Gleich zwei Ausstellungen eröffnen am 1. März ein reich befrachtetes Jahr: «TRANSIT» von Peter Aerschmann und «Edition Ars Felix», eine Werksammlung von etwa 70 Kunstschaffenden.
«TRANSIT», so der Titel der Ausstellung des Künstlers Peter Aerschmann, die vom 1. März bis zum 17. Mai im Kunsthaus zu sehen ist, spart nicht mit Witz und bietet einige Überraschungen. Im Neubau des Kunsthauses sind 18 Videoinstallationen zu sehen, manche mit interaktivem Charakter, das heisst der Betrachter wird selber Teil des Kunstwerks und kann dieses verändern.
Für Aerschmanns künstlerisches Schaffen sind Reisen eine wichtige Voraussetzung, auf denen er Fotografien und Filmsequenzen von alltäglichen Szenen im öffentlichen Raum aufnimmt und archiviert. Aus diesem digitalen Bildarchiv schöpft der Künstler, er zerlegt die Bilder, isoliert Menschen, Tiere, Pflanzen und Gegenstände und setzt sie neu zusammen. Aus den Fragmenten entstehen neue Bildwelten mit allerlei Vieldeutigkeit.
Motive werden aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst und erhalten in ihrer neuen Konstellation eine neue Bedeutung. Filmsequenzen werden herausgelöst und geloopt, Zeit ist bei Aerschmann nicht mehr eine definierte Grösse, verschiedene Zeiträume vereinigen sich und in derselben Installation laufen mehrere unterschiedliche Zeitstränge parallel ab.
Der Betrachter wird auf eine virtuelle Kamerafahrt durch eine künstliche Welt mitgenommen, bei der immer wieder neue und zum Teil witzige Überraschungen, aber auch verstörende Bilder zu sehen sind. Der Künstler fordert so die Wahrnehmung des Betrachters von Raum und Zeit, Wirklichkeit und Fiktion heraus und behandelt auch aktuelle gesellschaftspolitische und kulturelle Themen. «Aerschmann reisst Elemente aus ihrer Chronologie und erstellt einen eigenen Zeitstrang. Dabei arbeitet er im Grunde mit klassischen, kompositorischen Mitteln, und letztlich ist alles künstlich», erklärt Eva Inversini, die künstlerische Leiterin des Kunsthauses.
In den 15 Jahren seines Schaffens hat Aerschmann rund 64 solcher Installationen geschaffen. Er überlässt nichts dem Zufall und führt auch alle Arbeiten am Computer selber durch, jede seiner Figuren stellt er selber frei, eine äusserst aufwendige und anspruchsvolle Arbeit.
Der interaktive Aspekt war schon immer wichtig für Aerschmann: Nebst einer Installation, bei der der Betrachter durch Tastendruck das Bild verändert, wird Grenchen auch erstmals ein eigenes «Orakel» erhalten: Per SMS kann man diesem eine Frage stellen und drei Eulen-ähnliche Figuren werden darauf antworten, gesteuert von einem eigens für die Installation entwickelten Computerprogramm. Die Installation funktioniert allerdings nur nachts, denn Frage und Antwort werden an eine Scheibe beim Eingang projiziert.
Die Einzelausstellung im Kunsthaus Grenchen zeigt nach zahlreichen internationalen Ausstellungen erstmals einen konzentrierten Überblick über das Werk des 1969 geborenen Künstlers, der mehrfach ausgezeichnet wurde.
In der Villa Girard, dem alten Teil des Kunsthauses, wird ebenfalls am 1. März die Ausstellung zur Schenkung der «Edition Ars Felix» eröffnet, welche das Kunsthaus im vergangenen Jahr erhalten hat. «Die grosszügige Schenkung ergänzt unsere Sammlung im druckgrafischen Bereich ausgezeichnet, da wir von etlichen Künstlern, welche Blätter für die Edition Ars Felix geschaffen haben, bereits Werke in der Sammlung haben», erklärt Inversini.
«Ars Felix» wurde 1956 in Arbon gegründet, als «Gesellschaft zur Förderung zeitgenössischer Kunst, in einer Zeit, in der in Grenchen das Thema «Kunsthaus» aktuell wurde, wenige Jahre vor der ersten Triennale. Über 200 druckgrafische Blätter von rund 100 Kunstschaffenden sind seither erschienen, etwa 70 der Künstler sind nun in Grenchen in der aktuellen Ausstellung vertreten, darunter Jakob Bill, Bernhard Luginbühl, Franz Anatol Wyss und andere.
Anna Leibbrandt, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kunsthauses, hat die Ausstellung zusammengestellt und konzipiert. Sie verzichtete darauf, die Werke, welche eine grosse Vielfalt in Technik und Bildsprache aufweisen, in ihrer Zeitachse zu zeigen, sondern bezog sich auf formale und farbliche Aspekte bei der Ausstellungsgestaltung. Der «Dialog» verschiedener Werke führt zu einer differenzierten Betrachtungsweise und stellt die Werke nicht nur in einen formalen Zusammenhang, sondern ermöglicht weitere Interpretationen. «Die Bilder kommunizieren miteinander», so Leibbrandt.
Vernissage Samstag, 28. Februar, 17.30 Uhr. Weitere Ausstellungen: im Sommer Einzelausstellung Sebastian Utzni und Werke aus dem Nachlass von Werner Otto Leuenberger.
Zum Jahresende findet die traditionelle Ausstellung «IMPRESSION» statt.