Der Grenchner Obernarr Diego Kummer hat am Donnerstagabend nach dem Nachtumzug die Fasnacht proklamiert.
Am Schmutzigen Donnerstag ging es in Grenchen hoch zu und her: Nach der Chesslete frühmorgens gehörte die Stadt am Nachmittag den Kindern: Rund 1000 Kinder und Jugendliche nahmen am Kinderumzug teil.
Die «Grossen» hatten ihren ersten Auftritt beim Nachtumzug. Vor ein paar Jahren erstmals durchgeführt, hat sich dieser Fasnachtsanlass richtiggehend gemausert und bietet viel fürs Auge und fürs Ohr.
Angeführt von der Guggenmusik Schuelschwänzer, gefolgt von einem «monschtröösen» Tatzelwurm, boten die Honoratioren der Vereinigten Fasnachtszünfte und die teilnehmenden Guggenmusiken ein farbenfroh blinkendes und leuchtendes Bild auf ihrem Rundgang durch die Innenstadt.
Leider verhinderte die nasskalte und windige Witterung den grossen Publikumsaufmarsch, die Stimmung war umso familiärer. Nebst den erwähnten Schuelschwänzern, den No Copyrights und den Hilari Broders nahmen auch die Iguschränzer aus Recherswil und die Chessuriesser aus Wiler teil.
Ober Diego Kummer hatte zwar ein wenig Pech mit der Soundanlage auf seinem Oberwagen und musste deshalb eine Abkürzung nehmen, aber der alte Lastwagen, gesteuert von Ivo von Büren, brachte ihn sicher zum Stadtdach.
Die eigentliche Zeremonie der Proklamation eröffneten die Frösche auf der dort installierten und beleuchteten Bühne. Als Simpsons zündeten sie das musikalische Feuerwerk, gefolgt von allen Guggen, denen, die mitmarschiert waren, und denen, die vermutlich unter dem Tatzelwurm verborgen waren, so wie die Cocoloris.
Obernarr Diego Kummer umriss in seinen Reimen die bisher erlebten und noch zu erwartenden Programmpunkte der «monschtröösen» Grenchner Fasnacht: «Sitem Hilari si d’Narre ar Macht – mit grossem Elan düre Tag und ir Nacht – au wenns nid aune gäng isch ghüür – monschtröös wird üsi Fasnacht hüür.»
Dass man nicht schon an der Chesslete übertreiben sollte, hat seinen guten Grund, wie Kummer treffend beschrieb: «Am Morge hei mer Lärme gmacht – dass die ganzi Stadt verwacht – Määusuppe und es Wiili gnosse – aber nid grad z’gäi dri gschosse. Denn am Nom’zgi muesch si – am Chinderumzug si mir derbi – denn Tuusig Ching hei do mitgmacht – die Kostüm, Maske, was fürne Pracht!»
Der Freitag ist nicht etwa ein Ruhetag: «Morn bi dä Seniore, gits au wider es Fescht – d’Goschenacht am Obe isch vollgstopft mit Gescht – Apéro g’niesse und dr Prix Göschi wird verleiht – göi go luege obs Park nachem Plausch au no steiht ...» Zum eigentlichen Höhepunkt, dem Umzug am Sonntagnachmittag, sagte Kummer: «Am Sunntig de dr Umzug gniesse – u so Konfetti umeschiesse – Die Wäge und Nümmerli so farbefroh – so duet d’Fasnacht erscht entstoh.»
Aber damit nicht genug: «Monschtrööses Gschrei am Chinderball – wär sich das atuet, dä het doch ä Knall – Schminke, «Mohrechopf» u luuti Musig – Prinzässli, Häxli, Pirate si so schnüslig.» Und schon gelangte Kummer zum Ende: «Am Äschermittwuch sägi zur Information – tritt de Böögge-Zunft in Aktion. Was es git, blibt no mysteriöös – eis isch sicher, är wird monschtröös. Doch bis zum Böögg ischs jo no lang – mir Narre nähme z’ersch d’Stadt vone nang. Due jetze nümme länger liire – wei doch ändlich Fasnacht fiire–drum sägi do ganz ungeniert: Die Fasnacht isch jetz proklamiert!!!»
Wichtiger Programmpunkt der Proklamation war auch die Verkündung der Beizenprämierung. Am Morgen hatte sich die Jury, bestehend aus profunden Kennern der Materie – oder wie sie selber sagten: «eine hochoffizielle, unabhängige, unbestochene Jury» – auf den feuchtfröhlichen Gang durch die Grenchner Beizen begeben, um ihr Urteil zu fällen.
Deutlich als Sieger obenaus schwang im 1. Rang mit 189 Punkten das Restaurant Metzgerhalle, dekoriert von den Amedisli, dicht gefolgt vom Bistro Bambi mit 182 Punkten auf dem 2. Rang, dekoriert von der Hilari-Zunft. Ex äquo auf dem 2. Rang liegt das Hotel Restaurant Krebs, dekoriert von der Luna-Zunft, ebenfalls mit 182 Punkten.
Die Jury stellte in ihrer Beurteilung fest, «dass wieder ein riesiger Chrampf der Zünftler geleistet worden ist, dass das Detail gepflegt wird und oft genau hier der Witz ersichtlich ist und dass dieser Witz teilweise auch durch gute Sprüche unterstrichen wird.» Ein Besuch lohne sich hier besonders, aber auch bei allen anderen dekorierten Lokalen.