In Grenchen heisst es, die Metzgerei Guex werde bald schliessen, das Haus sei bereits verkauft. Da schiesse die Fantasie bei einigen Leuten übers Ziel hinaus, relativiert Roland Guex das Gerücht.
«Nein, es pressiert uns nicht, die Metzgerei wird es noch ein Weilchen geben.» Doch weil er eine Nachfolgeregelung als fast unmöglich einstuft, ziehe er einen Verkauf der Immobilie durchaus in Betracht, sobald er in den Ruhestand tritt.
Letztes Jahr feierte die Metzgerei Guex an der Centralstrasse ihr 60-Jahr-Jubiläum. Das alte Haus hat also eine sehr lange Tradition, aber es wurde immer gut im Schuss gehalten und es ist im Gegensatz etwa zur alten «Chäsi», die in der Nachbarschaft vor einigen Jahren aufgegeben wurde, alles andere als ein Abbruchobjekt.
«Wir haben vor fünf Jahren zwei Wohnungen frisch renoviert», sagt Guex. «Meine Frau Cornelia und ich betrachten es als unsere Altersvorsorge.» Mit gut 60 Jahren müsse er langsam ans Aufhören denken, meint Roland Guex.
«Klar, es wäre schön, einen Nachfolger für die Metzgerei zu finden, aber wir haben keine Illusionen. Das ist fast unmöglich», sagt der Inhaber zur Möglichkeit, dass das Ende des Familienbetriebs, den er mit seiner Frau zusammen 1991 von Jean-Pierre und Heidi Guex übernommen hatte, in ein paar Jahren kommen könnte.
«Es werden viel zu wenige Berufsleute ausgebildet»,
findet Guex, und das betreffe nicht nur die Fleischbranche, das gelte auch für Bäcker oder Käser. «Wer einen Laden wie unseren übernimmt, der hat keinen Feierabend mehr. Das ist keine Anstellung im Monatslohn, das ist eine Lebensaufgabe, und zwar rund um die Uhr.» Und dafür liessen sich heutzutage kaum noch junge Berufsleute begeistern.
Robert Guex hat eine Vermutung, wie das Gerücht um eine baldige Schliessung der Metzgerei entstanden sein könnte. «Wir wollten herausfinden, was unser Haus etwa wert sein könnte, und haben es auf Immoscout ausgeschrieben.» Zu einem stolzen Preis von 2,65 Mio. Franken. «Das haben sicher ein paar Leute gesehen und ihre Schlüsse daraus gezogen.»
Dann seien auch noch die Pläne der Stadt diskutiert worden, die eine neue Strasse bauen möchte, und auch die Ideen, hier einen Stadtpark zu gestalten, habe die Fantasie vieler Leute beflügelt.
«Sicher ist, dass das Gebiet hier unternutzt ist und dass man aus der ausgezeichneten, zentralen Lage dieser Grundstücke viel mehr machen könnte», meint Robert Guex. Angebote habe er bisher keine erhalten und er wisse auch nichts von konkreten Plänen für eine neue Nutzung des Gebietes. Bisher gebe es nur Vermutungen und Spekulationen. «Aber wenn jemand tatsächlich ein schönes Projekt realisieren möchte, dann stehen wir nicht im Weg. Wenn der Preis stimmt, dann verkaufen wir.»