Rezension
Grenchner Stadtgeschichte: 58 Franken für viel Wissen und ein konventionelles Layout

Die neue Stadtgeschichte ist sowohl Nachschlagewerk als auch eine Sammlung leicht lesbarer Geschichten. Selbst Uhrenstadt-Experten werden bei der Lektüre ihr Wissen erweitern.

Daniela Deck
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Das Buch ist ab sofort bei der Stadt oder im Buchhandel für Fr. 58 .– erhältlich.

Das Buch ist ab sofort bei der Stadt oder im Buchhandel für Fr. 58 .– erhältlich.

zvg

Das beginnt schon, wenn man die beiden Buchdeckel aufklappt und die Flugbilder der Siedlung einst und heute studiert. Es lohnt sich, da zu verweilen, denn mit einem kurzen Blick ist es nicht getan; Grenchen ist abgesehen von der Industriezone im Süden nach innen gewachsen und nicht nach aussen. Eine Erkenntnis, die sich auf die Arbeit des Autorenteams und der Expertenkommission übertragen lässt.

Seit dem Projektstart vor fünfeinhalb Jahren haben sie sich das Migros (Uhrmacherlupe) ins Auge geklemmt, tief geschürft im Quellenbestand des Stadtarchivs und dennoch das Ganze nie aus den Augen verloren: Industrie, Kultur, Konsum, Gesundheitswesen und Politik halten sich die Waage. So bietet die Stadtgeschichte für jedes Interesse etwas.

Grenchner Stadtgeschichte Treppenhaus Hochhaus Hallgarten
15 Bilder
Grenchner Stadtgeschichte Miba-Häuser an der Bielstrasse 1960
Grenchner Stadtgeschichte Bar und Tea room Cadron und 4 Wohnblocks der NWG 1960
Grenchner Stadtgeschichte Eine der ersten Haushaltungsschulen im Kanton entstand 1894 in Grenchen.
Grenchner Stadtgeschichte Triennale 1964
Grenchner Stadtgeschichte Marktplatz 1954 mit Migros und Luterbacherhof (im Bau)
Grenchner Stadtgeschichte Pinnwand in der Frauenklinik 2003 (2004 geschlossen)
Grenchner Stadtgeschichte Feierabend an der Mühlestrasse 1961
Grenchner Stadtgeschichte Blockade des Südbahnhofs im generalstreik 1918
Grenchner Stadtgeschichte Fasnachtsumzug 1982
Grenchner Stadtgeschichte
Grenchner Stadtgeschichte Plakat Wahlen 1990 der FdP (damals Parteifarbe gelb)
Grenchner Stadtgeschichte Bau des Sorag Hochhauses 1951. Foto der Bauverwaltung.
Grenchner Stadtgeschichte Neubau des Warenhauses Meyer Söhne 1950, Fotografie der Bauverwaltung
Grenchner Stadtgeschichte Produktionshalle ASSA, Werk 17, 9000 Quadratmeter, um 1965

Grenchner Stadtgeschichte Treppenhaus Hochhaus Hallgarten

Nicole Hänni

Lesenswerte Anekdoten

Auch Anekdoten haben ihren Platz. Wer wissen möchte, warum sich das Stadtpräsidium an Irène Fringeli die Zähne ausgebissen hat, dem sei das Kapitel «Jugendkultur und gesellschaftliche Umbrüche» in der Chronik empfohlen. Warum die Entlassung eines auswärtigen Pfarrers die Kirchenlandschaft in Grenchen umgekrempelt hat, ist im Kapitel «Religionsverhältnisse» beschrieben. Und wer einfach nur nachschauen möchte, ob sein oder ihr Name Eingang in die moderne Geschichtsschreibung gefunden hat, erhält im Namenregister hinten innerhalb weniger Sekunden die Antwort.

Statistische Erhebungen sind knappgehalten und am Schluss des Buches zusammengefasst. Dazu erhält der Anhang einige nützliche Listen, so etwa der Ammänner, National- und Ständeräte sowie der städtischen Preisträger. Das Layout ist mit der Zweiteilung der hochformatigen A4-Seiten – oben Illustration, unten Text – konventionell und etwas bieder gehalten.

Weiter ist es im Sinn des Publikums, dass die Stadtgeschichte in einer leserfreundlichen Schrift gesetzt ist, entgegen dem Trend, der Schriften bevorzugt, bei denen das Auge ständig von der Lesezeile wegrutscht. Nur für etwas ist die Stadtgeschichte nicht geeignet. Als Nachttischlektüre. Mit ihren 330 Seiten zwischen dicken Kartondeckeln ist sie viel zu schwer als Bettmümpfeli.