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Dem ehemaligen Coop-Hochhaus steht eine Fassadensanierung bevor. Nun steht das Gerüst, das bis auf 47 Meter hinaufreicht. Projektleiter und Bauführer Patrick Eggimann spricht dabei von einer Herausforderung in mehrfacher Hinsicht.
In diesen Tagen wird das Hochhaus mitten in der Stadt, das Centro, fertig eingerüstet. Insgesamt 47 Meter hoch ist das Gebäude, dessen Fassade vollständig saniert werden soll (wir berichteten). Vom Boden bis aufs Dach des Annex- oder Unterbaus sind es 13 Meter, von da bis oben nochmals 34 Meter.
Die Firma Roth-Gerüste AG aus Gerlafingen wurde damit beauftragt, ein Gerüst rund um das Hochhaus von zuunterst bis zuoberst zu erstellen. An einem Prestige-Objekt, wie Projektleiter und Bauführer Patrick Eggimann erklärt. «Das Centro war in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Denn einerseits kommt es nicht alle Tage vor, dass ein Hochhaus dieser Grösse mitten in einer Stadt komplett eingerüstet wird.
Auch konnten wir das Gerüst nicht auf allen Seiten vom Boden aus aufbauen, sondern mussten vom Dach des Unterbaus ausgehen.» Andererseits habe man ein Gerüst aufbauen müssen, ohne das Treiben auf dem umliegenden Gelände – Markt, Verkehr und Fussgänger – allzu stark einzuschränken. «Das Hochhaus steht ja auch nicht leer. Viele Menschen arbeiten dort und der Eingang an der Bettlachstrasse sowie die Eingänge zu den Läden im Erdgeschoss sind stark frequentiert.»
Das Projekt erforderte einige Vorarbeit. Die Firma Roth Gerüste AG sei denn auch fast von Beginn an bei der Planung der Sanierung mit involviert gewesen, erklärt Daniel Bourquin, Niederlassungsleiter am Standort Biberist, über welchen der Auftrag abgewickelt wird. Insbesondere die Architektur bot einige Herausforderungen. Wie bereits beschrieben, «beginnt» das Hochhaus eigentlich erst im Obergeschoss, also oberhalb des Unterbaus. Das Gerüst musste zu einem grossen Teil auf dem Dach dieses Annexgebäudes zu stehen kommen. «Alleine das Einmessen, also das Vermessen des Gebäudes und das Berechnen des Gerüsts, dauerte einen halben Tag», so Eggimann.
Ein Grossteil des Materials, das von Biberist angeliefert wurde, hievte man mit Lastwagenkranen auf das Flachdach. Über einen ersten Lift, der von der Bettlachstrasse bis aufs Dach des Anbaus führt, wurden in der Folge Träger, Bodenplatten und Querverstrebungen transportiert. Vom Dach bis nach ganz oben führen zwei weitere Lifte, einer auf der Ostseite, der andere auf der Westseite. Sie dienen sowohl dem Material- als auch Personentransport. Vier bis sechs Gerüstbauer sind seit dem 28. August pro Tag im Schnitt auf der Baustelle und haben das Gerüst von Hand nach und nach in die Höhe gebaut.
Das Gerüst musste auf allen Seiten des Gebäudes an die Fassade mit ihren Vorsprüngen angepasst werden, denn schliesslich ist geplant, die gesamte Fassadenverkleidung, also die vorgehängten Waschbetonplatten und die Blechverkleidung, abzumontieren und zu ersetzen. «Das Gerüst muss überall 60 Zentimeter weit vom Gebäude entfernt sein, sowohl von der Fassade als auch von den Fensterfronten. Nur so können später die Betonplatten herausgehoben werden», erklärt Eggimann.
Das bedinge, dass auch an der Innenseite Geländer montiert werden müssten. Ausserdem haben die Gerüstelemente eine vorbestimmte Länge, die man nicht einfach verändern kann. Folglich sei die Berechnung relativ kompliziert gewesen, so Eggimann. «Es wäre einfacher gewesen, ein gerades Gerüst über die ganze Gebäudebreite aufzustellen, aber das ist beim Centro halt nicht möglich.»
Nebst den Liften führen auch Treppen nach unten und oben. Denn laut Sicherheitsvorschriften muss alle 50 Meter ein Aufgang bestehen.
Überhaupt ist Sicherheit ein grosses Thema: Das Gerüst wird streng nach SIA-Norm gebaut, jedes Element hat seinen Zweck und kann nicht beliebig montiert oder gar weggelassen werden. Damit ist einerseits die Sicherheit des Arbeitspersonals gewährleistet, andererseits auch die Sicherheit des Passanten. Und es ist äusserst stabil: «Dadurch, dass das Gerüst rund um das Gebäude gebaut ist, bietet es ein hohes Mass an Stabilität und ist weniger anfällig auf Wind oder Luftwirbel, die besonders an Gebäudekanten entstehen können», erklärt Bourquin.
Ein Gerüst dieser Grösse hat ein stattliches Gewicht und eine beachtliche Grösse. Eggimann und Bourquin schätzen, dass es insgesamt etwa 150 Tonnen wiegt mit einem Gerüstausmass von etwa 5000 Quadratmeter. Spezielle Verankerungen verbinden das Gerüst auf jeder Geschossebene mit der Betondecke. Dazu kommen auf der Südseite Schwerlastkonsolen, die direkt in den Betongurt des Gebäudes verankert wurden, in den Teil, auf dem das Hochhaus eigentlich steht, rund 5 Meter über dem Flachdach. Diese Schwerlastkonsolen, welche das gesamte Gewicht des Gerüsts auf dieser Seite tragen, waren notwendig, weil die Statiker und Ingenieure feststellten, dass das Flachdach der Belastung nicht hätte standhalten können.
Nun werden also die letzten Gerüstteile nach oben transportiert und montiert, danach ruht die Arbeit für gewisse Zeit. Die Fassade soll mit Laser komplett vermessen werden. Anfang November werde man an der Nord- und Südseite noch ein Netz zum Schutz der Passanten montieren, so Eggimann. Das Gerüst wird bis nächsten Sommer stehen und Fachleute von Roth werden zwischendurch auch während der Sanierung der Fassade immer wieder aufgeboten, wenn es darum geht, Geländer abzumontieren oder Verankerungen zu versetzen.
Es sei übrigens nicht das erste, grosse Bauprojekt der Roth Gerüste AG in Grenchen, so Bourquin. «Wir waren auch beim Bau des Velodrome, der Zifferblattfabrik der ETA und diversen Wohnüberbauungen mit unseren Gerüsten präsent.» Aktuell hat die Firma nebst dem Centro einen anderen Prestige-Auftrag ganz in der Nähe: «Beim Bau des neuen Hauptsitzes der Swatch AG in Biel sind wir ebenfalls mit von der Partie.»