Grenchen
Viel Medieninteresse, weniger Publikum: Die Europameisterschaft der Bahnradfahrer im Velodrome

Die Europameisterschaft der Bahnradfahrer rückte Grenchen letzte Woche ins Rampenlicht. Innert kurzer Zeit gelang es, im Velodrome eine Europameisterschaft zu organisieren. Sogar die französische Hauptstadt Paris hatte gegen Grenchen das Nachsehen.

Andreas Toggweiler
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Auf der Bahn messen sich die Radfahrerinnen, in der Mitte machen sich die Radfahrer bereit.

Auf der Bahn messen sich die Radfahrerinnen, in der Mitte machen sich die Radfahrer bereit.

Peter Klaunzer / KEYSTONE


Über 300 Radfahrerinnen und Radfahrer aus 26 Ländern massen sich letzte Woche im Velodrome an der Europameisterschaft in zahlreichen Disziplinen. Vom Einzelzeitfahren über 1 km über das Duell Frau gegen Frau im Sprintrennen und den Verfolgungsrennen im Bahnvierer bis zu den Massenstarts der Punkte- und Eliminationsrennen standen 22 Disziplinen im Kampf um die Medaillen auf dem Programm.

Bereits 2015 war Grenchen Austragungsort der kontinentalen Meisterschaft, und die Ausrichtung war ein Erfolg; was wohl auch der Grund war, dass Grenchen kurzfristig erneut zum Handkuss kam, nachdem das eigentlich vorgesehene Weissrussland als Austragungsort dem europäischen Radsportverband UEC aus politischen Gründen nicht mehr opportun erschien. Grenchen setzte sich mit seiner kurzfristigen Bewerbung gegen namhafte weitere Standorte durch, darunter dem Vernehmen nach auch Paris.

Zufrieden mit dem Ablauf

Nach (fast) geschlagener Schlacht zeigte sich Velodrome-Geschäftsführer Peter Wirz am Samstag zufrieden mit dem Verlauf des Anlasses.

«Es ist zwar noch nicht ganz fertig, aber bisher ist es sehr gut gelaufen: Wir hatten spektakuläre Rennen mit Welt- und Bahnrekorden. Dafür, dass wir nur knapp drei Monate Zeit hatten für die Vorbereitungen, bin ich sehr zufrieden»,

sagt Wirz.

Eine besondere Herausforderung sei dabei das Handling der Coronamassnahmen gewesen. Von der ganzen Testerei der Fahrerinnen und Fahrer, von denen es sowohl Geimpfte wie Ungeimpfte gab, über Funktionäre, die Medienvertreter bis hin zu den Helferinnen und Helfern.

Da stiess man beispielsweise auf das «Detail», dass britische Covid-Zertifikate von der Schweizer App nicht (an)erkannt werden oder andere Schwierigkeiten, für die man zeitnah eine Lösung finden musste.

Zuschauermässig, so räumt Wirz ein, habe man bei weitem nicht die Zahlen von 2015 erreicht. Damals habe man 12 000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Velodrome gehabt. «Diesmal haben wir die Hälfte budgetiert und auch diese Zahl nicht erreicht», erklärt Wirz.

Hervorragend sei demgegenüber das Medieninteresse an den Grenchner Rennen gewesen: Übertragungen auf Eurosport und tägliche kommentierte Sendungen auf dem Internetkanal von SRF seien für den Event und das Velodrome als Austragungsort von unschätzbarem Wert, unterstreicht Wirz.

Inzwischen spricht sich auch herum, dass die Grenchner Bahn zu den besten Europas gehört. Nach der holländischen habe sich jetzt auch die russische Nationalmannschaft für das Training in Grenchen entschieden.

Auch Stadtpräsident François Scheidegger ist überzeugt, dass der Kredit von 100 000 Fr., welchen die GRK im Sommer kurzfristig für die EM freigegeben hat, eine gute Investition für die Zukunft ist.

«Obwohl die direkten Auswirkungen kaum zu beziffern sind, fand eine Woche lange beste PR für Grenchen statt.»

Er hoffe, dass Grenchen bald wieder Etappenort der Tour de Suisse werde. Auch erwarte die Stadt für den Beitrag jetzt auch direkte Gegenleistungen des Velodromes.