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Grenchen
Mit vollem und begeisterndem Programm wurde in Grenchen nicht nur 150 Jahre Einheit in Italien, sondern auch das Andenken an Giuseppe Mazzini gefeiert, dem die Uhrenstadt vor 175 Jahren Asyl gewährte.
Der Grenchner Marktplatz ist voller Leben, süss wie die italienischen Nachspeisen, die an einigen der Marktstände verkauft werden; das Dolce Vita wird mit Leib und Seele zelebriert. In erster Linie aber feiert man den 150. Geburtstag des modernen Italien. Das Festzelt ist reich geschmückt mit grün-weiss-roten Flaggen, unter die Trikolore mischen sich auch einige Schweizer Kreuze und, hinter der Bühne, die Fahne Grenchens. In der Gründungsgeschichte des Mittelmeerstaates kommt der Uhrenstadt insofern eine gewisse Bedeutung zu, als sie dem zum Tode verurteilten und flüchtigen Giuseppe Mazzini aus Genua, Vordenker des vereinigten Italien, vor 175 Jahren Asyl gewährte.
Das dreitägige Fest bietet ein abwechslungsreiches Programm (auf Marktplatz und Bachtelen verteilt), mit vielen Stars und Sternlein. Highlight des Freitagabends ist der italienisch-schweizerische Doppelbürger und Komiker Massimo Rocchi – das Zelt auf dem Marktplatz ist bis auf den letzten Platz besetzt, und auch links und rechts der Bühne versucht man, einen Blick auf die Bühne zu ergattern. Rocchis Programm ist vor allem italienisch, nur einen kleinen Teil seines speziell auf Grenchen zugeschnittenen Programms präsentiert er auf Deutsch.
Er erzählt von seiner Jugend, Erlebnissen am Strand, als er nie baden durfte, weil er gerade gegessen hatte, aber immer essen musste, weil seine Nonna das so wollte. Auch die Mächtigsten Europas und ihre Vorliebe für Frauen – im Fall von Silvio Berlusconi sind es viele, im Fall von Nicolas Sarkozy grosse – bekommen ihr Fett weg.
Grosser Auftritt von Piero Esteriore
Am Samstag hat – nebst vielen lokalen Künstlern und einem Symposium zur Bedeutung Mazzinis – der ehemalige «MusicStar»-Teilnehmer Piero Esteriore seinen grossen Auftritt. Eine Zuschauerin streckt zwar die Zunge raus, als er angekündigt wird, aber die Mehrheit des Publikums scheint, nicht zu Unrecht, von seinem Auftritt überzeugt. Als beim dritten Lied während des Gitarrensolos plötzlich der Verstärker keinen Ton mehr von sich gibt, improvisiert Esteriore – am Schlagzeug – mit seinem Bassisten fast fünf Minuten lang (hauptsächlich zur Bassline von «Walk This Way»). Am meisten Applaus kriegt die Band aber dann doch für den Coversong, der als Zugabe folgt: «Baila» von Zucchero.
Dessen Musik ist im Übrigen, nebst der von vielen weiteren italienischen Künstlern, auf CD gepresst an einem Stand des italienischen Marktes neben der Zeltbühne zu
erwerben. Dazu gesellen sich ein Kleiderstand, eine Gelateria und Stände, die Pasta in allen Variationen, Olivenöl und in selbiges Eingelegtes, aber auch Süsses anbieten.
Deftigeres gibt es im Festzelt, wo Bratwürste, Arrosticini, Polenta und Bruschette verspeist werden. Auf der Bühne spielen mittlerweile Vic Vergeat und Band, während sich Esteriore unters Volk mischt. An der Seite von Vergeat, der unter anderem mit der Rockband Nazareth durch die USA tourte, für Gotthard komponierte und mit vielen internationalen Künstlern wie Gianna Nannini spielte, bearbeitet kein Geringerer als Mel Collins das Saxofon, der für eine ganze Reihe namhafter Musiker und Bands arbeitete. Darunter Eric Clapton, die Rolling Stones und Tina Turner – die Liste lässt sich schier endlos verlängern, ohne dass die Namen an Glanz verlieren.
Trotz der hervorragenden Musik leert sich das Festzelt allmählich – es ist spät und morgen ist auch noch ein Tag. Denn am Sonntagvormittag wartete mit den Fahnenschwingern und Musikern aus Legnano in Italien gleich eine weitere spektakuläre Attraktion auf. Ein Wochenende der Festivitäten – drei Tage, zwei Nationen, im Gedenken an einen grossen Mann.
Mitarbeit: Oliver Menge