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Die Mittelländer Ausstellung mia soll eine neue Trägerschaft erhalten, welche die Grenchner Messe verstärkt regional verankern und so wieder mehr Aussteller und Publikum gewinnen soll. Der Part der bisherigen Organisatoren ist noch offen.
Die Stadt Grenchen strebt eine neue Trägerschaft für die mia an. Man will mit verstärkter regionaler Verankerung die Messe wieder besser positionieren und Aussteller sowie Publikum zurückgewinnen. Die diesbezügliche Medienmitteilung der Stadt Grenchen, die am Mittwoch verschickt wurde, überrascht nicht.
Durch die Blume war von diversen Seiten schon während der letzten mia im Frühling Kritik laut geworden: Der neu eingeführte Eintrittspreis verärgerte viele Grenchner, das regionale Gewerbe blieb der Messe grösstenteils fern und auch der Publikumsaufmarsch hielt sich schwer in Grenzen. Aussteller jammerten zum Teil über schlechte Umsätze und fehlendes Interesse. Die Messe war kleiner geworden, die Zahl der Aussteller rückläufig.
Stadt zieht Reissleine
Im Jahr 2013, noch unter der Leitung von Caroline Möri, fand die Mittelländische Ausstellung mia zum ersten Mal im neuen Velodrome statt. Das Publikum kam in Scharen, die Messe war ein Erfolg. Aber Caroline Möri und ihr Mann Christoph beschlossen nach einigen Querelen mit der Stadt, die mia im Folgejahr nicht mehr durchzuführen. Kurzfristig musste ein neuer Betreiber gefunden werden.
Die FVF-Messe-Event AG aus Frauenfeld, welche in den Jahren zuvor schon für Infrastruktur und Zeltbau verantwortlich gewesen war, respektive Geschäftsführer Sandro Keller und seine Frau Daniela, sprangen in die Bresche. Weil Möris die Rechte am Namen «mia» besassen, wurde die Messe zweimal unter dem neuen Namen «Grega» durchgeführt.
Daniela Keller war das Gesicht im Vordergrund, die «Miss Grega». Mit einem ansprechenden musikalischen Rahmenprogramm und einem Kinderprogramm wurde die Grega als Familienmesse neu positioniert. Insbesondere die Sonderschau «SteinCHenwelt», die grösste Lego-Ausstellung der Schweiz, zog viele Besucherinnen und Besucher in ihren Bann. Allerdings dauerte die Messe nun nur noch fünf statt zehn Tage, die Preise für die Aussteller bewegten sich aber in ähnlichem Rahmen wie zuvor. Dazu kam, dass der Lunapark – bisher immer Bestandteil der Grenchner Messe – ausgegliedert wurde und die Stadt selber mit Veranstalter Willi Marti einen Vertrag abschloss. Die Bahnen wurden künftig auf dem Badiparkplatz aufgebaut, der sowohl für Besucher als auch Aussteller dadurch als Parkmöglichkeit wegfiel.
Dann verschwand stillschweigend das Gesicht Daniela Keller. Sie übernahm als Geschäftsführerin eine Messe in Norddeutschland, auch unter der Ägide der FVF-Messe-Event AG und ihren deutschen Partnern. Die Stadt kaufte Caroline Möri den Markennamen «mia» ab und Sandro Keller kündigte für die diesjährige Ausgabe unter anderem eine Sonderschau zum Thema 50+ an, die dann aber nicht zustande kam. Im Gegenzug verlangte er nun erstmals Eintrittsgeld, und obwohl Tausende Gratiseintritte gedruckt und verteilt wurden, hagelte es massiv Kritik. (om)
Sandro Keller, Geschäftsführer der FVF-Messe-Event AG Frauenfeld, der die Messe dieses Jahr zum dritten Mal durchführte (siehe auch Kasten), hatte einen Fünfjahresvertrag mit der Stadt abgeschlossen, mit der Option einer Verlängerung. Nach der letzten Ausgabe Ende Mai zieht die Stadt nun die Reissleine. Zahlreiche Aussteller hätten sich unzufrieden gezeigt, heisst es in der Mitteilung der Stadt. Und weiter: «Realistisch betrachtet, kann nicht erwartet werden, dass auf dieser Basis 2017 eine erfolgversprechende Messe organisiert werden könnte. Dazu ist möglicherweise auch die räumliche Distanz zu gross.»
Gemeint ist damit wohl nicht nur die Entfernung von Grenchen nach Frauenfeld, sondern auch der Umstand, dass beispielsweise regionale Anbieter im Foodbereich, die in früheren Jahren eine tragende Rolle gespielt haben – wie zum Beispiel die Gebrüder Traub – nicht mehr berücksichtigt wurden oder kein Interesse mehr hatten und stattdessen Innerschweizer und Ostschweizer Anbieter ihre Ware feilboten.
Auch in anderen Bereichen waren Regionale abgesprungen oder hatten redimensioniert.
Es gibt Interessenten
Wie Stadtschreiberin Luzia Meister auf Anfrage bestätigt, ist man bereits mit mehreren Interessenten im Gespräch. Konkrete Namen will sie aber noch keine nennen. Eine weitere Zusammenarbeit mit Sandro Keller und der FVF-Messe-Event AG sei auch nicht ausgeschlossen, so die Stadtschreiberin. «Ob und welcher Part der FVF AG in Zukunft allenfalls zukommen könnte, ist offen.» Klar sei aber auch, dass es sicher nicht einfacher werde: «Das Messegeschäft ist generell schwierig geworden», so Luzia Meister.
«Kleinere Messen wie die Bielermesse sind eingegangen, und auch die grossen Messen wie die Mustermesse Basel, die Muba, haben mehr und mehr Mühe». «Durch eine breitere und geografisch nähere Abstützung soll die Grenchner Messe neu positioniert und das regionale Gewerbe wie auch weitere Messe-Aussteller sowie das Publikum wieder gewonnen werden», heisst es in der Mitteilung.
Meister ergänzt, dass man sich zum Beispiel gut vorstellen könnte, die mia mit einem Sonderthema zu beleben, wie beispielsweise 50+. «Das wäre ein Thema, das man durchaus weiterentwickeln könnte. Der Markt in diesem interessanten Themengebiet wird immer grösser, die Angebote nehmen zu. Denkbar wäre zum Beispiel eine Mischung zwischen Ausstellung, Vorstellen von Angeboten, Vorträgen zum Thema und so weiter.» Aber, so Meister, die Stadt werde die Messe nicht übernehmen und durchführen, auch wenn die Rechte an der Marke mia ihr gehörten. «Wir wollen jemanden, der das kann.»
Sandro Keller, der Geschäftsführer der FVF-Messe-Event AG, wollte zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme zur Mitteilung der Stadt abgeben.