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Die Stadt Grenchen nahm als einzige Stadt des Kantons Solothurn am Projekt «Primokiz» der «Jacobs Foundation» teil. Nun erhält die Stadt Mittel in der Höhe von 50'000 Franken für die frühkindliche Förderung.
Grenchen hat eine lange Tradition in der frühkindlichen Förderung und ein breites Angebot für Familien und Kinder im Vorschulalter. «Wir haben den Vorkindergarten, eine ganze Reihe von Kindertagesstätten, Spielgruppen, Krabbelgruppen, Tagesfamilien und die heilpädagogische Früherziehung. Ein Teil davon ist privat geführt, ein Teil wird von der Stadt angeboten», sagt Maya Karlen, Mitglied der Geschäftsleitung der Schulen Grenchens, Ressortleiterin «Frühe Förderung» und verantwortlich für das ausserschulische Angebot der Stadt. Bereits vor einem Jahr hat die Schulverwaltung ein Informationsbüchlein herausgegeben, in welchem die verschiedenen Angebote aufgeführt sind. Eine willkommene Dienstleistung für Eltern, vor allem für Zuzüger, wie Karlen sagt.
«Wir haben viele Akteure, die aber letztlich nicht oder wenig miteinander reden. Letztes Jahr haben wir deshalb ein erstes Vernetzungstreffen mit den Beteiligten durchgeführt – mit grossem Erfolg», sagt Karlen. Die Leiterinnen der Institutionen hätten die Gelegenheit erhalten, sich vorzustellen und ihre Erfahrungen und Kenntnisse untereinander auszutauschen.
Übergreifendes Konzept fehlt
Was aber bisher fehlte, sei ein übergreifendes Konzept, so Karlen. «Wir haben beispielsweise mit unserem Vorkindergarten, in dem Kinder zwischen drei und vier Jahren in der Sprache, der Fein- und Grobmotorik und im Sozialverhalten gefördert werden, nur positive Echos erhalten.»
Auch das Amt für Soziale Sicherheit ASO, das den Vorkindergarten aus dem Integrationskredit des Kantons Solothurn unterstützt, habe bei Kindergärtnerinnen eine durchwegs positive Resonanz auf den Vorkindergarten festgestellt. Kindergärtnerinnen berichteten, dass Kinder, welche den Vorkindergarten besucht haben, sich besser im ordentlichen Kindergarten zurechtfinden, die Sprache besser beherrschen und schneller vorwärtskommen. Aber was in anderen Institutionen passiert – insbesondere den Privaten – darüber weiss man wenig.
Erfolgreiche Bewerbung
Nun will man einen Schritt weiter gehen: Die Stadt Grenchen hatte sich bei einer Ausschreibung der Jacobs Foundation (siehe Kasten) beworben, um an ihrem Projekt Primokiz teilzunehmen und erhielt vor kurzer Zeit als einzige Stadt des Kantons grünes Licht: 50 000 Franken stehen in den nächsten zwei Jahren zur Verfügung, um eine vertiefte Analyse der Situation zu machen, ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln und dieses umzusetzen.
«Wir kennen zum Beispiel den tatsächlichen Bedarf nicht, konnten eine Qualitätskontrolle nur partiell durchführen und haben auch noch nie geprüft, wo effektiv Lücken bestehen», so Karlen, die das Projekt leiten wird. Zum Beispiel habe man den Bereich «Bildung» in Kitas noch nie genauer angeschaut», so Karlen.
Das Projekt Primokiz sieht konkret Folgendes vor: Eine vertiefte Situationsanalyse wird mit der Unterstützung von externen Experten durchgeführt. Die Jacobs Foundation stellt dazu die notwendigen Unterlagen und eine Liste mit Experten zur Verfügung, auf der ersichtlich ist, auf welche Fachgebiete sie spezialisiert sind, um die Auswahl für die Verantwortlichen zu vereinfachen.
Für die Expertenhonorare stehen 45 000 Franken zur Verfügung, die die Stadt Grenchen erhält, das heisst: Rund 23 Beratungstage sind so finanziert. Weitere 5000 Franken können für Netzwerktreffen mit anderen Städten verwendet werden, die ebenfalls bei «Primokiz» teilnehmen. Die Jacobs Foundation stellt die Möglichkeit rund 20 Städten zur Verfügung. «Nicht alle Städte sind im Bereich der Frühförderung gleich weit. Die Treffen mit Referenzstädten, die uns im Verlauf des Projekts von der Jacobs Foundation genannt werden, ermöglichen es auch, Inputs direkt zu verwerten», sagt die Projektleiterin.
Aufs Konzept folgen Massnahmen
Aufgrund dieser Situationsanalyse wird bis zum 30. Juni 2013 ein Zwischenbericht erstellt, der von den Experten der Jacob Foundation beurteilt wird. In Zusammenarbeit mit der Projektleitung wird dann ein Konzept erarbeitet, das bis Ende Juli 2014 vorliegen soll. Aus diesem Konzept können konkrete Massnahmen hervorgehen, die den politischen Behörden dann vorgelegt werden.
«Aber als Erstes wollen wir unsere Akteure über das neue Projekt informieren», erklärt Karlen. Am 20. März findet nun zu diesem Zweck das zweite Vernetzungstreffen statt. Mit Allan Guggenbühl konnte man einen bekannten Fachmann im Bereich der Jugendpsychologie als Referenten gewinnen. Er wird unter anderem über die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen sprechen, die ein Kind braucht, um Erfolg zu haben, welche kognitiven und sozialen Kompetenzen notwendig sind und welche Rolle Didaktik und Lehrpersonen bei der Entwicklung dieser Kompetenzen spielen.