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Tausende bestaunten bei angenehmen Temperaturen den Umzug. Prächtige Wagen mit viel betriebsamer Entourage, vielfältige Guggen und fantasievolles Fussvolk sorgten für einen gelungenen Einstand des neuen Umzugschefs Thomas Baur.
Die Hilari-Narren nahmen sich mit ihrem ebenso prächtigen wie mit viel Liebe zum Detail gestalteten dreiteiligen Wagen des ewigen Grenchner Themas, der Aufwertung des Marktplatzes, an. Der «berüchtigte» Sandkasten wird zur Beach ausgebaut, überdimensionierte Stühle sollen via Sitzgebühren Geld in die Stadtkasse fliessen lassen und «lusche» Gestalten, die den Platz für sich beanspruchen, sind unmissverständlich zur Fahndung ausgeschrieben. Herrlich dabei die selbstironische Note: Die mit «Wanted» angeschriebenen Konterfeis zeigten unverkennbar die Wagenbauer selber. Die mitgeführten Hilari-Broders deckten zudem auf, dass sie mit ihrem bluesig-rockigen Sound für «Rock am Märetplatz» eine Bereicherung wären.
Auch die Lunesen haben für ihr «Schpeis Schöttle» keinen Aufwand gescheut und gönnten sich eine Anspielung auf ihren Zunftnamen. Bei ihrer «Mischn tuu Luna» suchten sie in ihrem Rekrutierungsbüro wagemutige zukünftige Weltraumfahrende, weniger Couragierte konnten sich immerhin via Fussabdruck im Mondsand verewigen.
Erfreulicherweise gibt es immer wieder zunftunabhängige Närrinnen und Narren, die den Umzug bereichern. Die «Taucherlis» erforschten die Geheimnisse der Unterwasserwelt und weckten so nebenbei Assoziationen an ein anderes «grosses» Grenchner Thema. Die «Crazy Beasts» behaupteten in ihrem Retrokino keck: «Gränche, Du bisch fiumriif». Zu einer improvisierten fasnächtlichen Kooperation kam es dabei mit den «Wiibern, die als knusprig-frische Popcorn-Grosspackung bestens dazu passten und den Auftritt noch veredelten.
Den Krachwanzen aus Bettlach gelang ein Coup. Ihren Wagen bauten sie via recyclierte Christbäume zu einem von allerhand Getier bewohnten Wald aus. Mit wuchtigem Sound und wunderbar gewirkten Eulenkostümen sorgten auch sie für einen wahren Hingucker. Auch Superhelden müssen sich einmal ausruhen. Die Frösche gewährten ihnen auf ihrem Gefährt Unterschlupf. Nicht müde wurden die «Superfrogs» zum Gaudi des Publikums beim Intonieren ihrer groovigen Musikstücke.
Die Faschingszunft liess die Grenchner Burg wiederaufleben. Ritter Hesso von Grenchen und sein Gefolge machten es sich auf ihr gemütlich, nicht ohne die Zuschauenden von oben herab mit Sprüchen und natürlich Konfettis einzudecken. Ähnliches im Sinn hatten die Turnvereine Selzach mit ihrer Hochburg. Gleich zwei weitere Gruppen aus Selzach beehrten mit ihren Gefährten den Grenchner Umzug. Die «Sauzfass-Narren» machten ihre Obdachlosigkeit kreativ zum Motto und schoben ihre Habseligkeiten in Einkaufswagen durch die Gassen, während die «Aare-Schnägge» bleiche Larven zur Abschreckung mitführten und ansonsten als Malermeister Farbe in die Stadt zauberten. Als weitere Gäste bereicherte die Bürener Türmliwiler-Zunft mit ihrem berühmt-berüchtigten Konfettigebläse den Cortège.
Mit fettem Klang und fantasievollen Gewändern entzückten diverse Guggen. Die Schuelschwänzer stellten als Tolkiensche Elben unter Beweis, dass der Wald lebt, die «E.N. Blosbälg» aus Gelterkinden überzeugten im Jubiläumsgewand, die «Gülle Schlüch» aus Basel waren ebenfalls ein Augenschmaus mit ihrer Mischung aus putzigen Igeln und «gfürchigen» Gestalten. Die Schnabuwetzer (ebenfalls Selzach) geben Anlass zur Hoffnung. «Ihre Könige der Arktis» sowie die mitwandernden Inuit scheinen dem Klimawandel (noch) zu trotzen.
Beim Fussvolk erfreuten die Muki Bettlach als knackiger Fruchtsalat, und die Amedisli beglückten zum ihrem 40. Geburtstag die Zuschauerinnen und Zuschauer mit prächtigen Torten.
Oberschnurri «Wisi» Wisard versah seinen Dienst für einmal zu Fuss. Sein geöltes Mundwerk litt darunter aber überhaupt nicht und so sorgte er mit seinen Helferinnen und Helfern wiederum dafür, dass genügend Geldstücke und Nötli gesammelt wurden. Seinen Platz auf dem Fasnachtswagen hatte er er grosszügig diversen Delegationen aus befreundeten Fasnachts-Gemeinden zur Verfügung gestellt.
Der neue Obernarr Patrick Meier führte eine schöne Tradition weiter und hofierte den Damen am Strassenrad als Rosenkavalier. Begleitet wurde er dabei durch die Stadtratten, die sich für den Anlass in Schale geworfen hatten. Zu guter Letzt zeigte sich auch die Böögezunft in Feierlaune und präsentierte zum 5-Jahr-Jubiläum eine überdimensionierte Champagnerflasche samt Feuerwerk. Die für den Böögg zuständige Truppe liess die Katze aber natürlich nicht aus dem Sack, das ganze Prachtstück wird erst am Aschermittwoch zu bestaunen sein.