Leidenschaft
Grenchner Autobesitzer: «Ein Rolls Royce ist ein Kunstwerk auf Rädern»

Mathias Mühlemann ist stolzer Besitzer eines Rolls Royce Phantom. Die «Liebe» zu den Rolls begann vor 20 Jahren mit einem Silver Shadow.

Andreas Toggweiler
Drucken
Autostadt Grenchen: Rolls Royce
20 Bilder
Der Phantom in ganzer Pracht
Interieur aus feinstem Leder und Wolle
12-Zylinder-Motor
Very British - In der Tür steckt ein Schirm
Armaturenbrett
Autotelefon
Kühlerfigur Spirit of Ecstasy
Der Juraspiegelt sich auf dem Kühler
Detail - das Logo dreht sich nicht mit dem Rad
Der Rolls in seinem Varport
Blick in den Fonds
Die hintere Türöffner nach hinten
Ein Phantom auf Rädern
Jaguar S_Type von Melanie Grunewald
Ein weiteres Bijou - Jaguar 1954
Kühlerfigur des MG
Detail
Blick in den Rückspiegel
ein historisches Fahrzeug

Autostadt Grenchen: Rolls Royce

Andreas Toggweiler

Es ist eher ein Gleiten als ein Fahren. Oder ist es bereits ein Schweben? Der V12-Zylindermotor ist kaum zu hören, als Mathias Mühlemann das Gaspedal antippt und damit einer Handvoll der 485 Pferdestärken die Zügel lässt, welche den 2,5 Tonnen schweren Wagen behende fortbewegen.

Im klimatisierten Innenraum haben es sich Fahrer und Beifahrer in den weissen Conolly-Lederfauteils bequem gemacht. Die Tür muss man lediglich anlehnen, sie schliesst und verriegelt sich dann von selber. Statt eines Tourenzählers zeigt ein Instrument Leistungsreserven in Prozent an. Die Nadel kommt beim Rückwärtszählen kaum je über die Mitte hinaus.

Chrom und Klavierlack

Verchromte Knöpfe auf dem schwarzen Klavierlack lassen wenig über ihre Funktionen erahnen, viele Bedienungselemente sind sowieso diskret hinter Klappen versteckt, so auch das Autotelefon oder eine Batterie von Reglern, die dem optimalen Sitzkomfort dient. Passagiere im Fond müssen sich über Beinfreiheit keine Gedanken machen. Die Wagenlänge beträgt 5,84 Meter.

Und vorne auf dem Kühlergrill thront sie: die «Spirit of Ecstasy» oder profaner «Emily» genannte Kühlerfigur, welche seit 1911 auf allen Rolls Royce Fahrzeugen ihr Statement abgibt. Und dieses Statement ist klar. «Es steht für kompromisslose Qualität und Liebe zum Detail», meint Mathias Mühlemann, der seit bald einem Jahr stolzer Besitzer eines Rolls Royce Phantom ist, dem grössten und teuersten Modell der britischen Nobelmarke.

Autostadt Grenchen

Der Umstand, dass im letzten Jahr in Grenchen das 10'000. Auto eingelöst wurde, veranlasst uns, näher hinzuschauen. Was meinen Politiker zur «Autostadt Grenchen», fragten wir im ersten Teil unserer Sommerserie. Wir wollen einige der besonderen Fahrzeuge vorstellen, die auf Grenchens Strassen unterwegs sind. Heute sind wir bei Mathias Mühlemann und seinem Rolls Royce Phantom.
Bisher erschienen:

- Der Jaguar SS von Urs Lerch aus dem Jahr 1937.

- Der Fiat 126 von Alex Kaufmann mit Jahrgang 81

Auch im Alltag unterwegs

Es sei dieses Streben nach Perfektion, welches ihn fasziniere, meint der Inhaber eines Architekturbüros, der heute beruflich kürzertritt und dafür mit originalgetreuen Flugzeug- und Schiffsmodellen handelt und viel mit seiner Partnerin unterwegs ist. «Letzte Woche waren wir mit dem Rolls in Belgien. Das Fahren war ein reines Vergnügen», sagt Mühlemann
voller Begeisterung. Für ihn ist klar: Er hat den Rolls nicht gekauft, um ihn nur in die Garage zu stellen. Er fährt ihn fast täglich. «Das Auto ist absolut alltags-
tauglich.»

«Schöne Autos mit ästhetischen Formen haben mich von Jugend auf fasziniert – besonders Oldtimer habe ich gerne gezeichnet , deren Formen auch die Funktionen offenbarten.» Form follows function: Dies wurde später auch in Mühlemanns Berufsleben zur Maxime. Sein Architekturbüro hat schon manchen repräsentativen Firmenbau designt.

Neupreis wäre 750'000 Franken

Der Phantom (Jahrgang 2004) ist übrigens sein zweiter Rolls. Vor 20 Jahren begann die «Liebe» mit einem Silver Shadow (Jahrgang 1980), der noch Oldtimer-Formen aufwies. Irgendwann habe er aber dann doch ein Auge auf ein aktuelles Modell geworfen. Wie schon den Vorgänger habe er auch den Phantom als Occasion erstanden. Der Katalogpreis von 750'000 Franken wäre denn trotz aller Begeisterung auch für ihn jenseits der finanziellen Schallmauer.

Über den Rolls Royce und Bentley Club habe er dieses Fahrzeug gefunden. Von der Vorgeschichte weiss er lediglich, dass es einst in Monaco eingelöst war und mit 50'000 Kilometer in 12 Jahren ziemlich wenig gefahren wurde. «Wahrscheinlich ein Monaco-Bewohner, der nur seinen steuerlichen Wohnsitz dort hat», meint Mühlemann und lacht. Eindrucksvolle Gadgets zeichnen das Fahrzeug aus: Kugelsichere Scheiben und Pneus lassen auf eine VIP schliessen.

Rolls Royce-Garagen gibt es in der Schweiz nur in Zürich und Genf. Mühlemann vertraut sein Fahrzeug deshalb für den Service der Garage Hegelbach in Grenchen an. «Der Garagist hat ein super Gespür für Autos und hält auch meinen MG aus dem Jahr 1954 bestens in Schuss», lobt Mühlemann. Auch mit dem britischen Cabrio-Oldtimer ist er bei schönem Wetter oft unterwegs. Doch das wäre eine andere Geschichte ...

«Automobiles Kulturgut»

Seine Partnerin Melanie Grunewald teilt übrigens die Begeisterung für schöne Autos. Sie fährt einen 16-jährigen Jaguar S-Type 4 Liter Achtzylinder. Solche Autos sind auf ihre Art auch Dinosaurier. Monumente des Benzinzeitalters. Mühlemann ist sich dessen bewusst. Seine Begeisterung versteht er ein Stück weit auch als Engagement zur Erhaltung des automobilen Kulturgutes. «Sehen Sie nur den Rolls-Kühler an. Er sieht aus wie ein griechischer Tempel.»
In ferner Zukunft würden sich vielleicht Auto-Enthusiasten über die Tesla-Modelle freuen, meint er. «Denn es sind die ersten Elektroautos, die auch formschön sind und technologisch ihrer Zeit voraus. Das ist zweifellos die automobile Zukunft.»

Mühlemann will sich aber vorerst weiter freuen an seinem Rolls. Und an Menschen, die ebenfalls Freude daran haben. Denn von denen gibts noch eine ganze Menge, wie die Reaktionen auf der Strasse zeigen würden. Im nächsten Jahr will er mit dem Phantom ans mit 1'000 Teilnehmern grösste Rolls Royce Meeting nach England. Er wird die Fahrt zweifellos geniessen.