Grenchen
Von der Riedern in die grosse weite Fussballwelt

Der in Grenchen aufgewachsene Fussballgoalie Marco Wölfli wurde zum 22. Chappeli-Tüfel erkoren.

André Weyermann
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Übergabe der Auszeichnung Chappelitüfel an Marco Wölfli. Komiteepräsident Hubert Bläsi stürzte sich ins passende YB-Dress.

Übergabe der Auszeichnung Chappelitüfel an Marco Wölfli. Komiteepräsident Hubert Bläsi stürzte sich ins passende YB-Dress.

Hanspeter Bärtschi / SZ

Am Donnerstagabend wurde Torhüterlegende Marco Wölfli im Clubhaus Riedern in Anwesenheit seiner Mutter, seiner Geschwister, von Freunden und Bekannten sowie bisherigen Preisträgern zum 22. Chappeli-Tüfel gekürt, konnte aus den Händen von Komiteepräsident Hubert Bläsi die begehrte Statuette von Hanspeter Schumacher sowie die Plakette, die ihn als Mitglied des erlauchten Kreises identifiziert, entgegennehmen.

Der Übergabeort war mit Bedacht gewählt. Von der Riedern aus startete der 39-Jährige nämlich seine bemerkenswerte Karriere, die ihn zu drei Meistertiteln, einem Cupsieg und als Nati-Hüter bis ans Kap der Guten Hoffnung (Südafrika) an die Fussball-WM 2010 führte.

Als Junior beim FC Fulgor

Laudator und Präsident des Chappelitüfel-Komitees Hubert Bläsi fasste dessen Anfänge wie folgt zusammen: «Marco Wölfli, geboren am 22. August 1982, interessierte sich schon als kleiner Junge vor allem für zwei Dinge: für Fussball und für das Bauen. Sein Vater Ede, ein begabter Maurer, nahm ihn immer mit an den Match. Seine Fussballerlaufbahn begann er als C-Junior beim FC Fulgor Grenchen, mal als Feldspieler, mal als Torhüter. Irgendeinmal stand für ihn fest: Ich werde Goalie! Oder nach Pedro Lenz: Dr Goalie bin i! Er wurde richtig gut.»

Übergabe der Auszeichnung Chappelitüfel an Marco Wölfli, hier zusammen mit bisherigen Chappelitüfel-Preisträgerinnen und -Preisträgern.

Übergabe der Auszeichnung Chappelitüfel an Marco Wölfli, hier zusammen mit bisherigen Chappelitüfel-Preisträgerinnen und -Preisträgern.

Hanspeter Bärtschi / SZ

Marco Wölfli wurde, obwohl seine Kontakte zu Grenchen nie abrissen, auch ein echter «Berner Giel». Selbst als er nach einer Verletzung seinen Stammplatz bei YB an die jüngeren Konkurrenten verlor, blieb «Wouf» bei den Fans äusserst beliebt und in der Mannschaft dank seines Charakters, aufbauende Ruhe und Bodenständigkeit gepaart mit dem ihm eigenen Schalk, die Identifikationsfigur.

Und als sich in der Saison 2017/18 Stammtorhüter David von Ballmoos verletzte, hexte der Grenchner mit seinen Paraden und seiner Übersicht die Young Boys nach langen 32 Jahren zum Meistertitel und er selbst wurde im «zarten» Alter von 36 Jahren in den Spielen gegen Valencia und Juventus Turin zum ältesten Schweizer Fussballer, der je in der Champions League seine sportliche Visitenkarte abgegeben hat.

Mitspieler nannten ihn «Architekt»

Dass der Zweisprachige – mit seiner Mutter parliert er auf Italienisch – nach seinem Rücktritt 2020 schnell neben dem Sportplatz Fuss fasste, kommt nicht überraschend:

Die Statuette, eine Figur des Künstlers Hanspeter Schumacher.

Die Statuette, eine Figur des Künstlers Hanspeter Schumacher.

Hanspeter Bärtschi / SZ

«Parallel zu seiner Junioren-Fussballzeit lernte er, im Wissen darum, das nach der Fussballkarriere das Leben weitergeht, Hochbauzeichner. Architektur und Bauen blieben, neben dem Fussball, stets seine wichtigsten Interessensgebiete. Seine Mitspieler nannten ihn «Architekt», weil er sich in der Freizeit lieber mit Architektur befasste als mit Gamen. Für seine Familie baute er eine Eigentumswohnung, leitete die Arbeiten höchst persönlich.

Er kaufte sich in eine Immobilienfirma ein, als deren Partner er heute arbeitet. Zu dreissig Prozent hilft er allerdings seinem langjährigen Club, dem BSC Young Boys, aktiv im Bereich des Sponsorings mit», formuliert es Hubert Bläsi. Daneben vertritt er seinen Verein an Kongressen und Events, organisiert selber solche und wurde zum Fernseh-Experten, der mit viel Fachkompetenz und mit witzigen humorvollen Aussagen auffällt.

Marco Wölfli wohnt mit seiner Frau Manuela und den Söhnen Rio (8) und Yuri (6) in Köniz. Die beiden Jungs gingen auch an diesem Abend ihren Hobbys (Turnen, Klavierspielen und Unihockey) nach, weshalb sie und ihre Mutter dem von der Baloise Bank SoBa gesponsorten Anlass nicht beiwohnen konnten.

Wölflis Mutter Girolama «Mimma» freut sich mit.

Wölflis Mutter Girolama «Mimma» freut sich mit.

Hanspeter Bärtschi / SZ