ich geschäftlich dieses Jahr oft ins Ausland reisen musste, unter anderem zu VW in Bielefeld, zu Scania nach Schweden und zu Airbus nach Hamburg.» Diese internationalen Schwergewichte konnte er als Kunden für seine Firma Elpex gewinnen. Er habe Stadtpräsident François Scheidegger über die Gründe seiner Abwesenheit informiert. Die Fraktionssitzungen habe er praktisch alle geleitet, betont Müller. Wenn er abwesend gewesen sei, habe er sich im Gemeinderat, insbesondere, wenn es schwergewichtig um Baugeschäfte ging, vom Spezialisten Marc Willemin (Ersatzgemeinderat) vertreten lassen.
Heinz Müller hofft, dass es durch derart hinterhältige und feige Rückenschüsse nicht gelingt, das «konstruktive Klima» im Gemeinderat zu torpedieren. «Ich gehe wieder gerne in den Gemeinderat – im Gegensatz zu früher.» Berufliche Veränderungen vorbehalten, werde er sich auch weiterhin politisch engagieren. «Und erst recht bleibe ich in Grenchen wohnen.»