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Tausende pilgerten am Samstag zur fünften Ausgabe der Benefizveranstaltung Rock am Märetplatz. Kurt Gilomen wurde mit dem Chappelitüfel geehrt.
Glücklich, wer solch einen Anlass sein eigen nennen kann. Glückliches Grenchen also. Die fünfte Ausgabe der Benefizveranstaltung – unterstützt wird die Jabahe-Band – «Rock am Märetplatz» wurde zur Megaparty mit knapp 12 Stunden abwechslungsreicher Musik von erlesener Qualität, Bands mit Legendencharakter, kulinarischen Hochgenüssen, einem Moderator (Mischu Stalder) mit coolen Sprüchen und viel Sachverstand, einem Marktplatz, der mit über 3000 Personen schier aus den Nähten zu platzen drohte, und einem Erscheinungsbild, das mit dem «Rock-Tower» einen innovativen Hingucker besass. Kurt Gilomen und seine 20-köpfige Crew hatten wiederum ganze Arbeit geleistet.
Chappelitüfel an Kurt Gilomen
Der Initiator wurde denn auch mit dem «Chappelitüfel» geehrt, einer begehrten Auszeichnung eines privaten Komitees, die seit 1987 in regelmässigen Abständen einer Grenchnerin oder einem Grenchner verliehen wird, welche auf originale Weise – «original» im ursprünglichen Sinne von «echt» – im gesamtgesellschaftlichen Bereich durch besondere Leistungen auffällt und für die Region Grenchen und ihre Bevölkerung positiv in Erscheinung tritt.
Laudator Hubert Bläsi liess im Beisein von verschiedenen früheren Preisträgern die diversen Stationen des Geehrten in einer launigen Ansprache als Musiker, Musiklehrer und vor allem Organisator Revue passieren. Kurt Gilomen ist notabene der bisher jüngste «Chappelitüfel» und widmete die Auszeichnung sogleich seinem ganzen Team.
Zurück zur Party an sich. Den nicht ganz einfachen Part als «Opener» übernahm die Band «Aeywaeg» und absolvierte diesen mit ihren Eigenkompositionen in Deutsch und Englisch absolut souverän. Für viele eine Entdeckung wird «Black Mount Rise» gewesen sein. Harte Riffs kontrastierten dabei mit der ebenso eindringlichen wie vielseitigen Stimme von Sänger und Gitarrist Yannick Schmidt, eine Stimme, welche in Poesie getränkt schien.
«Generell 80» entführten die Zuschauenden danach ins letzte Jahrhundert und in ebenjenes Jahrzehnt, welches Hits, aber auch «Kleidersünden» am laufenden Band produziert hat. Eine Besonderheit des «Rock am Märetplatz» ist es, dass auch während der Umbaupausen nicht musikalische Ebbe herrscht. Die einheimischen DJs Bonsai und Horse legten auf, und auf dem oberen Teil des Marktplatzes sorgten «Dean Wilson and The Hot Chilli Poppers», live und nur minimal verstärkt, für einen weiteren musikalischen Hochgenuss.
Fadengerade und mit Spielfreude
Der Abend begann mit einem Knaller. «Dögz» heizten so richtig ein. Mit seiner rau-rauchigen Stimme, epischen Soli und einer phänomenalen Bühnenpräsenz schien Gitarrist und Sänger Phippu Gerber den Bluesrock beinahe verschwenderisch zu verströmen; und doch ist die Band so etwas wie ein Gesamtkunstwerk. Kein Wunder, bei den Mitmusikern: Seine langjährigen Weggefährten Brigitte Geiser (Hammond) und JC Wirth (Bass) und natürlich Krokus-Legende Freddy Steady (Drums) sprühten ebenso vor Spielfreude.
Die «Hausherren» von Light Food hielten sodann die Stimmung mit einem Mix aus Coverversionen und eigenen Songs hoch. Die vier Stimmen, mehrstimmige Chöre und drei Leadstimmen sind jeweils ein Ohrenschmaus.
Und dann natürlich Span. Die Rocklegenden besassen bei ihrem gut anderthalbstündigen Auftritt ein unglaubliches Timing. Pünktlich um Mitternacht intonierten sie «Louenesee»: Gänsehautstimmung zur Geisterstunde. Die gestandenen Herren zeigten aber auch, dass sie noch einiges mehr draufhaben. Fadengeraden Rock nämlich, herrlich selbstironischen «Bärner Blues» oder hymnische Balladen. Sie setzten einen fulminanten Schlusspunkt hinter ein rauschendes Rock-Fest, das nur schwer zu toppen sein wird. Allein, das haben wir vor einem Jahr auch schon gedacht.