Startseite
Solothurn
Grenchen
Die Grenchner Wohntage thematisieren ein aktuelles Thema: Wie sollen Wohnungen angesichts der Mietsteigerungen der letzten Jahr bezahlbar bleiben? Ernst Hauri vom Bundesamt für Wohnungswesen erklärt, wie man sich für günstige Mieten einsetzt.
Bezahlbarer Wohnraum ist in Grenchen vorerst kein Problem. Dennoch ist der Renditedruck auch hier Realität. BWO-Direktor Ernst Hauri zu aktuellen Fragen des Mietwohnungsmarktes, die an den Grenchner Wohntagen erörtert werden.
Nebst einer Tagung für Fachleute am Donnerstag im Parktheater bieten die 19. Grenchner Wohntage auch drei weitere öffentliche Anlässe rund ums Thema Wohnen für die interessierte Bevölkerung an. Am Dienstagabend um 19 Uhr ist im Kultur-Historischen Museum ein Referat zu hören zum Thema «Wohlstand und Macht – wie wohnten die Patrons?» Am 10. November um 18.30 Uhr ist im Kino Rex der Film «Die Strategie der Schnecke» zu sehen, der den schlitzohrigen Kampf der Mieter gegen die Vertreibung aus einem Miethaus in Bogotá thematisiert. Einen unkonventionellen Approach zum Thema Architektur bietet der Architekt Boris Szélpal zusammen mit dem Rapper Manillio und der Live-Zeichnerin Gabriele Schlipf am Mittwoch, 12. November, 19 Uhr, im Kunsthaus. (at.)
Ernst Hauri: Da bin ich sehr zuversichtlich. Wohnen ist ein wichtiger Lebensbereich und beansprucht den grössten Teil des Haushaltbudgets.
Es ist regional sehr unterschiedlich. In Grenchen oder im Kanton Solothurn ist das Angebot genügend, damit die Preise nicht oder nur moderat steigen, in grossen Städten ist das oft nicht der Fall. Doch selbst dort muss man unterscheiden zwischen bestehenden und neuen Mietverhältnissen. Aufgrund des sinkenden Referenzzinssatzes werden viele Mieten sogar noch günstiger. Eine attraktive Alternative ist heute auch Wohneigentum – sofern das Kapital vorhanden ist.
Wer allerdings eine neue Wohnung suchen muss, wegen Stellenwechsel, Renovation oder anderen Gründen, ist meistens mit höheren Mieten konfrontiert. Betroffen ist insbesondere die Einkommensklasse von 4000 bis 6000 Franken. Hier ist die Belastung des Haushaltsbudgets durch Mieten von 2000 bis 2012 von gut 20 auf über 25 Prozent gestiegen. Der Bundesrat hat jetzt beschlossen, dass Mieter den Mietzins der Vorgänger erfahren dürfen. Eine entsprechende Gesetzesänderung dürfte nächstes Jahr ins Parlament kommen.
Sie sind ziemlich ähnlich, wenn man das Lohnniveau berücksichtigt.
Neubauten sind immer relativ teuer, sei dies aufgrund der Bodenpreise oder der Bauleistungen. Dazu kommen auch neue Normen bezüglich Sicherheit, behindertengerechtes Bauen oder Energieeffizienz. Viele von ihnen sind sinnvoll, verteuern aber das Bauen. Kurz gesagt: es ist auch für die von uns unterstützten gemeinnützigen Bauträger bei Neubauten schwierig, zu günstigem Wohnraum zu kommen. Längerfristig werden aber diese Wohnungen relativ günstiger, weil diese Bauträger die Kostenmiete berücksichtigen müssen. Wir werden an unserer Tagung Beispiele vorstellen, wie dies gelingen kann.
Wenn eine Wohnung verbilligt wird, gibt es klare und objektive Kriterien bezüglich Einkommen, Vermögen und Belegung, die erfüllt werden müssen, damit jemand Mieter sein kann. Bei den mit Bundesmitteln verbilligten Wohnungen überprüfen wir diese Sachverhalte selber und konsequent. Offenbar ist das nicht überall der Fall. Auch in Bern gab es diese Kriterien, aber es mangelte am Vollzug. Diese Probleme müssen beseitigt werden, denn sie schaden dem System der Wohnraumverbilligung insgesamt. Der Vollständigkeit halber sei auch betont: nicht jede Genossenschaftswohnung ist eine Sozialwohnung.
Nicht unbedingt. In grossem Stil wird das in der Schweiz fast nur in Zürich gemacht. Für diesen Fall empfehlen wir Wohnbaugenossenschaften oder Stiftungen, welche ganz oder teilweise mit öffentlichen Mitteln dotiert werden. Dies erlaubt eine gewisse politische Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit. Beim Bau von Alterswohnungen ist dieses Vorgehen schon recht verbreitet. Hier kann ich mir vorstellen, dass die öffentliche Hand künftig noch vermehrt aktiv werden muss. Denn der Bedarf ist klar gegeben.
Das Problem ist nicht von der Hand zu weisen. Streng genommen wäre jede Nettorendite, die mehr als einen halben Prozentpunkt über den Referenzzinssatz liegt, bereits zu viel. Die Miete wäre missbräuchlich. Bekanntlich liegt diese Grenze zurzeit bei 2,5 Prozent. Für manche mag dies eine solide Rendite sein, für andere vielleicht nicht, je nach Anlage-Alternativen.
Im Prinzip ja. Es ist aber relativ aufwendig und schwierig, diesen nachzuweisen. Beobachtungen zeigen zudem, dass viele Leute ihren Mietzins als durchaus fair einschätzen. Von der Möglichkeit, bei sinkendem Referenzzinssatz eine Mietzinssenkung zu verlangen, wird nämlich längst nicht flächendeckend Gebrauch gemacht.