Claudia Dahinden und Ferrucio Cainero überzeugten mit ihren Darbietungen im Kleintheater Grenchen. Eine gelungne Kooperation der literarischen Gesellschaft mit den Theater-Verantwortlichen.
Kooperation lohnt sich eben doch. Die erfreulich zahlreichen Anwesenden im Kleintheater des Schulhauses IV können dies nach der Abschluss-Vorstellung der Saison bezeugen.
Die literarische Gesellschaft hatte sich mit den Verantwortlichen des Kleintheaters zusammengetan, und sie präsentierten einen vergnüglich-informativen Abend: «Es isch Zyt» hiess das programmatische Thema, in welchem die Grenchner Autorin und Historikerin Claudia Dahinden aus ihrem erfolgreichen Debutroman «Die Uhrmacherin» vorlas, während Autor, Regisseur und Erzählkünstler Ferrucio Cainero in seiner unnachahmlichen Art und Weise über das Thema räsonierte.
Die beiden harmonierten nach nur wenigen Absprachen hervorragend, so dass das Publikum das «Mysterium Zeit» in seinen verschiedensten Facetten einsaugen konnte: das Handwerk Zeit, verkörpert durch die Uhr, ebenso wie die Zeit, die die Menschheit und die Grenchner Geschichte im Besonderen beeinflusst hat und noch immer beeinflusst.
Die beiden Protagonisten hatten die Themen gut aufeinander abgestimmt: So unterschiedlich die Herangehensweise schien, so stimmig und kompakt wirkte das Geschehen auf der Bühne.
Cainero ist ein faszinierender Erzähler und Fabulierer, der seine Betrachtungen poetisch-philosophisch, manchmal ohne den Faden zu verlieren ausschweifend, gewitzt und mit viel «schweizerdeutsch-ausländischem» Charme würzt, diese dabei mit viel Gestik und Mimik unterstützt.
Er holte das Wesen der Zeit aus den chaotisch-mythologische Anfängen Griechenlands um Uranus, Gaia» und ihren Sohn Kronos über die Wirren der Reformation und die Hugenotten in die Schweiz, vergass dabei nicht einige Reminiszenzen an seine eigene Geschichte, erklärte gar den Zusammenhang zwischen Zeit und Nostalgie.
Claudia Dahinden ihrerseits liess teilhaben an einigen Sequenzen aus dem Wirken ihrer Hauptfigur Sarah Siegwart, die zur Mitte des 19. Jahrhunderts aus Luzern nach Grenchen emigriert, in ein Dorf, das sich aufmacht dank der Uhrenindustrie zu einer prosperierenden Kleinstadt zu werden.
Sie zeichnet ein akkurates Sittengebilde der damaligen Zeit, ihre Sprache ist genau und packend, versehen mit inspirierenden Aphorismen und Vergleichen, die schon mal süffisant und im besten Sinne gewagt daher kommen.
Besonders in Erinnerung bleibt die Szene, als die Hauptfigur zusammen mit dem Sohn ihres Auftraggebers (eigentlich als Privatlehrerin) eine Uhr «zusammentüftelt» und sich ein durchaus wohliges Kribbeln zwischen den beiden entwickelt, das ihnen die Schamröte in die Wangen treibt. Claudia Dahindens Debüt- Roman stand übrigens an der Spitze der Schweizer Bestenliste der Taschenbücher und ist immer noch in den Top 20.