Grenchen
Aktion für mehr Frauen im Gemeinderat

Am Freitag riefen in Grenchen Gemeinderatskandidatinnen verschiedener Parteien in einer gemeinsamen Aktion dazu auf, am 25. April 2021 Frauen in den Grenchner Gemeinderat zu wählen.

Andreas Toggweiler
Drucken
Von l.n.r.: Gemeinderatskandidatinnen Christiane Giovannini (EVP), Rebekka Meier (Team Meier), Noemie Altermatt (SP), Nicole Arnold (SVP), Esther Siegfried-Stierli (CVP), Monika Dietschi (FDP), Xenia Hediger (Grüne).

Von l.n.r.: Gemeinderatskandidatinnen Christiane Giovannini (EVP), Rebekka Meier (Team Meier), Noemie Altermatt (SP), Nicole Arnold (SVP), Esther Siegfried-Stierli (CVP), Monika Dietschi (FDP), Xenia Hediger (Grüne).

zvg

Die Wahlbeteiligung lag bei den Kantonsratswahlen in Grenchen mit 33.3% mehr als 10 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt der Amtei (44.53%). «Die parteiübergreifende Aktion zielt deshalb auch darauf ab, den Wählenden zu vermitteln, wie wichtig es ist, die Personen zu wählen, die sie und ihre Interessen repräsentieren. Das bedeutet beispielsweise, dass Frauen anteilsmässig im Gemeinderat vertreten sind und die Perspektive der Frauen einbringen können», schreibt die überparteiliche Aktion in einer Mitteilung.

Der auf der Blache am Zytplatz aufgedruckte QR Code führt zur Smartvote-Seite für die Grenchner Gemeinderatswahlen, wo die politischen Positionen der verschiedenen Kandidierenden und Listen zu finden sind. Diese können leicht mithilfe eines Fragebogens mit den eigenen Positionen verglichen werden. Das erleichtere es den Wählenden, ohne grossen Aufwand die Personen zu finden, die ihre Interessen am besten vertreten.

18 Kandidatinnen stellen sich zur Wahl

2021 kandidieren in Grenchen 61 Personen für den Gemeinderat. Davon sind 18 Frauen und 43 Männer. Das entspricht einem Anteil von rund 30% Frauen. Aktuell sitzen nur 2 Frauen im 15-köpfigen Gemeinderat, was einem Anteil von 13.3 % entspricht. Damit sind die Frauen anteilsmässig in der Exekutive noch immer stark untervertreten. Im Kontrast dazu sind die Hälfte aller Ersatzgemeinderät*innen Frauen.

«Es stehen Kandidatinnen zur Verfügung, jetzt müssen sie auch gewählt werden. Das liegt in der Hand der Wähler*innen. Ihnen steht es frei, bewusst Frauen auf ihre Listen zu setzen. Sie haben es in der Hand, wer in Grenchen in den nächsten vier Jahren entscheidet»,

so der Aufruf weiter.

Um das zu betonen, montierten die Vertreterinnen der acht Parteien und Listen ein Banner, das an die erste Gemeinderätin aus Grenchen erinnert und zur Wahl von Frauen aufrufen soll. 1977 wurde mit Elsbeth Probst von der CVP zum ersten Mal eine Frau in den Grenchner Gemeinderat gewählt. Als Primarlehrerin wurde sie sehr geschätzt und war ihrer Zeit voraus. Sie blieb acht Jahre lang, bis 1985 Gemeinderätin.

Die Kandidatinnen über sich und ihre Anliegen

Allen Grenchner Gemeinderatskandidatinnen das Thema Frauen in der Politik ein wichtiges Anliegen, schreiben die Initiantinnen der Aktion und stellen die 18 Kandidatinnen in kurzen Testimonials vor:

Das Banner wurde beim Zytplatz angebracht.

Das Banner wurde beim Zytplatz angebracht.

zvg
  • Esther Zumstein, Lehrerin, EVP, Liste 01.02: «Das Empowerment von Frauen, gerade auch in kommunalpolitischen Ämtern, ist ein wichtiger Massstab für die Gerechtigkeit und Einigkeit einer Gesellschaft. Eine Zukunft mit einem ausgewogenen Anteil an selbstbewussten und mutigen Frauen im Grenchner Gemeinderat ist daher absolut zentral – schliesslich soll dieser ja eine Art Spiegel unserer Gesellschaft sein.»
  • Christiane Giovannini, Hausfrau, EVP, Liste 01.03: «Meine Kandidatur konzentriert sich auf Träume, Gleichheit und Chancen für alle. Ma candidature est portée sur les reves, l'égalité, les opportunités pour tous.»
  • Noemie Altermatt, Studentin, Liste 02.01: «Damit wir jungen Frauen unsere Zukunft aktiv mitbestimmen können!»
  • Angela Kummer (bisher), Leiterin Kulturgüterschutz, SP, Liste 02.08: «Frauen haben bei vielen politischen und gesellschaftlichen Themen einen anderen Blickwinkel - darum braucht es mehr Frauen in den politischen Gremien: für eine andere Sichtweise bei bildungs- und gesellschaftsrelevanten Fragen, Gesundheit, Umweltschutz, Gleichberechtigung, Kultur und Zusammenhalt der Bevölkerung.»
  • Tatjana Nicolosi, Juristin, Liste 02.10: «Gleichgewicht ist das A und O. Ohne Gleichgewicht kommt es zu Krankheiten, Konflikten und Ungleichheiten. Frauen haben von Natur aus eine andere Herangehensweise bei der Problemlösung als Männer. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, braucht es nicht nur die männliche, sondern auch v.a. die weibliche Denkweise.»
  • Farah Rumy, Fachexpertin Pflege, 02.11:«Frauen machen 50% jeder demographischen Gruppe aus. Wir verändern die Zukunft und stehen an vorderster Front. Die Beteiligung von Frauen in der Politik trägt zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter bei und wirkt sich sowohl auf die Bandbreite der zu berücksichtigenden politischen Fragen, als auch auf die Arten der vorgeschlagenen Lösungen aus.»
  • Nicole Hirt (bisher), Lehrperson, Kauffrau, GLP, Liste 03.01: «Obwohl per Ende 2019 fast 70'000 mehr Frauen zur ständigen Wohnbevölkerung zählten als Männer, sind sie nicht nur in der Politik untervertreten. Frauen können aber nur gewählt werden, wenn sie sich auch zur Verfügung stellen. Und damit hapert es leider. Also liebe Frauen, gebt euch einen Ruck und nehmt am politischen Prozess teil. Nur wer mitmacht, kann etwas bewegen und Anliegen einbringen.»
  • Nadine Fluri (bisher Ersatz), Kauffrau, Liste 03.04: «Veränderung erreicht man nur wenn man sich dafür einsetzt.»
  • Nicole Arnold, Eidg. Dipl. Hotelier/Restaurateure, SVP, Liste 04.06: «Die Aufgabe unserer Generation ist es, Erkämpftes zu erhalten und trotzdem voranzukommen. Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Noch immer verdienen Frauen in der Regel weniger, sie sind unterrepräsentiert in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Es gibt noch viel zu tun und wir müssen uns nicht über Quoten definieren sondern Leistung!»
  • Nathaly Meier-Moreno, Geschäftsführerin, CVP, Liste 05.10: „Der Gemeinderat sollte ein Abbild der Bevölkerung sein, welcher die Interessen aller vertritt. Bis zum heutigen Tage entspricht der Frauenanteil aber nicht der Realität. Dies können wir ändern, indem wir aktive Frauen unterstützen, fördern und in den Gemeinderat wählen!“
  • Vanessa Mettler, Bäckerin/Konditorin, CVP, Liste 05.12: «Auch junge Frauen brauchen eine Stimme im Parlament.»
  • Esther Siegfried-Stierli, Treuhänderin, CVP, Liste 05.14: «Es braucht mehr Frauen im Gemeinderat, damit Ihre Interessen und Anliegen besser vertreten sind. Ich setze mich für ein attraktives Grenchen als Wohn- und Arbeitsort ein.»
  • Xenia Hediger, Geschäftsführerin, Grüne, Liste 06.02: «Der politische Prozess profitiert davon, wenn möglichst viele verschiedene Perspektiven in den politischen Gremien vertreten sind. Eine anteilsmässige Vertretung der Bevölkerungsgruppen ist daher wichtig. Beim Frauenanteil im Gemeinderat gibt es diesbezüglich Luft nach oben.»
  • Magdalena Röösli, Lehrerin, Grüne, Liste 06.04: «Gleichstellung fördern heisst, die bestehenden Denkmuster zu ändern: Bei der Feuerwehr gibt es nicht nur Feuerwehrmänner, sondern auch Feuerwehrfrauen!»
  • Rebekka Meier, Uhrmacherin, Team Meier, Liste 07.02: «Die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner Grenchens sind Frauen. Damit die Politik auch in ihrem Sinn entscheidet, ist es wichtig, dass die Interessen der Frauen im Gemeinderat mit genug Gewicht vertreten sind.»
  • Monika Dietschi, Damenschneiderin, FDP, Liste 08.01: «Ich finde, es müssen nicht mehr Frauen gewählt werden sondern die, welche geeignet und erfahren sind. Mann oder Frauen, da sehe ich keinen Unterschied»
  • Sandra Sieber (bisher Ersatz), Schauspielerin, FDP, Liste 08.09: «Mütter haben in der Gemeinde einen ständigen Einblick in Bildung, Vereinbarung von Elternschaft und Arbeit, Kultur und Gemeinschaft - deswegen braucht es ihre Stimme.»

Die Aktion wird unterstützt von Helvetia ruft! Mehr Informationen unter: de.alliancef.ch/helvetia-ruft/projekt. Die Blache wurde grafisch aufbereitet von Ina Bandixen und gedruckt von Marliese Muster, MG Gravuren, Grenchen.

Eine ähnliche überparteiliche Aktion hatten bereits die Grenchner Kandidatinnen für den Kantonsrat am 5. Februar 2021 durchgeführt. Zwei der Kandidatinnen, die die Aktion unterstützt hatten, nämlich Nicole Hirt und Farah Rumy, wurden am 7. März in den Kantonsrat gewählt.