Gestern Abend wurde die Ausstellung mit dem Titel «Gráfika der Peripherie ‹Der Überlauf›» auf dem Marktplatz eröffnet. Rund 50 Kunstinteressierte besuchten die ehemaligen Büroräumlichkeiten der Credit Suisse.
«Nach einer langen Pause dürfen wir endlich wieder die Kultur ‹live› geniessen.» Mit diesen Worten begrüsste Stadtpräsident François Scheidegger die rund 50-60 anwesenden Besucherinnen und Besucher, Gäste, Künstlerinnen und Künstler unter dem Stadtdach anlässlich der Vernissage der 22. Triennale Grenchen. Unter ihnen zahlreiche bekannte Gesichter aus der Grenchner Kunstszene, ehemalige und aktuelle Kunstschaffende, Kunstinteressierte, Förderer und einige Vertreter der Stadtverwaltung und politischen Behörden.
Scheidegger blickte in seiner Begrüssungsrede zurück auf die bewegte Vergangenheit und die Anfänge der weltweit ältesten Ausstellung für Originaldruckgrafik: «Die Geschichte beginnt im Jahr 1958, als die Grenchner Kunstgesellschaft eine Kunstausstellung für Originaldruckgrafik ins Leben rief. Es ist eine Geschichte, gezeichnet in einer Zeit des Aufbruchs, des Gestaltungswillens und der Veränderung. In demselben Jahr wurde auch der Musikpreis zum ersten Mal verliehen und drei Jahre zuvor konnte das Parktheater eingeweiht werden – mit der Triennale sollte nun auch die Bildende Kunst nach Grenchen gebracht werden.»
Scheidegger beschrieb den Wandel der Triennale, von der Ausschreibung eines internationalen Wettbewerbs über die persönliche Einladung von Künstlerinnen und Künstler. Über den Wechsel von der individuellen Ausrichtung eines künstlerischen Leiters hin zum sogenannten «Verleger-Modell». Der Stadtpräsident rief die verschiedenen Formen und Schwerpunkte in Erinnerung, auf die man in der Vergangenheit den Fokus gelegt hatte.
«Dieses Jahr steht die Triennale wieder im Zeichen der Konzentration auf das Wesentliche, was wiederum den Zeitgeist trifft.»
Die über 60-jährige Geschichte der Triennale sei geprägt «von einer steten Anpassung der Ausstellungsform an die aktuellen Strömungen im Kunstgeschehen», aber bei allen Veränderungen – auch den räumlichen – sei eines geblieben: «Die Triennale hat seit ihren Anfängen die Nähe zum Publikum gesucht.» Er freue sich besonders, betonte Scheidegger, dass nach den letzten, schwierigen, vom Corona-Virus geprägten Monaten, die Triennale im ordentlichen Drei-Jahres-Rhythmus stattfinden könne.
«Denn die Triennale ist stets ein Höhepunkt im kulturellen Kalender der Stadt Grenchen.»
Nach der Begrüssung durch Philipp Glocker, Präsident der Kunstgesellschaft Grenchen, der den Anwesenden das Prinzip und die Entstehungsgeschichte der diesjährigen Triennale näherbrachte, erläuterte der Schweizerisch-Argentinische Künstler und Kurator der Ausstellung, Kardo Kosta nach einer kurzen und witzigen Performance - er mischte in einem alten Kessel «Harmonie» und «Emotionen» zur «Triennale» - die Idee hinter den verschiedenen Teilen der Triennale «Gráfika der Peripherie ‹Der Überlauf›» – selbstverständlich auf Spanisch.
«Weshalb ein Wettbewerb in Schwarz Weiss? Weil Schwarz Weiss seine ganz eigene Poesie hat und besondere Emotionen hervorruft. Warum Mini Print im kleinen Format? Weil es uns gerade in diesem Moment erlaubt, Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt am Wettbewerb teilnehmen zu lassen. Und damit kommen wir wieder zurück zum ursprünglichen Gedanken der Triennale.» Die Werke sind übrigens käuflich und kosten zwischen 20 und 850 Franken.
Kardo Kosta war übrigens vor 26 Jahren an damaligen Triennale der einzige ausstellende Künstler aus einem anderen Teil der Erde und er sei hier sehr herzlich begrüsst und aufgenommen worden, sagte er.
Janeth Berrettini aus Zürich, ursprünglich aus Caracas, Venezuela und seit 15 Jahren in der Schweiz, wurde von der Jury mit dem Preis für die beste Umsetzung des Themas «Zeit ohne Zeit» ausgezeichnet. Sie habe vier Projekte für den Wettbewerb entworfen und gedruckt, aber erst das Vierte habe sie überzeugt, sagte sie. «Es sind die Hände meiner Tochter. Und der Titel ist nicht ‹Timeout›, wie man vermuten könnte, sondern ‹No doubt – ohne Zweifel›. Denn gerade in der jetzigen Zeit hat jeder Mensch das Recht auf ein Timeout, ganz ohne Zweifel.»