Karate
Grenchner Karatekämpfer auf Titeljagd

Nach Rückschlägen strebt Marco Luca an den Europameisterschaften der Karate-Disziplin Kumite einen Podestplatz an. Doch es geht nicht nur um den Sieg.

Hans Peter Schläfli
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Marco Luca (rechts) ist Trainer und auch sportliches Aushängeschild von Nippon Karate Grenchen. HPS

Marco Luca (rechts) ist Trainer und auch sportliches Aushängeschild von Nippon Karate Grenchen. HPS

Solothurner Zeitung

Weh tut es schon ab und zu. «Das gehört dazu, deshalb tragen wir auch Protektoren», sagt Marco Luca über seine Karate-Disziplin Kumite, in der er sich für die kommenden Europameisterschaften vom 6. bis 8. Mai in Kloten qualifiziert hat. «Leichte Schmerzen unterstützen den Lernprozess», meint er verschmitzt. Seine Qualifikation freut Luca besonders.

Eigentlich heisst der Sport ja Non-contact Karate. «Aber Skin-touch, also eine leichte Berührung, ist erlaubt, ja sogar erwünscht», erklärt der erfolgreiche Athlet. «Aber im Gegensatz zum Full-contact Karate ist eine Verletzung oder gar ein K.o. des Gegners ist nicht das Ziel. Wer seinen Gegner K.o. schlägt, der wird sogar disqualifiziert. Mit einem leichten Treffer zeigt der Karatekämpfer dagegen, dass er auch hart zuschlagen könnte, und dafür wird er mit Punkten belohnt.» Wenn der Schlag aber 10 Zentimeter vor dem Körper stoppt, gibt es keinen Punkt. Kein Wunder also, wenn in der Hitze des Wettkampfs das Dosieren des Schlags nicht immer klappt.

Comeback nach Rückschlag

Das vergangene Jahr lief gar nicht nach Lucas Geschmack. «Dabei hatte ich so viel trainiert wie noch nie», blickt er zurück. Nachdem er an den letzten Schweizer Meisterschaften in der ersten Runde ausgeschieden war, engagierte er einen Mentaltrainer. Damit erklärt er sich die rasche Erholung von diesem Tiefpunkt. Umso mehr freut er sich über sein rasches Comeback: «In den vergangenen Monaten ist es sehr gut gelaufen, und so habe ich mich dank guten Resultaten an diversen internationalen Wettkämpfen für die EM qualifiziert.»

Nun wird Marco Luca an der Europameisterschaft in der zweithöchsten Gewichtsklasse bis 84 Kilogramm kämpfen – was für seine Grösse recht schwer ist. «Ich fühle mich wohl in dieser Klasse, was mir an Reichweite fehlt, mache ich mit meiner Beweglichkeit wieder wett», schätzt er seine Chancen an der EM ein. Das Ziel ist hoch gesteckt: «2008 wurde ich an der EM schon einmal 7. und an der WM kam ich bis in den Achtelfinal. Den 7. Rang will ich diesmal verbessern. Noch schöner wäre es natürlich, eine Medaille zu holen.»

Es geht nicht um den Sieg allein

Ein Porträt von Gishin Funakoshi, dem grossen Karate-Meister, ist immer dabei, wenn der Verein Nippon Karate Grenchen im Schulhaus Halden trainiert. Marco Luca ist Vereinspräsident, Sensei (Karate-Lehrer) und sportliches Aushängeschild in Personalunion. Karate-Do ist Japanisch und heisst «Weg der leeren Hand». Die Kunst des Kämpfens mit leeren, also unbewaffneten Händen, soll in erster Linie der Selbstverteidigung dienen, die Ausdauer, Beweglichkeit, Konzentration, mentale Stärke und Motorik verbessern. Oberstes Ziel ist nicht Sieg oder Niederlage, sondern die Vervollkommnung des Charakters. Shotokan ist die am weitesten verbreitete Stilrichtung im Karate. Typisch ist ein tiefer Stand, der dynamische und kraftvolle Bewegungen ermöglicht, um im Kampf eine hohe Reichweite zu erzielen.

Weitere Informationen zum Karateklub: www.karategrenchen.ch